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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 329 - No. 358 (1. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1517

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teljähr. Borausbezahllumm „

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ganzen Grefßherzogthum „„ Aq

Baden 2 fl. 8 kr., im

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RES BTE RGE

Mittwoch

31. Dezember.

18415.



Deutfſchland.

(*) Heidelberg, 29. Dez. Die Stimmung der Wahlmänner
hat sich seit cinigen Tagen und turch das Austreten Peters als Can-
didaten geär dert. ~ So eben höre ich tas Resultat der Wathl: 38
Wahlmärner haben gewählt : der außer Amt gekommene Oberhofge-
richierath Pet er erhilt 26 Stimmen, Geh. Rath Mittermaier 11
und K. Winter 1 Stimme. So viel vorlär fig.

+* Heidelberg, 29. Der. In der Mannh. 1g ui
andern deutſchen Zeitungen ist mehrfach und ouch in letter Zeit wir-
der tie Rede geweſen von ter Schwäche und Halbheit ter politiſchen
Gesinnung, die Hoſrath Ger vinus in seinen Vorlcſungen offenbart,
und von ken urbegrürdeien Schmähunger, die er ſich gegen die Trä-
ger unſrer reuern pbiloſophiſch en und politischen Literatur auszuſtoßen
erlaubt. In Nr. 353 der allgemeinen Augeburgerin hat er nun
in einem Heidelberger Correſpordenten einen öffer1lichen Vertheiriger
gefunden, welcher die Eniſchiedenheit der Geivinvs"ſchen politiſchen
Weſinnung auf folgende Weiſe darthut. Zuerſt werten die, die sich
erfühnt haber, Anſtoß zu nehmen, an din politiſchcn Lehren und der
Geſi: nunge ſtärke dieses Mannee, und die ijre 3u.zjfl in öffen!lichcn
Blättern aueſprachen, „vorlaute und eingcbilocte urſche, die ihr
altes Lied wider aufroärmen“"’, vſchreibſclige, dcnkfertige Haeiren-,
und r unreiſe E kribler- gerannt. Nun, dieſje Veweisart ift b;kannt,
ſie kommt häu fig grnug in dir Augeturgerir, dem Mannh. Mor-
genblant, dim Mainzer Kathcliken und a. Elättern dieſer Gattung
zur Anwcntung. Hür Herrn Gervinus beweist sie nichts, für den
Correſpondenten der Yu, sbi.rgerinn aber, taß er zwar cin würdiger
Ccrieſpondent dieser Zeuuvg iſt, aber wahrlich nicht tie Reife be-
ſist, diren Man- el er senen Gegnern vorn ft. Das zweite Argu-
ment tcs Hin. Cerreip für rie Urfellvarkcit der Lehren und die po-
litische Eniſchud.1. heit sſcines Schützlings, ift d ssen gefülltes Auti-
torium. Gervinus muß im großen Pandcktersaal le'en, die'er Saal
iſt voll von Zuhörern, nicht allein Studenten, sondern auch Privat-
pocenten und „ältire/ Privatleute drängen sich zaylrcich zu ſeinen
Füßen, und toch wagen cs einige ,„vorlaute Bursche!’ und „unreife
Slritl r“ ihn iff niich anzugrcifen, ihn, ken großen Litcrarhiſtcriker,
den politischen P.cpbeten, und „r klären somit den Reft ter reifer
urthe l nden Surtir:nden tn Maſſe für dumme Jung en‘ ?! Was
die große zahl der Zuhörer für Herrn Gervinus pol.tiſchen Charakter
b.w.isen soll, iſt n <t einzusehen; auch Schilling erfreute ſich einft,
und mancher antre bificriſche Profeſſor freut sich j t noch auf deut-
ſchen Univ.rſitäten eines größ.rcn Lutitoriums als Hr Gervinus, und
doch nüd cs N emanden buüfallen, ihnen Stäike des politiſchen Cha-
raktirs zu vindizn en. Wern aber Ecrvinvs über ten erlen Börne,
wenn & über Feuerbach, Ruge, Fröbel, Her weg h, wenn er
über dee rad kal n Sdriftfcllr der ncueſten Zriit inegeſammt, die
Hab ur d Gut, die H imath und Freiheit für ihre Sache opfirn,
Witze reißt, oter in urbegrünteten Sc mähurgen ſich ergießt,

