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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 299 - No. 328 (1. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1357

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Deutschland.
*+#* Vom badiſchen Neckar, den 23. November. Dem
Begriſfe des confiitutionelen Staates gemäß soll das Volk in
ſeiner zweiten Kammer eine Schußwehr haben gegen die Ueber-

griffe der Staatsverwaltung. Es dürfte deßhalb schon in gewöhn-

lichen Zeitläuften der Zuſammentritt einer Volkskammer fiets als
ein wichtiges Ereigniß bezeichnet werden können. Noch größer aber
muß die Bedeutung einer solchen Verſammlung sein in einer Zeit,
wie die unſrige, wo die Gegensätze im Staatsleben auf eine so
unverhohlene Weiſe zu Tage treten und die beiden Richtungen, auf
der einen Seite die volksthümliche, auf der andern die absolute,
auf der einen der Fortschritt, auf der andern die Reaction so schroff
einander gegenüberſtehen, wie wir es täglich zu beachten Gelegcnheit
haben. So viel iſt auch dem einfachſten Bürger klar, daß wohl
noch nie eine batiſche Kammer so viele Erwartungen erregte wie die
ehen zuſammentretennhe. — Versuchen wir es soweit wir können
dieſe Erwartungen, die in allen Theilen des Landes und nvAuslan-
des. uns ſichtbar geworden, etwas näher zu beleuchten. Vor Allem
wird das Volk durch ſeine Kammer sich erklären wegen der Unbil-
den, welche die ftaatsbürgerl.che Freiheit erfahren, welche sie erfahren
nicht blos im Inland sondern auch im Ausland. ~ Zwei unserer
gefeiertſten Volksvertreter wurden aus einem deutscken Staate verwie-
Jſen, deutſche Staatsbürger wurden anderswo in Maſſe aus dem
Lande gesſchaffi, troß geordneter Papiere c.; bei uns ſelbſt haben
Personen Anfechtungen erlitten, wie sie der Zustand einer wahren

ftaatsbürgerlichen Freiheit nimmermehr erträgt. ~

_ Die Kammer wird raher fragen, ob dicß ein gesetzlicher Zuſtand
iſt, wenn einzelne Bürger beeinträchtigt werden, weil ſie anders
denken und fühlen als man für gut findet; die Kammer wird das
ihun umd zugleich beſorgt. sein, daß Derartizes für künftig unmöglich

emacht werde. – "441.

s NRht allein die Rede, das freie Wort, der Gedanke, wie er
sich in müntlicher Rede äußert, sondern auch rie ſchriftliche Aeuſ-
erung der Ansichten wurde durch ungesegliche Gewalt beſschränkt,
und gehindert auf eine Weise, die nicht zu begreifen iſt.
So weit iſt man vormals noch nie g'gangen - so weit ift man ge-
gangen , daß wenn nicht in Bälde Abpülfe erscheint, eine von beiden
untergepen muß, entweder die Preſſe oder die Cenſur.

Alber nicht blos die ftaatsbürgerliche, auch die religiöſe Freiheit
wurde angetgſtcete. Man erlaubte den einzelnen Bürgern nit die
volle Ausübung und Marifeftirung ihres religiöſen Glaubens und
individuellen religiöſen Gefühls, wollte den Glauben der Bürger da-
durch, daß man einer religiösen Reform entgegentrat, an vorgeſchrie-
„bene beſtepende Formen und Normen anbinden und wie dort in poli-
tiſcher Hinſicht, so hier in religiöſer die Geſinnung und das gcijtige
Leben des Einzelnen von dem Willen und der Erlaubniß der yohen

Obrizkeit abhängig machen. Auch in dieſer Beziehung wird die Kam-
„Mer die Wünſche des Volkes exfüllen und Sorge tragen, taß es
„künftig Irdem geftattet ſei, seinen Glauben nach einer Uéeberzeugung
. kinzurichten. ~ In dieser Beziehung ist aber auch zu hoffen, daß
die Kammer yicht blos auf eine abermals priyilegirende Weise die
keligiöſe Freiheit bevorworte. dit1z3.
“hl B Pur uur qr rtr zu. i§ tete
Kammerverhandlungen ein 'für ganz Deutſchland bedeutendes fz

Heidelberg, 21. Nov. (Oberrh. 3.) Herr Geh. Rath Dah-

„J nen hat, wie bereits gem:Idet, ſeine Entlassung als Abgeordneter per
Stapt Heidelberg eingereicht, und zugleich in einem Schreiben dem
: FWahl:Coll-gium von dieſem Schritte genaue Kenntniß gegeben. Wir
entheben dem Schreiben die intereſſante Stelle: „Da die Abgeord-
„neten zur Ständeverſammlung auf den 21. einberufen sind und ich
B! EE 2,2. dle. § RRE
„vin ver Kammer ſaß und ſrit dem, wo es. ſith. um dr Intra r ü
„"Stadt hardelte, nicht einmal eixer Begrüßung werth gehalten haben,
uſo habe ich heute dim großh. Miniſterium meine Extlaſſung ange-

