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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 31 – No. 57 (1. Februar - 28. Februar)
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aufschlag.

D SEG EE E EE E i e s ECE
l r- y |. rcm. FAE EE E SU

Deutfchlard. f

MC Heidelberg , 23. Febr. Ihxe Zeitung brachte in diesen
Tagen die Verhandlungen der „hohen, M Nammer über die Jubden-
Emanzipation, einen Antrag, gat ſaſt aderthalb Decennien frucht-
los wiederholt, und mit i neu Gründen unterstützt wird.
Derselbe iſt abermals verworfen worden und ich möchte meinen Glau-
bensbrüdern deßhalb mit der Bibel tröſtend zurufen: „Verwundert
Euch deß’ nicht!“ Verſchmäht es doch der Herr Berichterſtatter nicht, auf
das Buch eines Mannes hinzuweiſen, deſſcn verſchrobene Gelehrsam-
keit seit längerer Zeit nicht nur mit den Juden, sondern auch mit
allem selbst den Chriſten Heiligem, das frechſte Spiel zu treiben
wagt. Merkwürdig, wie sich immer und überall, wo es Juden gibt,
die alten Vorurtheile von Neuem breit machen; merkwürdig, daß die
Gegner unserer Befreiung immer nur Das begierig aufgreifen nnd
leſen, was Scribenten, die ihren Vedarf direkt aus den
Fabriken eines Eiſenmenger, Schutt & Comp. beziehen, von alten
Vorurtheilen und Gehäſſigkeiten ſtets wieder aufwärmen, während
die tüchtigſten Werke von und für Juden Niemand zur beſſcren Be-
lIehrung beachten will. Herrn Fauth, der ebenfalls einer theoretiſch
und praktiſch anderswo schon längſt zu unsern Gunsten entiſchiedenen
Sache des Rechts keineswegs gewogen, empfehlen wir daher das
kleine gediegene Schriftchen „Molochsglaube und Religionsschändung.-
Eine nothwendige Schriſt für Herrn Ghillany und die Leser seiner
Werke von D. H. S. H. Rabbiner; eine Abfertigung des Buches
„das Judenthum und die Kritik; gr. 8. Wöllstein, bei Alcxanver.
Preis 36 kr.« ~ Da wird er inne werden, weß Geiſtes Kind
der Nürnberger iſt! – Was nun ferner die Vorwürfe einer beson-



dern israelitischen Nationalität und die Anstrengungen gégen den so
vielfach theils aus Unkenntniß, theils aus Bosheit, meiſt mit Un-

recht angefeindeten Thalmud betrifft, ſo ſind diese in der Kammer
ſelbſt von den trefflichſten Rednern und sonst schon zu oft widerlegt.
Als man in Preußen jüngft den Juden jene Nationalität aufbürden
wollte, haben ſie dieſe sämmtlich entschieden von sich abgelehnt ; man
denke auch nur an den 7. rheiniſten Landiag! Hier dann blos die
Bemerkung, daß dex Thalmud in Israel, vornehmlich in moralischer
Beziehung nie als Autorität, die er sſelbſt auch in keinerlei Weise
beansprucht, gegolten; noch gilt, höchſtens war dies in ceremonieller
der Fall. Das letztere findet auch noch jetzt theilweiſe im Hauswesen
der Juden und in den Riten der Synagoge statt; sonst aber iſt das
xeligiöſe Ansehen jenes Werkes nur ein von finſtern und hierarchischen
Rabbinern erträumtes und fanatisch feſtgehaltenee. Der größte
Theil der denkenden Israeliten hat ſich schon jetzt von jeder beengen-
den Schranke mittelalterlicher und antiquirter Traditionen losgesagt.
Wer uns das nicht glauben will, der möge das Leben mit helleren Augen
ansehen und auch ein Mal den innerhalb des Judenthums selbst vors
gehenden kräftigen reformatorischen Beſtrebungen einige Aufmerksam-
keit zuwenden, die wir namentlich auf die „öffentlichen- "Verhandlun-
f: der. deutschen Rabbinerverſammlungen lenken wollen, deren erſte

ereits im Juli vorigen Jahres in Braunſchweig gehakten wurde und

deren zweite um dieselbe Zeit dieses Jahres in Frankfurt a. M. statt-
haben wird. Wir ſind somit auf gutem Wege und werden uns un-
ser gutes Recht schon erringen, trotz der vielen und unsäglichen Hin-
derniſſe von Außen wie vou Innen!

. F+ Preußen. (Rheinischer Landtag.) In der 4. Sitzung

wurden u. A. mehrere Anträge verlesen und an die Ausschüsse ver-

theil.. Wir erwähnen derjenigen auf: 1) Preßfreiheit, reſp. Aufhe-
bung aller Censſur und Erlassung eines Preßgesetzes, 2) Offentlich-
keit .der Landtagsverhandlungen, 3) Ausführung des Gesetzes vom
22. Mai 1815, die Verheißung von Reichsſtänden betreffend, resp.
auf „Einführung einer allgemeinen repräsentativen Verfaſſung-!,
4) Aufhebung der Geseßze vom 29. März 4844 resp. Revision der-
ſelben unter ständischer Mitberathung, zur unabhängigen Stcllung
der richterlichen Behörden. 5) Emancipation der Juden, 6) ſtärkere
HDVertretung der Städte und Landgemeinden bei dem Provinzialland-
tage, insbesondere Vertretung der Städte Emmerich, Gladbach, Vier-
ſen, Rheydt, Dalen, Odenkirchen, Bonn, 7) Revision der Steuer-

, reſp. Einsetzung einer Einkommenſteuer an die Stele

U; Schlachtſteuer, der Braumal;zſteuer; Gleichſtellung der
Gruudſteuer in den ältern und neuern Provinzen, 8) Schu der




Inseraktediegesvalleen.
Zeile in Petitſchrtift oder
deren Raum 3 kr. Inſse-

tion Auskunft zu ertheilen

hat, die Zeile oder deren

Raum 4 kr. –~ Briefe

und Gels erbiettet man
raneo.

