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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 146 - No. 175 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0717

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und Gelh erbittet man-

ranco.

18













Deutschland.
* Mannheim, 25. Juni. Auch aus der wackern preußischen Stadt
Müllheim am Rhein iſt an die ausgewiesenen Herrn v. Itzſtein
und Hecker eine mit einer großen Anzahl Unterschriften versehene
Adreſſe eingelaufen; und eben so, wie wir im Augenblicke erfahren,
einc Adreſſe mit einhundert Unterſchriſten ehrenwerther Einwohner
der Stadt Crefeld. |
§g*§ Villingen , 20. Juni. (Die Verbindung des Bodensee's
mit der badischen Hauptbahn.) Wir lesen in Ihrer Zeitung vom
geſtrigen No. 164 einen ausführlichen Artikel über die Verbindung
des Bodensees mit unserer Staatseisenbahn, mittels Fortsetzung der leg-
tern durch das Kinzigthal, die Baar ec. Ganz treffend, heißt es in

besagtem Artikel: die Verbindung der badiſchen Land esba hn

mit dem Bodenſee sollte jetzt die Loſung aller Derjeni-
gen sein, welche im Stande ſind, die wichtigen Intressen
zu erkennen, und zu würdigen, um die es sich handelt.
Uns konnte es nur höchſt erfreulich sein, über diesen für einen be-
deutenden Landestheil höchſt wichtigen Gegenstand eine solche Stimme
vom Zusammenfluſſe des Rheins und des Neckars, von Mann-
heim, zu vernehmen, das vermöge seiner Lage und seines com-
merziellen Aufschwungs dereinſt (und wir wollen hoffen, in nicht
allzuweiter Ferne,) eine Hauptrolle auf der großen Weliſtraße zu
spielen beſtimmt und geeignet ist.

Schon im Jahre 1838 wurde durch die Stadt Konſtanz der
Bau einer Eisenbahn durch das Kinzigthal in Anregung gebracht,
es erfolgte die dießfallſige Berathung am 12. März desselben Jah-
res. Hier ſtelle ein Äbgeordneter die völlig gegründete Behaup-

tung auf: die Linie vom Bodensee durch das Kinzigthal

iſt die Hauptlinie. Die Petition ging mit Empfehlung an das
großh. Staatsminiſterium, beziehungsweise durch eine von den stän-
dischen Kammern genehmigte Addreſe an den Großherzog.
Bis zum Jahre 1843 zeigte sich kein Erfolg, dieß, und muthmaß-
lich die Ansicht, daß eine Cisenbahn durch das obere Rheinthal
zu bauen weniger Schwierigkeiten darbieten würde, als der Bau
einer Bahn vom Bodensee über den Schwarzwald und
durch d as Kinzig thal bis zur Staatsbahn bei Offenburg,
mochte die Bewohner der Stadt Konstanz resp. das dortige Ei-
senbahn-Comite veranlaßt haben, ihre frühere Bitte fallen zu lassen,
und sich mit jenen von Radolphzell, Thiengen, Waldshut, Säctin-
gen und Lörrach, den Bestrebungen der Regierung des Kantons
Schafthauſen ~ d. h. dem Gesuche um Erbauung einer Eisenbahn
von Lörrach nach Konstanz anzuschließen. Bis hieher berichtet der
Artikel vom 19. d. M. das frühere Sachverhältniß, glaubt aber
dann zur Unterstellung kommen zu dürfen, daß die Stimmen, welche
früher die Intexeſſen des Seekreiſes und eines Theils des Ober-
rheinkreiſes so gründlih und lebhaft vertheidigt hatten, jeßt wo
der entſcheidende Augenblick gekommen, verſtummt seien; eine Er-
scheinung, die vielleicht darin ihren Grund habe, daß Eisenbahnver-
eine im Seekreiſe im Stillen thätig sind, daß sie den diplomatischen
Weg eingeſchlagen haben, um zu dem Ziele zu gelangen. Diese
Ansicht muß berichtigt werden. Schon im Shätjahre 1843 ließen
sich aus der Baar und vom Juße des Schwarzwaldes mehrere
Stimmen öffentlich vernehmen, die auf die Kammerverhandlungen
vom Jahre 1838 und die vielen kernhaften Artikel, welche die „See-
blätter hinsichtlich des Baues einer Eisenbahn vom Bodensee bis
Offenburg im Jahre 1842 lieferten, hingewiesen haben. Eine Folge
hievon war die Anordnung einer dahier in Villingen abzuhalten-
den Versammlung, welche auf den 24. Febr. 1844 festgestellt wurde.
Obgleich am Tage zuvor Sturm und Schneegeſtöber die Straßen
bereits unfahrbar gemacht hatten, trafen doch über hundert Män-
ner aus den verschiedenen Gegenden des Bodensees, des Hegau,
der Baar, des Schwarzwaldes und des Kinzigthals und selbſt aus
. dem benachbarten Württemberg zusammen, die das Beschwerliche und
Gefahrvolle der Reise nicht achtend, gekommen waren, um einen
Gegenſtand zu berathen, der für eine Gegend, die von nahe 200,000
Menschen bewohnt iſt, von unermeßlichem Vortheil, oder käme für
hieſelben ein Schienenweg nicht zu Stande, von unberechenbarem
ftochthei. iſt, und auch als solcher von allen Anweſenden anerkannt
wurde.