„"zeigt.n Am Schluſſ: des Briefes w:ift Hr. Dahmen auf. scine B.r-
hienſie für Heidelberg und auf seinen pcrſsrlitten Character yin.
„Richt ohne Grund meint man hier, daß nicht an der ftädtiſchen Be-

im Jayre 1839 veranlaßt, und wie sehr fie ſich witunter

URL



hörde die Reihe der Begrüßung gegen ihren Abgeordneten war, ſon-
dern, daß es die Pflicht des Abgeordneten erheiſche, die ftädtiſche Be-
hörde in Fällen, wo es fich um das Wohl des Bezirks handelt, zu-
ers zu begrüßen. Bekaynt ift aber, daß Hr. Dahmen dies nicht that.
~ Vie groß die Majorität der Liberalen im sechsten Bezirk war kann
man aus dem geſtern bekannt gemachten Resultate sehen; es wurden
von 261 Abftimmenden erwählt: 1) Diemer, Georg, Bierbrauer,
mit 226 Stimmen; 2) Tbomas, E. A., Materialiſt, Altbürgermei-
fier, mit 225 Stimmen; 3) Goos, Friedrich jun.; Müller in Schlier-
bach, mit 224 Stimmen; 4) Rüdinger, Chrift., Anwalt und Schiff-
wirth, mit 224 Stimmen; 5) Weber, Georg, Gemeinderath und
Advyocat, mit 224 Stimmen; 6) Küchler, Johann, Rechtsanwalt,
mti 222 Stimmen; während die Gegner nur 32 ~ 38 Stimmen
für ſich crhielten. ;

+] Aus dem badiſchen Oberlande, im November. Sie
haben vor einiger Zeit eines Kalenders , des ,„Rheinländiſchen Haus-,
freundes-, Erwäbnung gethan und ihn empfohlen. Derselbe ij seit-. "
her in unserer Gegend verbreitet worden und erregt hier allgemeine
Sensation. Bereits haben fich hie und da Vereine gebildet, um seine
Verbreitung zu fördern, und wie man hört, soll der Bolksſchriften-
Verein sich seiner anzunehmen ebenfalls gesonnen sein. Es wäre im
Intereſſe der guten Sache zu wünschen, daß dieſes Beispiel allenthal-
ben Anklang finde; denn ein guter Kalender in den Händen des Vol-

kes während des Winters ift eben ſo viel werth, als wenn dieses Jazr

die Kartoffeln nicht faulen.

München, 19. November. (Frankf. J.) Durch die Verzich-
tung des Fürften Karl von Wallerſtein auf ſeinen Platz in
der Kammer der Abzeordneten, und nachdem ſich auch deſſen eigentli-
cher Erſatzmann zum Eintritt nicht hat bewegen laſſen, kommt ein

Gewählter an die Stelle Beider, deſſen Name besonders. unter einem

Theil der hieûgen Bürgerſchaft einen guten Klang hat. Es ift dies
der Rittergutsbeſisger Baron v. W ef eld, Gründer und langjähriger
Leiter der Straf- und Arbeiteanſtalt in der Vorftadt Au dahier, ein
Mann von ungenirtem Wesen, welche Cigenthümlichkeit auch Mitur-
sache zu seinem vor ein paar Jahren erfolgten Austritte aus dem
Staatsdienfte wurde. Wern sich eine oppofiticnele Partei in der
Kammer bilden ſollte, wird dem Vernehmen nach Baron von Wefeld
zuverlässig in den Reihen derselben sein. Daß weder ihm als
Pensionär, noch irgend einem gewählten Staats diener,
Advokaten u. s. w. von der Regierung der nöthige Ur-
laub ver weigert worden ift*), matt noch immer große Freude.
Wenn irgend eine Maßregel geeignet gewesen iſt, im Voraus ein
freundliches und die Geſanimtwecke förderndes Einverſtändniß zwi-
schen der Regierung und den Ständen anzubahnen , namentlich aber
zwischen den Regierungsorganen und der Oppofition in der Deputir-
tenkarm:r, so ift ces off:nbar diese Verzichtleiſtung auf das Retht, je-
den nicht willklommnen Staatsdiener, Advokaten , ftädtiſchen Bürger-
meifter nach Belieben durch Versagung des Urlaubs von dem Ein-
tritt in die Kammer abhalten zu können. Man darf ſch nur das-
ran erinnern, welche bitlere Klagen die ];ahlreichen Zurückweiſungen

haben. gezfse



*) Im offenbarften und auch in der Hauptsache auffallenden Wi-
perſyrach- .uit dieſer Angabe ſteht folgender verläſſige Nachricht d.x
N. Speyr. Ztg. :

Sichercm Vernehmen nach ift dem zum Abgeordneten gewählten
Anwalte Willich von Frankenthal der nöthige Urlaub, um
in die Kammer eintreten zu können nicht ertheilt worden.

So wäre denn der freigeſinnte und freimütgige ausgezeichnete

Reshtegelebrte und ehemalige 2bzeordnete abermals von der Annapme des
§jrretrufts ausgeſchloſſen, falls er nicht ſcine Advscatur nie-
| + .

Fraufkfurt a. M., 21. Nov. (Fr. J.) Di: inn-rn Angele-

Henheuen der hieſtzen deu ſch- kat h o 11ſ<en G e meinde ordnen

iich von Tag zu Tag mehr. Mit kommender Weche gedenkt Herr

Pfiîgrrer Ker bler den Confirmations Unterricht zu b:ginnen, zu ivel-
„hem bereirs 12 Kinder angemeldet find.


 
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