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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 58 - No. 86 (1. März - 31. März)
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Hezztehu g sen poß Ö u4nd H e!t.thiſst man
Donnerstag 6. März 1845.





Deutſchlanb. î

Mannheim , ä. März. ( Forts.) Nach Hoffmann's Liede:
„die gute Sache., das mit Kraft und hohem Schwunge von
der Verſammlung gesungen war, erhob sich der Abgeordnete von
Conſtanz, Herr Mathy, und sprach: Mitbürger, Freunde!
Erlauben Sie mir Ihnen einen Trinkspruch auf das deutsche Vater-
land vorzuschlagen, und denselben mit wenigen Worten zu begründen.

Wo irgend der Name V aterland genannt wird, in einem
Kreise deutscher Männer, deutscher Frauen, da regen fich vom ſtillen
Herzensgrunde aufwogend , tiefinnige Gefühle. Vaterland! —
es iſt nicht der Boden, nicht der Mensch, nicht die Luft, nicht der
Himmel, ~ es iſtAll es zumal, wonach uns verlangt, was unser
Wiſſen erſlrebt, unser Fühlen begehrt, unſer Sehnen ahnend erfaßt!
Vaterland! – Es ist die Heldenſage, die aus dem Gipfel der
Ciche zu uns niederrauſcht, es iſt das Minnelied, dem der Kaiser
wie der Hirte lauſcht; es iſt der Strom, der wild aus dem Thale
des Hochgebirges niederſtürzt, um majestätisch an revenbekränz-
ten Hügeln vorbei durch die weite Ebene hinab zum Ocean den
Alpengruß zn tragen. (Stürmiſcher Beifallsruf.) Es iſt das Grab
der Väter, die Wiege der Kinder, die Kampfbahn unſeres Lebens,
die Stätte unserer Freuden, unseres Schmerzes, es iſt das Löcheln
und die Thräne unserer Lieben. – Vaterland! — Du bift die
Sprache, die uns bindet wie der Handschlag ; Du bift die Geschichte,
Du biſt Staat und Volk, Wissenschaft und Kunst, Handel und Ge-

werbe; Du biſt Natur und Menſchenwerk, Geiſt und Stoff in höherer

Einheit verbunden; Du biſt das Erbtheil von Jahrtauſenden , das

wir, vermehrt und bereichert mit der Errungenſchaft unseres Da-

ſeins, größer, herrlicher, freier als wir es von den Bätern über-

i qt dem künftigen Geſchlechte hinterlaſſen sollen. CStürmiſcher
eifall.)

Sagt, Deuiſche, sagt, ~ spricht wahr der Mißton, der uns
ohr- und herzzerreißenv manchmal entgegenſchrillt: Wir haben kein
Vaterland? Ja, er spricht wahr, für leere Herzen und hohle Köpfe,
denen der heilige Name keine Saite des Gefühls anſchlägt, keinen
Gedanken in der Seele weckt; sie haben kein Vaterland, so lange
ihr eigenes Selbst nach der Erfüllung noch eines Wunſches
schmachtet. ; |

Wobhlauf denn, Freunde, laßt uns, nicht beſchaulich,
sondern werk thätig pflegen und fördern den ureigenen germaniſchen
Geiſt zum Frommen des Vaterlandes, das unsere ganze Sercle füllt.

Beginnen wir damit an uns ſselbſt, indem wir + fern von
Selbſstüberschäßung, Rechthaberei, gegenseitiger B erkennung und
Anfeindung ~ in Liebe vereint zuſammenwirken zum Guten. . Ich
sage: fern von klarer Rechthaberei uno Mißgunſt + denn dies wa-
ren, wie die Geschichte lehrt, von jeher die größten Sünden der
Deutschen gegen das Vaierland. ;

Bethätigen wir unſere gegenseitige Werthſchätzung auch
darin, daß wir aufgeben das Haſchen nach fremden Dingen. For-
dern wir deutſche Wissenschaft und Kunst, deutschen Gewerbfleiß,
deutsche Arbeit, indem wir ihre Erzcugniſſe den auswärtigen vorzie-
hen. Wir tragen damit mehr zum Gedeihen des Vaterlandes bei,
als sämmtliche Staatsgewalten auch bei dem beſten Willen durch
Schutzzölle, Privilegien und andere künſtliche Maßregeln vermögen.

_ Beweisen wir offen und bei jeder Gelegenheit, daß der deutsche
Geiſt des Rechtes, der Gesetzlichkeit, der Freiheit uns beseeltz ~+ dann
erſt zählen wir mit in der Reihe der tüchtigen Völker, denen niemals
die Bürgschaften der Freiheit vorentyalten werden konnten; dann
erfüllen wir unsere Pflicht gegen das Vaterland; dann können wir
mit dem Bewußisein dieser erfüllten Pflicht freudig einstimmen in
den Ausruf: Hoch lebe das geliebte, das große deutsche Batcrland!

