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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0437

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Donnerstag

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Deutschland. :

(z» Heidelberg, 14. April. Geſtern hat Bürgermeister Rit-
haupt sein Amt niedergelegt. ~ Die nächſte Veranlaſſung!zu seiner Abdan-
fung war folgende Handlung: Das gr. Oberamt dahtier verlangte

vom Gemeinderath über einen Bürger ein Vermögens- und Le.

munds-Zeugniß. Der Gemeinderath beſchloß, in demſelben zu sagen,
daß jener Bürger ein vermögender und achtbarer Bürger sei. Nach-
dem ein Gehülfe der Rathſschreiberei das Zeugniß nach dieſer Bor-
ſchriſt ausgefertigt und dem Bürgermeiſter zur Unterschrift vorgelegt
hatte, erklärte dieser, daß er dieſes Zeugniß nicht unterſchreibe, und
befahl, in demſelben zu sagen, daß jener Bürger ein vermögender
Mann ſei, und noch nicht im Konduitenbuéhe eingeschrieben sei. Der
Schreiberei-Gebülfe kam diesem Befehle nach,. und fertigte auf diese
Art das Zeugniß aus; der Rathſchreiber aber wollte es nicht unter-
zeichnen, da es mit dem Protokolle nicht übereinfimme. So fanden
am andern Tage einige Gemeinderäthe dieses Zeugniß. Diese be-
fragten den Rathsſchreiber und dessen Gehülfen darüber, welche als-
dann den Hergang der Sache erzählten, was-sogleich. zu Protokoll
genommen wurde. Am Nachmittage stelle der Gemeinderath den
Bürgermeiſter hierüber zu Rede, welcher Alles abläugnete, bis er
vom Rathsſchreiber und deſſen Gehülfen überwiesen worden war.
Der Gemeinderath hat diesen Vorgang sogleich gr. Oberamte nach-
gezeigt. Wie benennt man eine ſolche Handlung eines Bürgermei-
ſters ?
' Heute wählt die mittelbeſteuerte Klaſſe ihre Mitglieder zum groſ-
ſen Bürgerausſchuſſe, welche Wahl, wie die der Niederbeſteuerten
zu Gunsten der Partei ausfallen wird, welche solche Ungefeglichkei-
ten der Gemeindeheamten nicht beſchönigen will, sondern ihren Un-
willen gegen dieselben an den Tag legt. ; ;
Mus Nhyeinßheſſen, 11. April.. Es. iſt nicht das exſte Mal,

daß unsere öffentlichen Anwälte Veranlaſſung hatten, mit den Präſi-

denten der Gerichte, vor welchen sie Nroceſſe führen, in Gegenſat
zu treten. Es liegt jetzt wieder ein solcher Fall vor.
den Präsidenten des Kreisgerichts in Mainz betrifft, so iſt bereits
von den m-iſten dortigen Anwälten eine Beschwerde gegen ihn beim
Obergerichte eingereicht, und das Obergericht hat auf Antrag des
Generalstaatsprokurators eine Unterſuchurg angeordnet und ſeinen
Präſidenten als Commiſſär ernannt. Jene Beschwerde bezieht . fich
theils auf persönliche Verletzung der Standesehre, theils auf große
Mißſtände und Verzögerungen in der Geschäftsführung. Was die
erſtere betrifft, ſo ſoll auch die Anwaltskammer mit besonderer Be-
ſchwerde vorgetreten sein. Hinsichtlich der letzteren aber iſt das, was
man davon hört, auffallend genug. Das Ministerium hat bereits
Kenntniß. von der Sache genommen. Dem Ergebniß des Ganzen
ſieht man allgemein mit großer Spannung entgegen.

Aus Leipzig berichten die Sächſ. Vaterl. Bl. folgendes „Et-
was für Buchhändler. : Wieder ein Ehrenmann, wieder einer

von den jetzt nachgerade ziemlich zahlreichen braven Leuten, die ein.

Ordensband werth sind. ~ Auf, zu, in Wietersheim bei Pr. Min-
den wohnt ein Freiherr von Schlotheim, der vor Kurzem per Brief-
poſt einem hiesigen bedeutenden Verlagsbuchhändler die Beſtellung auf
einen seiner Verlagsartikel mit der Bemerkung zugehen ließ, das ver-
langte Buch ihm per Poſt zu übersenden und den Beitrag dafür
nachzunehmen. Das gewünschte Buch, obwohl in Leipzig mit ſächſt-
ſcher Censur erschienen, war wie hunderte und allenfalls auch noch
mehrere seiner Collegen, in Preußen verboten. Darauf basirend de-
nuncirte der oben genannte Herr den Verleger bei der beireffenden
Behörde als Verbreiter verbotener Schriften, und iſt derselbe bereits
in dieſer Angelegenheit vernommen worden. ~ Wir können nicht
umhin, diese wirklich außerordentlich edle Handlungsweise zu veröf-
fentlichen, ersuchen zugleich auch die verehrlichen Redactionen, obige
Thatsache zur weitern Beurtheilung durch ihre Blätter dem größern
Publicum zu überweisen, damit man dem Namen des Ehrenmannes
überall den Platz anweis'’t, der ihm zukommt.

Stuttgart, 13. Ayril. (Frankf. Journal.) Heute fand die
zweite konſtituirende Bersammlung der hieſigen Deutſch-Katholiken
im großen Saale des Bürgermuſeums statt. Gegen 200 Personen
waren dabei anweſenn. :

Breslau, 10. April. Die ,„Schleſiſche Zeitung““ enthält eine

Was nämlich -

Erklärung, datirt Neumarkt und Persſchütz (Kreis Trebnitz) vom
9. April, wornach zwei Geiſiliche der e vangelisch-unirten Kirche,

der Rector und Hülfsprediger Hofferichter und der Candidat Vogt-

herr zur ,„Chriſt-katholisſchen Gemeinde übertreten.