Baumwollen-, Wollen-, und Leinen-Induſtrie, 9) Erleichterung der
Formalitäten bei Civilehen. – Der Abg. von Crefeld, deſſen Vor-
trag ausführlicher mitgetheilt wird, erinnerte besonders an die Lage

. der Rheinlande, als mit der französischen Revolution die große eus

ropäiſche Kataſtrophe eintrat. Die Rheinländer wurden durch die

Mactt der Franzosen losgetrennt von ihren Bruderſtämmenz wären

ſie aber mit dieſen durch lebenskräftige politische Inſtitu-
tionen verbunden gewesen, so würden ſie niemals auf die Dauer

der Fremdherrschaft anheimgefallen sein. Der Redner gedachte fer-

ner der edsen Regung, die heute überall hervortrat; wie faſt in allen
Städten der Provinz die Bürger sich vereinigten, um nach ernster,
würdiger Besprechung die höchſten Intereſſen in förmlichen Anträgen
vor den Landtag zu bringen; wie ohne Unterschied der Gelehrte,
der Kaufmann, der Handwerker als Söhne eines Vaterlandes auf-
stehen, um die Segnungen der Cultur herbeizuführen: freies Wort,
volksthümliche Verfassung, Oeffentlichkeit der Volksvertretung und
Aufhebung des Druckes, der noch immer auf einem Theile des Vol-
kes um des Glaubens willen laſtet. :
Yreslau, 16. Februar. (Weser-3.) Als die Breslauer D e-

putirten vor Eröffnung des Lan tages die übliche Präsentations-

Visite bei dem Landtage-Marſcpall, Prinzen Ad olf zu Hoh enlohes-
Ingelfingen, machten, äußerte letterer Folgendes: Er könne
ihneu von Berlin die erfreuliche Kunde bringen, daß die Wolke welche
ſich seit 1841 finſter und betrübend zwischen dem Könige und der
Breslauer Bürgerſchaft gelagert habe, nun vollſtändig zerftreut sei.
Auch zeige er hiermit an, daß S. Maj. ihnen die sichere Aus-
ſicht eröffne, daß mit dem nächsten Landtage (also 1847)
die gewünschte Reichs verfaſſung gewährt werden solle.

S. Mai. habe sich überzeugt, daß die Lage der Dinge

von der Art sei, daß sie nicht allein diesen F ortſchritt er-
heiſche, sondern auch begünſtige. Nachdem die Breslauer
Deput.rten über diese erwünschte Mittheilung ihre herzliche Freude
an den Tag gelegt hatten, kamen sie nochmals auf die Vorfälle,
welche ſie an die bekannte Petition von 1841 um Verlcihung einer
Constitution reiheten, zurück und äußerten mit großer Freimüthigkeit,
daß so tief ſie die königliche Ungnade geschmerzt habe, sie doch nur
von dem, ihnen zuſtehenden Recht Gebrauch gemacht hätten. Unter
den vielen Petitionen, welche dem schlesischen Landtage vorgelegt wor-
den ſind, machen besonders zwe i, von D. Johann Jacoby in
Königsberg eingesandte, ein ungemeines Aufsehen, weil die Sprache
derselben eine sehr freie und rückſichtsloſe iſt. Die erſte iſt in Form
einer Broſchüre gedruckt *), und legt dem Landtage die Gewährung
der vom seligen Könige Cam 22. Mai 1815) vuerheißenen Reichs-
ſtände ans Herz; die zweite enthält eine Aufzählung aller Mißgriffe,
welche sich die verschiedenen Miniſterien seit 1841 sollen haben zu
Schulden kommen laſſen, so wie die Bitte um Abhülfe derselben.

Vie es hier heißt, soll sich Jacoby gegenwärtig in Paris befinden (k),

wahrscheinlich, um einer etwaigen Criminal Untersuchung zu entge-
hen, dagegen hat unser ſo allgemein hochgeachtete Mitbürger und
Landtags-Deputirter M il de erklärt, daß Vr mit dem Inhalt
dieser beiden Petitionen ein verstanden sei, und man sie
so betrachten könne, als wären es die seinigen.
München, 17. Febr. Jetzt iſt die schon früher erwähnte
Schrift des Prof. v. Görres, .die Wallfahrt nach Trier-1 (Ver-

lag von Manz), im Buchhandel erschienen. Sie schildert tie geiſie.

gen und politiſchen Bewegungen und Stürme der Gegenwart, und
wird von Personen, die ſie geleſen haben, besonders wegen des glück-
lichen Humors und der seinen Perfiflage zu den b:deutendſten Schrif-
ten dieſes hervorragenden Geiſtes g' zählt. Die wilde Jagd, die in
Norddeutschland ihr Unwesen treibt, hat darin ihren Mann gefunden
(meint der Corresſpondent der Allg. Ztg.].
Hannover, 16. Febr. (W.-Z.) Der vom Viſchof von Hil-
desheim eingeführte Katechismus des Pater Canisius ift aus den
Schulen verbannt und der Gebrauch desselben bei 20 Thlrn. Strafe
unterſagt worden. Etwa 2000 Exemp'are desselben sind confiscirt
worden. Dem Biſschofe iſt bedeutet worden, binnen viee Wochen



*) Unter dem Titel: Das königliche Wort Frievrich Wilhelms 3. eine
den preußischen Ständen überreichte Denkschrift. . w ;

rate, worüber die Redak- ;


 
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