Auch die Stadt Konſtanz und Radolphzell hatten Abgeordnete
hieher gesandt. Diese blieben jedoch paſſiv, weil bereits im Bunde
mit Schaffhausen behufs eines andern, den Ansichten und Wün-
ſchen der Versammlung widersprechenden, Zweckes!

Eine bereits projektirte Petition wurde verlesen, und nach ge-
pflogenen Berathungen genehmigt, sofort ein Comite zur Besorgung
fs Weiten gewählt. Die bemerkte Petition zerfällt in folgende Ab-
1) Kurze Erwähnung der über diesen Gegenftand gepflogenen Diskussion
der Il. Kammer vom 12. März 1835.

2) Betrachtung über die allgemeine Wichtigkeit einer Bahn von dem
Boderſsee bis zur Staatsbahn, hinsichtlich des großen Welthandels = durch
die kürz e ſte Verbindungs-Linie für den Südoſten, Süd, Nord und Nord-
q Erwägung der Vortheile für den Binnenverkehr.

4) Nachweisung der ſtrategiſchen großen Vortheile der Bahn.

5) Die Behauptung, daß die Bahn ausführbar sei, mit Hinweiſung auf
die Gebirgsbahnen in Amerika, Belgien und Osterreich.

est é) Ftg'taptuts des Koſtenpunktes und der vorausſichtlichen Rentabili-
ät der Bahn. .

Bas ( u smguu u n ture [ Eéſenbatr. dot rue U
sen, bis zum Bodensee zu halten sei. ;

8) Vergleichung der Nachtheile, welche diesseitiger Gegend durch den
Bau der kaum erwähnten Bahn zugehen müßten, mit jenen, welche die
Oberrheingegend von dem Bau einer Kinzigthalbahn befürchten könnte.

9) Begründung der Ansicht, daß bei dem Beſtande der in Vorschlag ge-
bracht werdenden Bahn, die Fortseßung der Bahn von Basel über Zürich
nach dem Splügen nicht zu sürchten sei.

10) Schlußbetrachtung, in ver besonders auf das Gefährliche hingewiesen
wird , daß durch den Bahnzug von Basel nach Konstanz inner dem Gebiete -
des Kantons Schaffhausen während eines Krieges unserm engern und dem
großen deutschen Vaterlande zuſtoßen könnte.

Diese Petition ging in mehr denn hundert gedruckten Exemplaren
zu Anfang des Monats April im v. I. an das hohe Ministerium
des Innern und die 2. hohe Kammer, begleitet von passenden schrift-
lichen Borſtellungen, ab. In der 154. Sitzung fand sie Zuſtimmung
der 2. Kammer und empfehlende Ueberweisung an das großh. höchſte
Staatsminiſterium.

Während nun von unserer Seite aus gethan wurde, was hier
angeführt iſt, so handelten auch ihrerseits die Bewohner von Konſtanz 1c.
in Verbindung mit Schaffhausen für ihren Zweck.

Doch ruhig konnten wir uns der Hoffnung hingeben, daß
unsere Regierung dieſcm hochwichtigen Gegenſtand, von dem
das Erblühen oder der Ruin eines bedeutenden Landestheils, zunächst
im Algemeinen aber der Flor unseres Transithandels vorzugsweiſe
abhängt, reiflicher Erwägung unterstellen werde, und in dieser Vor-
aussetzung durften wir an einem günſtigen Erfolg nicht zweifeln. Und
wirklich haben wir bereits Rachrichten aus zuverlässiger Ouelle
darüber erhalten, daß die Stimmen im großh. Staatsminiſterium sich
für den Bau einer Ciſenbahn von Offenburg durch d a s
Kinzigthal '. an den Bodensee aussprechen, und daß schon
das Bankierhaus v. Haber in Verbindung mit ähnlichen Häu-
sern um Uebernahme des Bahnbaus zu bewerben ſich angeschickt habe.

Eine Eiſenbahnverbindung mit dem Bodenſee iſt
nothwendig. Dicser Sat stand bereits schon am Landtage 1838
feſt, er hat ſich ſ.ither mehr und mehr befestigt. Eine solche Ba h n-
richtung kann und darf nicht ausbleiben, soll unser Baden in
seinem Transitverkehr nicht tief erſchüttert werden; soll dieser nicht
jenes Glanzes verluſtig bleiben, den derselbe schon im Mittelalter in
hohem Grade behauptete. Legen wir zu den vielen, einer solchen Bahn
günſtig sprechenden Verhältniſſen, noch in die Wagſchale, was uns
dic neueſten Berichte bringen. Oesterreich läßt eine Bahn bauen von
Venedig über Verona nach Bregenz, ~ Osterreich steht in Unterhand-
lung mit der Türkei wegen Anlage eines Kanals auf der Meerenge
von Suez. Wo finden wir nun cine kürzere Linie um von Ofstin-
dien dur< Europa nach Westindien zu kommen, als mittelſt
ves Bodensees und der von dort auslaufenden Eisenbahn durch die
Baar, eine Strecke von etwa 3 Stunden durch den Schwarzwald,
das Kinzigthal bis zur Staatsbahn bei Offenburg! ~ Darum
guten Muthes, der helle Tag iſt angebrochen.

Zum Sthlusse sei es uns erlaubt, beizusügen, daß in wohlver-
ſtandenen Lokal- und Landes-Intereſs en man auf der ganzen
Richtung, von Offenburg bis zum Bovenſee, den von den Secblät-


 
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