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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 299 - No. 328 (1. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1323

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Ybonnement.mitvier-
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; durch die Pott fert FN
anzen Großherzogthum
aden 2 fl. 8 kr., im
Jusland erhöht fieh das
Ubonnement um den Poft-
aufſschlag.

Sonntag

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:

1845.





Deutfſchland.

* Baden. Landw. Wochenblatt. Der Menſch erbarme fich auch

seiner Hausthiere und quäle fie nicht ‘ohne Noth. Einzelne Gemein-
den, besonders viele im Odenwalde haben schon faſt einmüthig die
Dopprtjoche mit Einzelnjochen vertauscht. ;
Wie Jedermann bekannt, muß oft der Arme das Holz theurer
anſchaff:n als der Wohlhabende, weil dieſer zur gelegenften Zeit und
größere Quantitäten auf einmal zu kaufen vermag. Um dieses für

die Armuth drückende Uebel zu lindern, wird mit Recht die Gründung

von Gemeindeholzhöfen empfohlen. In Mudau iſt durch die Bemü
hung gemeinnügiger Männer ein ſolcher Holzhof errichtet, wofür ſie
einen Preis von 25 fl. erhielt; cbenſo wurde der Gemeinde Hügels-
heim für eine gegründete Viehleihkaſſe bestimmt. :
* München, 12. November Ein diesen Mittag erschie-
nenes Regierungsblatt bringt eine hochwichtige k. Berordnung
svom 11. Nov. datirt) „den Getreidehandel betreffend.“ Der erſte
ver acht Paragraphen dieser für die sieben Regierungen diesseits des
Rheins geltenden und mit dem Tag ihrer Bekanntmachung in Wirksam-
keit tretenden Verordnung lautet: Kein Getreide darf über die Gränze
des Königreichs ausgeführt werden, welches nicht zuvor auf einem
öffentlichen Getreidemarkte feilgeboten und auf einem solchen Markte
erkauft worden iſt. Hierüber hat sich der Ausführende, so oft er
hierzu von einer Polizei oder Zollbehörde, oder von der Gensd'-
armerie aufgefordert wird, mittelſt förmlicher, von der Polizeibe-
hörde des Einkaufsorts unentgeltlich auszuſtellender Zeugnisse auszu-
weiſen. Diese Zeugnisse haben die Namen der Käufer, dann die Quan-
tität und Gattung des gekauften Getreides genau auszudrücken. Die-
ſelben gelten nur auf sechs Wochen vom Tage der Ausstellung an...
Ö Firrner. enthält dieses Regierungsblatt die Einberufung der
Stände des Königreichs auf ren 1. Dez. d. J., urd die Er-
nennung des Hrn. Fürſten Karl Wilh. Emicb v. Leiningen zum erften
Präſidenten ter Kammer der Reichsräthe für die Dauer der zehnten
Ständeverſammlung, dann eine k. Verordnung , „das Biersudwesen
betreffend., welcher zufolge rden Bierbrauern für die Dauer des Sud-
jabrs" 1845-46 geftattet iſt ein geringhaltigeres Bier, als dasje-
nige, welches durch die beftebenden Tarife vorgeschrieben ift, zu erzev-
gen und um eine von den Kreisregierungen gleichfalls zu beſtimmende
geringere Taxe, wilche in keinem Fall den Schenkpreis von 4 kr. brei
dem Winterbier, und von 5 kr. bsi dem Sommerbier für die Maß,
9hne Einrechnung des VPocalmalzaufchlags, überſteigen soll, abzusetzen...
Ä Sachſen:Weimar. Wollte man fich einmal die Mühe
. nehmen, hinsichtlich des Branntwein verbr auch s ir den zwei
Rtßgierunzsbezirken unseces Land s (Weimar und Eisenach) Verglei-
chungen anzuftellen, so würden intercefsſante Ergebniſſe, aber auch
tchwierige Folgerungen heraussſprinzen; man würde finden, daß in
den ungleich geringer bevölkerten Kreiſe Eisenach mindestens noch ein
Mal so viel Branntwein getrunken wird, als in dem ungleich bevöl-
kerteren und gewerbthätigeren weimar'ſchtrn Kreiſe. Dies nimmt sont
Wundrer, weil die Verderdniß nach allen Erfahrungen in bevölkerten
und gewerbreichen Gegenden größer ift, als in denen, welche ledig
lich auf Lantbau und Waldwirtbſchast hingewiesen find, . wie dies
'im Lande Eisenach der Fall. Ein Glück, daß hier die Leute von
den Berführungen des Luxus noch sehr wenig oder gar nicht heimge-
ſucht ſiud, sont könnten die Schnapssäufer großes Unglöck bringen.
Auch in unserm Großherzogthum tragen das ſchlechte Bier und man-
gelhafte Bierbrauereien die meiſte Schuld des unglücklichen und bedeu-
tenden Branntweinverbrauchs. Nicht genug aber, daß die inläntischen
Pächter, Berwalter und Brennereiknechte den Branntwein im Lande
herumfahren, nachdem sie derselben aus ,„Probeflaschen‘’ den Kaufleu-
ten und Schnapskneipiers baben koſten und preiswürdig finden las-
fen — es durchkreuzen noch obendrein eine Menge Fuſelritter und
' Liqueurpropheten aus Landhauſen, Magdeburg u. a. das Lanv unaus-
geießt in allen Richtungen! Sollte denn dieser Fuſelhandel nicht, wie
" anderwärts, streng zu verbieten sein, und- wäre es. denn auch hier zu
[Lande noch immer nicht an der Zeit, die auf dem Biere licgendin
Abgaben sammt und sonders auf den Brann.w-in zu legen, ſamit
ber und durch jewrilige Prüfungen des Bieres daſſelbe wohlteil und
BU zu laſſen? Schade,. daß man auch in dieſer Hinaſcht
" hen Wald vor Bäumen nicht ſieh!! - Es möchte auch jetzt, wo

lein iſt gar nichts gethan.