Bonn, 9. April. (Elberf. Ztg.). Biſchof Geiſſel steht neuer-
dings wieder in Unterhandlung mit den Hermeſianern Prof. Braun
und Prof. Achterfeln. Schon ſind die darauf bezüglichen Vorschläge
zur Genehmigung nach Rom abgegangen. Wenn irgend ein Zeitpunkt
der Rehabilitation dieser Chrenmänner günſtig gewesen, so iſt es der
gegenwärtige, wo der päpſtliche Stuhl Alles aufbieten muß.

Köln, 12. April. (Fr. O.-P.-A.-Z.) Man ſpricht hier viel

davon, daß die Rheinzölle ganz aufgehoben werden sollen und Hol-

land unserm Handelsverkehr auch bedeutende Conceſſionen machen

werde, um der Concurrenz Belgien's die Spitze bieten zu können,

denn der Rhein wird seine Bedeutung als Waarenftraße troy aller
Eiſenbaynen, nie verlieren, wie dies das raſche Aufblühen der Dampf-
chleppichifffahrt bewciſt, die ihre Mittel bedeutend vermehren muß,
swill sie den Anforderungen genügen. Die Segelſschiffer gehen durch
diese Einrichtung natürlich allmälig zu Grunde und Hunderte von
Famillen, welche am Niederrheine von der Segelſchifffahrt lebten,
werdey broolos. :

Langenberg, 9. April. Die Cisſenbahn-Arbeiter zogen, laut
der „Elberf. Ztg.", mit ihren Schachtmeiſtern an der Spige, unter
Hörnerklang, mit zusammengeſtückellen Fahnen, todten Eulen und
Habichten von Vohwintel ab, verübten aber in Langenberg keine ei-
gentilichen Erceſſe. Was sie trieb, war die Noth. Sie machten gel-
tend, daß die Direction der Cisenbahn ihnen das Versprechen gege-
ben hube, den Arbeitslohn zu erhöhen, wenn die Tage länger wür-
den. .Dieſes Versprechen wurde nicht gehalten. Wie harmlos im
Ganzcn die Leute waren, ergibt sich schon aus dem einzigen Umstan-

De, daß sie ver« Bramten ein Lebehoch brachten und ruhig abzogen,

als tr ihnen die Zuſage gegeben hatte, daß ihnen ihr Recht geſche-
tk: her ſölinn geaug. baß Hau vet zr nicht früher er-
öhte und. erſ zu ienem reef ieß.

. Elberfeld, 13. April. In Ratingen haben etwa 40 unver-
heirathete Frauenspersonen aus den bemittelten Ständen ſich vereinigt,
den Mädchen armer Leute, hauptsächlich denen, welche auf der Fa-
brik arbeiten, an jedem Sonntag-Nachmiitage einige Stunden Unter-
richt in. den besonders sür ſie dienlichen Handarbeiten zu ertheilen.
Von freiwilligen Gaben und cinem festen Jahresbeitrage werden die
Bedürfniſſe und Stoffe zu Strümpfen, Hauben, Schürzen, Tüchern,
Kleidern 1c. angekauft und dieſe zur Bearbeitung vertheilt. Der Ei-
fer der lernenden Mädchen wird um so reger erhalten, da man Je-
dem den fertig gemachten Gegenstand überläßt. So kommt es dann,
daß nach der Versicherung einer Vorsteherin, keines von den weit
über 100 lernenden Mädchen, ohne wirkliches Hinderniß diesen Un-
terricht versäumt, und Alle den Lehrerinnen durch Folgsamkeit, Ord-
nungsliebe und Sittſamkeit Freude machen, wodurch lettere sich nach
dem Tage sehnen, wo sie, der eingeführten Ordnung gemäß, als
ſolche zu fungiren haben.

. HYVom Nhein, 14. April. (Köln. Ztg.) Die Verhandlungen
unseres rheinischen Landtags über die Preßfreiheit liegen der Provinz
vor, und wir dürfen mit Beſtimmtheit behaupten, daß ſie nicht nur
in diefer, sondern im gesammten Deutschland den verdienten Arklag
finden. Unsere Abgeordneten haben ganz besonders auch in der vor-
ligenden Debatte sich als Vertreter der Gesinnung unserer intelligenten
Bevölkerung gezeigt und eine politische Bildung bethätigt, der wir
uns in jeder Beziehung freuen dürfen. Mit Ausnahme von wenigen
Stimmen erkannten ſie den Segen der Preßfreiheit an, sie sprachen
es laut aus, daß wir ein Recht auf die freie Gedankenäußerung und
die Veröffentlichung unserer Ideen durch den Druck besitzen; fie hoben
die nachtheiligen Sriten des Preßzwanges und der Cenſur hervor,
und wie auch sonſt die politischen Grundsätze der einzelnen Mitglieder
von einander abweichen mögen, darin kamen Alle überein, daß die
Censur den Zweck nicht erfülle, den Einzclne von ihr erwarten, daß
ſie ſich nicht vertheidigen laſſe und nichts weniger als Beruhigung
in aufgeregte Gemüther bringe, wo deren vorhanden sind. Ganz
richtig wurde hervorgehoben, daß die Preßfreiheit ein Gegenſtand sei,
über den die öffentliche Meinung aller nicht unter dem Drucke seuf-

Zeile in Petitſchrift oer


 
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