Abendzeitung und

. urd dann der gl ößte Theil seiner Zuhörer ein lautes Gelächter des

GVliftfalls ertebt, ſo muß man ſich watrlich zuſammennezmen, diese
. „cifer utbcilenden Zut örer'‘ nicht bei dem Namen zu nennen, den
ihnen ter Correſp. der Augsburgerin in unserm Sinne geten zu
wmüſſen glaubte. Daß ferner, wcnn Gaervirus lehrt, fern „von ge-
föyxlichem Radikalismue ‘“ auf goltner Bahn der rechten Mitte an-
ſtätvig und wohlmeinend eirher,ugehen, und, wenn cr bald mit Libe-
ralieûus kok tirt, tald aufzätlt, wie man dem drehcnden deutſchen
Bolksgt e atleiten u1 d schöpfen müſſe, durch Ciſerbahnen, Zoll-
verein, Irrufirie, Deuiſch- Katholizismus tc., taß dann die große
Majorität zjr(s Putlikuns deuiſcher Studenten von hrute entzückt
und hingeriſſén an den Lippen des großen Meiflers hängen kann, iſt
wohl erklärbar.

tber, so





| liest jener Artilel der Allgemeinen, hätten jene
ſchreitſ.tigen, denkſtrtigen Herrn nur wenigflens so vil Sinn für
tas lächerliche, um w merken, welche hochkomiſche Rolle ſie spielen
§ ſei dem volicnts tie. Stadt Mannheim, an deren entſchieden poli-
tiſcher Gesinnung wobl Nicmand zweifelt, G. angetragen kat, ihn
an Gerbels Et.lle zum Depitinten zu wä,len, zum Zeichen, daß sie
nicht nie jene unreifen Skritler das Merkmal der Entschictenheit „im
Schimpfen und unbedingter Opposition sucht.“ Wenn der Korrespon-



dent der Allg. glaubt, die Stadt Mannheim babe Hrn. Gervinus
wählin wollen, zum Zeicten, daß sie nicht das Merlmal der Entſschie-
denheit im Schimpfen ſuche, jo glaube ich, taß ſie die Würde ih-
rer Oppoſitiion nicht ers rurch eine Wahl des Hrn. Gervinus darx-
zuthun hat, wenn sie aber tas Zeichen der Entschiedenheit nicht in
„unbetingter Oppoſition-- sucht, jo hö.te sie allertingg Hrn. Gervi-
nus wählen müſſen. Utbrigens wissen wir nicht, ob die Wahlmärn-
ner Mannhcims Gervinus ihre Deputirtenftelle angetragen haben,
nur so viel haben wir aus den Lanttagsverhaudlungen über die Wahl
der Stadt Heidelberg erfahren, daß hier die Herren Gervinus und
Mittermaier von Hin. Stadtdir.ktor Böhme dem Bürgirmeifier Win-
ter zur Wahl jreuvndlich ancmpfohlen wurden. ~ ;

4 Aus dern: Odenwald, 29. Dez. Wenn die vorleßte Nummer Ih-
rer Zenung fragt, ob in Bezug auf ein unentgeltlich verbreitctes Blatt
auch andawärts ähnliche Vcrhältniſsſe (xiſiiren, wie im ſächſischen Si-
birien hu: ſichtlich des Volkstblattes, ſo können wir vies nur beſtäti-
gen, müſſen aber hinzufügen, taß tie Gnade der unentgelilichen Ver-
theilung anſängt uns Uibepaglic keit zu perurſachen, namcllich ſeit-
dem ein O. enwälder in die Kammer gegavgen iſt und uns ſcine Be-
trachtungen über dercn Verhandlungen mitgcthrilt hat.