@cdquswanderten.

......

die lantwirthſchaftliche Welt ohnehin für Erhöhung der Getreidepreiſe
beſtens bedacht iſt, Zeit sein, dem unnützen Verbrauen des Getreides
und der Kartoffeln in den Brennereien zu verfteuern. Man erlaſſe
den Brennern während der Zeit des Verbotes lieber + die Steuern:
~ da liegt aber der Haſe im Pfeffer ! .nu

Leipzig. Der bekannilich mit Ausweiſung bedrohte Schrift-
steller Dr. Jordan hat zum zweiten Male den Handschlag geben
müſſen, Sachsen nicht zu verlaſſe. Er is nämlich wegen
des bei der Leichenfeir des 15. Aug. gesprochenen Gedichtes
und wegen einer Rede im Schütenhauſe in eine Criminalunter-
suchung genommen worden. Er iſt der Einzige,gegen den in Folge
der Crörterungen des Kriminalamtes über die Schützenhausverſamm-
lungen der Criminalprozeß verhängt worden. j
_ S Sachsen-Meiningen. Wenn das Loos in Deutschland
so gar hübſch wärez wenn die bürgerlichen und staatlichen Verhält-
nisse den Wünſchen seiner Bewohner, den lauten Forderungen des
Fortſchritts nur nothdürftig entſprächen ~ wahrlich. dann wander-
ten nicht so viele nach Amerika, Texas und Auftralien aus! Die
Reaktionäre werden in der Zukunft harte Nüsse zu knacken bekommen:
die Zölle auf ausländische Waaren werden höher geſtellt werden
müſſen, damit die inländischen Gewerbe nährender werden; Oeffent-
lichkeit, Mündlichkeit und Preßfreiheit werden endlich einzuführen; der
ärgerliche Deutschkatholicismus zu toleriren sein; die Forderungen des
Proteſtantismus nach freierer Kirchenverfaſſung ; Verminderung der
läſtigen und ungeheuer koſtſpieltgen, den Völkern nichts nützenden
stehenden Heere und Einführung allgemeiner Wehrpflicht; beſſere
Stellung der am Teiche Bethesda liegenden Volksschullehrer; Maß-
regeln, aber allgemeine und ernste, gegen den Wucher u. s. w. wer-
den nicht länger abzuweisen sein. Mit Beschäftigung der Armen al-
Ebenſo möchte der Hauptzweck
der Reaktion, den Fortſchrit zu hemmen ein ungeheuerer
Fehlgriff sein. Die Jetztzeit fordert Anerkennung ihrer Rechte
und Würdigung ihrer Pflichten, keineswegs auf dem rgräuel-
vollen- Wege der Verſchwörung und Staatsumwälzung, Con-
dern auf dem gesetzlichen Wege und durch freie Preſſe und freies
Wort. Dadurch unterscheidet ſich die Jetztzeit wesentlich und vor-
theilbaft von der Vergangenheit. Bis jetzt aber ging man unbe-
greiflicherweiſe auf diese sehr vernünftigen Forderungen wenig oder
gar nicht ein und zahlreiche Aus wander ungen waren die Folge.
Das eben zur Neige gehende Jahr zeichnete sich durch große Aus-
wanderungsluſt besonders aus, und noch jetzt, bei rauher Jahres-
zeit, iſt dieselbe nicht geschloſſen. Unser kleines Land wurde vor-
zugsweise der Schauplag der Auswanderung, manche Orte ſind
wie ausgeſtorben, und unsere „Spinnftuben-Ordnung-- iſt nicht ge-
eignet, eim solides ländliches Leben herzuzaubern. Aber für das
nächſte Jahr wird die Auswanderung, wie es ſcheint, in noch grö-
ßerem Maßfſtabe stattfinden; denn hunderte aus der Umgegend von
Meiningen, Salzungen, Liebenstein u. a., ja ſselbſt des gewerbthäti-
gen Städtleins Sonneberg , bereiten sich hierzu so eben wieder vor.
Gleiches vernehm n wir aus dem angrenzenden Großherzogthum
Weimar, wo eben auch im laufenden Jahre schon viele Menſchen
Aus Eisenach und Umgegend, aus Vacha, Völkers-
hauſen u. a. werden im künftigen Frühling wieder Hunderte aus-
wandern. Vor kurzem wanderte noch cin Schullehrer mit fieben
Kindern aus dem eiſenachſchen Oberlande aus!

Dresden, 11. Nov. (D. A. Z.) Auf der Rgiſtcan?e der
heutigen Sitzung der zwe it en Kammer erschien. neben mehren

P etitionen. um Verbeſſerunz des Wahlgesſezes, um eine freierc,

Kirchenverfaſſung, O ffeniuichkeit und Mündlichkeit im Gerichtsverfahrene
Zurücknabme der Berordnungen vom 17. Juli und 26. Aug , eine
Petition von 104 Lehrerconferenzen und L'hrervereine mic 1638 Unter-
schriften, die innere und äußere Hebung der Volksschule und ihrer
Lebrer betreffend, die von dem Abg. Tott öbervorwortet wurdez der-
selbe sprach sich datin aus , daß, wenn auch nistt alle Punkt: dieser

Vrriition sofort Grrvährunz finden könnten, es if roch von der ent-
ſchiedenften Nothw-:nri k.it sey, einmel einen errſtlichen Arfang mit

der. Vertzſezung der äuß:rn und inn:rn Verhältnitſen der Bolksſchulen
zu macken.

Verlin, 10. Nov. (Köln. Ztg.) In gewöhnlich gut unterich-


 
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