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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 207 - No. 237 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0973

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in Mannheim 1.l. 15 kr., j M: Ar 1. . . g! t. Q: L ¿1:35 r. Inſs-
durch vie Poſt bezogen im Y S rate, worüber die Redak-
ganzen Großherzogthum ; ) M . tion Auskunft zuertheilen
Baden 2 fl. 8 kr., im ; : & hat, die Zeile oder deren

Ausland erhöht sich das
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aufschlag.

Montag

25. August

aunt 4 kr. ~ Briefe
und Eety erbittet mc

181



Deutſchland.

* Mannheim, 24. Auguſt. Von den Verhandlungen der
Zollconferenz in Karlsruhe verlautet noch immer nichts Verläſsſiges.
Mit Grund nimmt man wohl an, daß ſämmtliche Vereinsregie-
rungen darin übereinstimmen , daß der Induſtrie ein höherer Schutz
zu Theil werden müſſe, allein daß man ſich über das Maß deſſel-
ben sofort einigen werde, wird um so unwahrſcheinlicher, wenn man
die Anstrengungen beobachtet, welche die Gegner der von den Induftriel-
len erhobenen Ansprüche neuerdings in der Preſſe machen, und den
Operationen des Auslands, die ſicher auch mit der Freundschafts-
Visite der britischen Königin verbunden werden, einigen Einfluß
zuschreiben muß. Eine Minderung der Zölle auf Colonialwaaren
iſt mit Bestimmtheit erwartet, eben so eine Herabsetznng der Tranſit-
gebühren; ferner ſoll ſich beſtätigen, daß die Conferenz ernstlich über
die Rheinzölle und deren Erhebung berathet. ~ Ueber die Aufgabe der
Vereinsregierungen spricht ſich die N. Speyerer Z. aus, indem sie sich
die Frage beantwortet:

uWas kann dr Zollverein leiſten ?- Es iſt unverkennbar, sagt sie, daß
an denselben vielfach Anforderungen gestellt werden, denen er, im
wohlverſtandenen Intereſſe Deutſchlants, n i c t entsprechen kann.

Aber dennoch vermog er in Wirklichkeit ſehr Vieles zu gewähren!

Verſtändige man sich nur einmal biſtimmt darüber, daß der Verein
in allen Beziehungen mehr als einen blos finanziellen, daß er einen
höhern Zwick habe, dem jerer unbedingt untergeordnet seiz dann
wird man namentlich auch zu einer Vereinbarung über folgende, wie
uns scheint vorzuge weiſe wichtige Punkte gelangen: 1) Alle Bin-
nenzölle im Vereinsgebiet müssen möglichſt beseitigt werden, und
damit jede Ungleichheit in Erycbung sogenannter Ausgleichungsabga-
ben (von denen die wegen der &Moſfiſteuer" erhobene die unhaltbarſte,
und mit den Vereinszwecken rein unvereinbar iſt.) 2) Aufhebung
aller Flußzölle, wenigstens für die Angehörigen der verschiedenen
Vereinsgebiete, deren Fortbeſtehen völlig unerträglich erscheint mit den
heutigen dringenden Anforderungen der volkswirthſchaftlichen Rücksich-
ten (also keine Rheinoctroi, keine Elbzölle mehr 1c.) 3) Annahme
genügender, doch nicht übertriebener Schutzzölle, dabei aber
Entsch ädi gung Derjenigen, welche in Folge einer etwaigen unge-
wöhnlichen Herabsſegung der Scthutzzölle erweislich einen bedeutenden
Induftriezweig aufgeben müssen, und dadurch ihr Vermögen einbüßen.
4) Dabei — neben der Ge werbsinduſtrie ~ genügende Berück-
ſichtigung der Land wir th \ ha ft. (Nam-ntlich i ein großer Theil
Drutiſchlands höchst wesentlich dabei betheiligt, daß die Rindviehaus-
ſuhr nach Frankreich erleichtert werde.) 5) Brrückſichtigung der Co n-
ſu menten durch Herabſezung der Zölle auf Colonialwaarenz;
wodurch die Erhöhung dis Betrages jener Schutzzölle für Fe mehr
als ausgeglichen würde. Gerade durch die letzterwähnte Maßregel
möchte auch am Meisten beigetragen werden, daß die norddeutſchen
Küſtenländer sich dem Zollvereine anschlösſen, was unbeſtreitbar von
hoher Wichtigkeit sein würde.