“Aus dem Gioßherzogthum Baden, 25. Dez. (Köln. 3.)
Die Motionsbegiündung des Abgziortneten Zittel über „Religions-
friipeit- hat die Anhänger ter Ju den- Emancipation nit eini-
ger Hoffnurg erſüüt. Die Unterhandlungen mit Württe berg in Be-
triff dcs Ciſenbahnansct li ss find bis auf wenit e, ganz untergeordnete
Punkte beendigt, [o daß dicſelbden der Kammer zur Begutachiung vor-
gelegt merden körncn (k]). Auch übcr die Auſh.burg des Ne ckarzolles
wurden seit längirer Zcit Noten gewechſ;li; allein unsere Regierung
ſchcint sich olne voraue sichtlichen Erſay nicht entſckli ßen zu wollen,
a!!t dieſe Abgabe zu verzicttin. Wir bimerken bci dieſer GSrlegenheit,
daß tie Nickar-Damyfſſchiffſahrt durch j nen übermäßigen Waſſerzoll,
der zwischen Mannheim und Heilbronn für ten Centner sechs Kreu-
zer beträgt, während die Fracht nur mit n eun Kreuzern berechnet wird,
außerordentlich leidet. :

Vom Oberrhrin, 24. Tez. We verlau!'et, mürte man in
Berlin nicht unge. n sſeten, wenn der eine oter ter cn eie der eiſrig-
sten Vectreter unſerer Inrufirie auf tem kaul: r. her Zolcon,reſſe ſür
tie Zukunf!: durch einen etwas nachgziebi, eren er ezgt wude, und man
soll reßhalb verſchietene Schii1e rerſucht habin, die abir nicht zu
tem giwürſctten Ergebn se füprten. Somit wird Südteutſchland
auf dem außerordentlii en Cengreſſe in Berlin turch dieſelben Mäns

ner vertreten ſein, n ie in Karlsruhe. Wir verargen unſeren Geg-

nern im Nortoſien nicht, deß ſie ihr Möglichses 1hun, um ihren

Iteen ten Sieg zu verſc; affen, und teßpalb auch verjuci en, bie ent-
ſchiet enſen ihrer Widerſacher zur Stite zu schieten ; ater um so be-
jrübender wäre es geweſen, n enn unsere Regieiungen hierin nachge-
geben hätten. Der Zellvere n iſi ein Bund, kein Staat hat hier ein
beſondéres Verrecht, alie teutjià en Stämme ſinv Ich ebenbürtig, und
glaubt ein Theil derjelben auf weit.ren Zellſchutz beftchen zu müſ-
ſen, so liegt tarin durchaus nichts, mas die andern, und wären ſie
auch noch ſo mächtig, verdrichen rürfte. Das R.cht tes Kleinen iſt
ſo gut ein Recht, wie das des Großen.

(Köln. Z.)
München , 25. Dez.

Man ſieht der Veröffentlichung der
Reichsratheprotokelle mit besonterem Interesse entgegen, namentlich
jenen ter letzten Sitzung, in welcher wichtige Fragen verhandelt
worden sein ſollen. (N. Sp. Z.)

Leipzig, 23. Dez. Hinsichtlich des neulich mugetheilten Ge-
rücites, daß der Miniſtcr v. Könnerit ſcine Entlaſſung genommen
habe, muß ich bemerken, daß es tamit beim bloßen Gerüat geblie-
ben iſt. Im Augentlicke err-gt ein anderes Ergevriß nicht gecinges
Aufsehen. Geflern iſt die Conceſſion für die hier bei R. Fiiele er-
ſcheinenden, von Cramer ridigirtcn „Sächſiſchen, Vatirlandeblätier--
ron dér Regicrung zurückgenommen worden. Gersde j yt hätte man
eine solche Maßregel am Werigflen erwartet, ra die Baterlantstlät-
tir in letiter Zeit keine Artikel brachten, welche der Regierung beson-
ders anſsiéßig hätten sein könncn. Schlag auf Schlag wiro ſo die
sächſiſche liberale Tagespresse verrichtet (aus, dem „H.rold“ iſt unter
Androhung eines ähnlichen Sctick'als, bereutet worden, sein? T. ndenz
zu ändern), während jenes literariſche Uukraut wie der rBayard“',


 
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