Würzburg, 26. Febr. (Köln. Z.) Mit einiger Spannung

ſieht man den Verhandlungen des rheiniſchen Lanktags über die k.
Q Proposition, die Abhülfe des Nothstandes der Winzer betreffend, ent-
gegen, da sich unsere Winzer ih demselben Falle befinden, wie die

hes Rheinthales, der Ahr und der Mosel. Auch ſie ſind Prolctarier,
hie bei der härtesten Arbeit oft kaum das trockene Brcd haben, um
ihren Hunger zu ſtillen. Ist ihnen der Himmel nach jahrelangem

î ruchtloſen Bemühen einmal günſtig, so können ſie auch dann des

schwer erworbenen Segens ſich nicht freuen, weil in der Regel der
Gläubiger den Ertrag vom Stocke hinweg für sich in Empfang
nimmt. Von der Lage dieser armen Leute können ſich die höheren
und selbſt die niederen Verwaltungsbeamten, welche dem praktiſchen
Leben näher stehen, in ihren Bureaux nur ſelten einen wahren Be-
griff machen; um dies zu können, muß man ſelbſt unter dem Volke
leben, ſcine Leiden, seine Laſten und Mühen täglich mit ansehen und
mitfühlen, dann wird man auch seine Tugenden, seinen faſt über-
menſchlichen Fleiß, seine Ausdauer und seine Nüchternheit ſchägen
lernen. Unsere Regierung hat so Manches zur Verbesſſerung des
Looses der Winzer gethan, und namentlich durch strenge Ucberwachung

des Weinhandels und durch strenge Beſtrafung der sogenannten Wein- f

ſchmierer den Frankenweinen im Auslande wieder Vertrauen zu ſchafsen
gewußt; was aber geschehen, war indeß doch nicht hinreichend, das
Uebel an der Wurzel anzugreifen, offenbar hängt es mit dem gro-
Hen Gebrechen unserer Zeit, dem Pauperismus, zuſammen, und von
dieser Seite dürfte es aufzufassen ſein, wenn man ihm mit Erfolg
entgegenwirken will.

Köln, 2. März. Mit der Zunahme der Bepölkerung und
dem täglich steigenden Werthe des Grundeigenthums und mithn.
auch der Miethe konnte die arbeitende Klaſſe, deren Berrienſt nicht
im Verhältniſſe der stets theurer werdenden Mierthpreise steigt, nur
troſilos in die Zukunft sehen. Man hat in unſerer ſpeculatiren
Zeit aber hierfür ein Auskunftsmittel gefunden, von dem man ſich
ven beſten Erfolg verspricht, wenn nur der Speculatioaseoucher das
Schöne der Idee nicht verdirbt. Man hat an der Nordweslseite der
Stadt gleich hinter dem Feſtungsrayon ein Grundftück ang: kauſt, um
auf demselben ein ganzes Dorf anzulegen und die kleinen Wohnungen
an Arbeiter zu vermicthen. Dieser Plan iſt ſchon genehmigt und
hat ſogleich einen zweiten ähnlichen hervorgerufen, nämlich an der
Südweſtſcite auch eine derartige Colonie zu erbauen, welcher aber
die Genehmigung noch nicht eryalten hat. Fx. O. P. A. Z.

- Die preuß. Gesetsammlung enthält eine Cabinetsordre v. 7. Feb.
1845, betresfend das öffentliche Aufgebot der aus den Jahren 1765
bis 1810 herrührenden Ansprüche an die Bank. Um die Rechnun-
gen aus dem älteren Eeſchäftsverkephr der Bank zum Abſschluſse zu
bringen, soll zur Anmeldung aller Ansprüche aus dem Geſchäftsver-
kehr der Hauptbank und deren Provinzialcomptoirs von ihrer Grün-
dung im Jahre 1765 bis zum Ablaufe des Jahres 1810, insbeson-
dere aus den in dieſem Zeitraume ausgestellten Bankobligationen, In-
terimsſschcinen, Pfandſcheinen, Bankuoten, Bankkaſſenscheinen und ähn-
lichen Papieren, von dem Kammergericht ein öffentliches Aufgebot
mit einer 6monatlichen Präclufivfriſt umd mit der Warnung erlaſſen
werden, vaß, wenn bis zum Ablaufe des darnash zu bestimmenden
Termins die ſchriftliche Anmeldung entweder bei dem Kammergericht
eder bei dem Hauptbankdirectorium zu Breslau, oder bei einem der
Bankcomytoire zu Kön'gsberg in Preußen, zu Danzig, zu Stettin,
zu Magdeburg, zu Münſter oder zu Köln nicht erfolgen sollte, alle
nicht angemeldeten Ansprüche aus dem oben vezeichnetcn Geſchäftsver-
kehr mit der Bank gänzlich erloſchen sein sollen und zwar ohne Un-
terschied, ob die Anmeltung ſchon früher irgendwo erfolgt war oder

nicht.

Von der Elster. (Die Adv okatenverſammlun g.) Nach

den letzten Mittheilungen in öffentlichen Blättern hat der Leipziger

Advokatenverein den Stuttgarter und Mannheimer zu einer Zu-
sammenkuuft deutscher Anwälte auf diesen Sommer nach Leipzig ein-
geladen, jedoch dabei die Anſicht ausgesprochen, daß die Verſamm-
lung keine öffentliche sein solle; deßhalb, heißt es weiter, würden die
Stuttgarter es ablehnen, nach Leipzig zu kommen. Ob dieſe Ableh-
nung wirklich erfolgt, over sonst ein Schritt in der Sache geschehen,
iſt unbekannt. Wenn Erſteres aber wirklich der Fall sein sollte, ſo
hätten die Stuttgarter Advokaten unserer Meinung nach Unrecht.
In Mainz hatte sich der Wunsch, daß in Leipzig die nächſte Ver-
sammlung versucht werden sollte, einſtimmig ausgesprochen, und wenn
auch augenscheinlich die Versammlung deutscher Anwälte erſt durch
die Oeffentlichkeit ihrer Sitzungen einen ihrer würdigen Standpunkt


 
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