** Achern und Bühl , 22. August. Abgeordneten - Wahl.
Heute wurde Hofgerichts- Advokat Richtir, der wackere Volksmann,
der durch unsern Bezirk auf die lezten Landtage gesendet war, wie-
derum zu unserm Abgeordneten erwählt. Der Kampf war heiß, es
hatten sich unter einem sonst liberalen Manne ſowohl Diejenigen ge-
sammelt, welche der entschiedenen Richtung des Erwählten weniger
hold waren oder aus Eiferſucht wegen localer Verhältnisse einen Büh-
ler wünschten, als auch die Minigteriell-Bearbeiteten und die wirkli-
chen Regierungs- Anhänger; e i ne Stimme gab die Entſcheivbung. ~

+ Buchen, 22. August. Hier iſt der bisherige Abgeordnete,
Amtmann Fauth, wieder erwählt worden.

§ Schwetingen, 23. August. Gestern wurde hier der siebenund-
zwanzigste Jahrestag der Verfaſſung bei einem einfachen Mahle im
Giſthaus zum Hirsch gefeiert. Etwa fünfzig Bürger, worunter die
Abgeordneten Welker und Matb y, nahmeu an dem Jeſte Theil,

welches Mitglieder tes hieſtgen Gesangvereins durch den Vorirag
paſſender Lieder verſchönerteen –

_ S° Von der Pfinz, am Jahrestage der Verfaſſung. So
ben haben 21 Wahlmänner der valtbadiſchen“ Stadt Durlach

den Regierungsdirector Bau mg ärtn er aus Raftatt zu ihrem Ab-
geordneten erwählt, die übrigen 11 Stimmen fielen auf Herrn Ge-
heimerath Mittermaier in Heidelberg, den mehrere der minifteriellen
Wahlmänner selbſt als Candidaten vorſchlugen, ihn beim Wahlakt
ſelbfi aber, man kann sich leicht denken, durch welchen Zufall, fallen
ließen; ~ es wurde sogleich ein Feſt und Zweckeſſen im Gaſthaus
zur Karlsburg veranftaltet, an dem die meiſten Wähler des Herrn
Baumgärtner, so wie die durchgefallenen Wähler des Hrn. Amtmann
Waag in Hornberg, aus dem Amtsbezirk, theillnahmen.

Die öffentliche Stimme bezeichnet die Hrn.: Oberamtmann Eich-
rodt, Amtmann Stuber, Aſsſeſſor von Stengel, Amtsrevisor Eccard,
Dekan Bek, Bürgermeiſter Morlok, Rathſchreiber Wohrer, Stadtver-
rechner Korn, Adlerwirth Lorn, Leber zur Stadt Durlach, ~ Hirſch-
wirth Weisſſinger (früher Engelwirth), Lammwirth Becker, Waiſen-
richter Dill, Untermüller Neyeba, Miltelmüller Bruttenmüller, Satt-
ler Geiger, Fuhrmann Heidt, Werkmeiſter Renz, Kaufmann Riede,
Kaufr1ann Gscheider, Schuhmacher Jung, Vater, als Wähler des
Hrn. Baumgärtner.

27 Wahlmänner des Amtsbezirks haben den früheren Abgeord-
neten der Stadt Durlach, Hrn. Kaufmann Bleidorn, zu ihrem Abge-
ordneten erwählt, und so scheinen die Roklen denn umgelauſcht zu
sein und das Vertrauen auf die politiſche Tüchtigkeit des Hrn. Blei-
dorn, die Neid und Mißgunſt ihm hier ſtreitig machten, iſt durch
dieſes öffentliche Zeugniß glänzend wiederhergeſtell. Ueber die Vor-
bereitung zur Wahl der Abgeordneten, wie der Wahlmänner, so wie
ut ct hiesige Stimmung in Betreff der Abgeordnetenwahl ſselbft
nächſtens mehr.

Aus Baiern, 14. Aug. Nachdem das Erscheinen Schles-
wig-Holſteiniſcher Abgeordneter beim deutſchen Sängerfeſt in ganz
Baiern viel Theilnahme für die Angelegenheiten des nördlichſten
deutſchent Grenzlandes hervorgerufen und man über das deutſch-
patriotische Verhalten der baieriſchen Regierung und des Königs
selbſt große Freude empfunden, wecken die letzten Nachrichten von
den Maßnahmen Dänemarks gegen Schleswig -Holſtein und Lauen-
burg, die Entfernung aller äußeren Zeichen der Selbſtſtändigkeit
und deutschen Unabhängigkeit, als besonders von dem Verbot des
Gebrauchs der Wappen und Fahnen, die ſtärkſte Sensation, und
man hört hochgeſt. Ille Perſonen, wie Männer aus der Mitte des
Volks, sich darüber mit tiefer Indignation aussprechen. Vernimmt
man die kaum glaubliche Aeußerung, Preußen habe ſich mit
Dänemark hinsichtlich der Herzogthimer Schleswig , Holſtein und
Lauenburg geeinigt und ſich bereit erklärt, diese Dänemark gegen
gewisse Zugeständnisse zu überlaſſen, so darf man dagegen die be-
stimmte Versicherung geben, daß überall, wo Baiern seinen Ein-
fluß anzuwenden im Stande ist, dies im Sinne der deutſchen Ein-
heit geschehen, und es nie einwilligen wird, daß drei deutsche Her-
zogthümer noch mehr von dem gemeinsamen deutschen Vaterlande
getrennt und noch mehr in ihrer Nationalität beeinträchtiget wer-
den, als es bisyer ſchon der Fall gewesen. Es iſt bisher noh
nicht öffentlich bekannt geworden, aber wir dürfen die Wahrheit
als aus seyr guter Quelle fließend feſt behaupten, daß die däni-
sche Regierung bereits vor der Uürzburger Feſte ihren G esand-
ten am Bundestage zum Könige nach Brückenau sſchickte
und das Verlangen ſtellle, die Schle s w ig-Holsteiner von diesen
deutſchen Sängerfeſte weg zuweisen, oder doch nicht zu geſtatten,
daß sie ihre ſchleswig- holſteiniſche Fahne entfalteten, welches An-
sſinnen König Ludwig aber mit entschiedenem Unwillen zurückg e-
wiesen hat. Von Stuttgart her erfährt man auch, daß dort
ein dänischer Etatsrath ſich vor längerer Zeit ſchon viele Mühe
gegeben, die Intervention der Stände in der schleswig - holſtein-
lauenburgiſchen Angelegenheit zu hintertreiben, wobei er denn die
Klagen der Herzogthümer als grundlos und die Berichte der deut-
schen Zeitungen und Zeitschriften als unwahr darftellte, jedoch hatte
er sich nur eines schlechten Erfolges seiner Bemühungen zu er-
freuen. Daß die baierisch en Stände sich, sobald sie zuſammen-
treten, mit der dänisch - deutschen Frage beschäftigen, und ſofort ei-
nen Antrag an ihre Regierung wegen Intervention ſtellen werden,
ift völlig gewiß; übrigens wird dieser Schritt hier nichts anders
sein als ein Zeugniß, daß die Stände und das Volk in dieser


 
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