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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 329 - No. 358 (1. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1479

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E ® Mit dem erſten Januar 1846 beginnt. ein neues haltjähriges Abonnement auf die
u. Us . Mannheimer Abendzeitung, ;18
ozu wir freundlichſt einladen , mit der Bitte, des richtigen Bezugs wegen die Beſtelungen möglichst bald zu machen.

Die Mannheimer Abendzeitung erſcheint täglich und von Neujahr an auf ftarkem Popier und mit deutlichſiem Drucke in
(Groß:Median-Format; der Preis derſelben ſammt ihren Beilagen, den „Rheinischen Blättern.. und dem „Badischen

. Volksſchulblatte" bleibt unverändert.



îLandtagsverhandlungen. ;)
** Karlsruhe, 16. Dez. Zehnte Sitzung der zweiten Kammer.
Präſident: B e k k. Auf der Regierungsbank G.- R. Neben ius.
sFortseßung der Verhandlung über die Heidelberger Wattl.) ;
Welder geht hierauf auf einen andern Gegenftand über.

rial-Direktor Rettig erklärt; wenn man so die Aufhebung der Unterdrückung
verlange, so werde es noch schlechter werden. Das habe ihn an einen alten
jüviſchen König erinnert, der zu seinen Unterthanen gesagt: früher seid ihr
" mil Ruthen gepeitscht worden, jeßt da ihr Beschwerde führt, ſollt ihr mit

Scorpionen gepeinigt werden. Er habe die Wahrheit, sogar mit Wohlwollen,

gesagt, er habe ſich keine Härte erlaubt, obgleich im Volk harte Worte fielen.
Unter solchen Verhältnissen sei eine derartige Drohung gegen das Land eine
schwere Kränkung gegen das Volk, dem man sein gutes Recht nach jener
falschen Throrie vom göttlichen Recht nur höchſtens als Gnade gewähren wolle.
So elwas solle ein geſcheidter Mann nicht sagen. Es sei auch kein guter
| Rath, wie das Schickfal der Stuarte und Bourbone beweise. Auf ſolche
Weise wolle man. das Volk schrecken. Jeder Chrenmann werde aber lieber
untergehen, als sich so ſchrccken laſſen und vom badischen Volk habe man das
Nämliche zu erwarten. G.-R. Nebenius habe ſeine Ertlärung damals zur
allgemeinen Zufr edenheit erläutert, er habe aber gesagt: ich will nicht ſtren-
: gere Maßregeln aucführen, ich will lieber zurücktreten. Das müsse der Reds
ner ſchmerzlich bedauern, wenn er bedenke, welchen Schatz von Kenntnissen
und welche eoele C eſinnung der Hr. Minifler beſiße. Wenn er übrigens als
ſelbſiſtändiger Minister mit voller Veranwwortlichkeit die Zügel des Staates
übernehme und derselben allein leiten werde, so werde er im Redner keinen
Feind, sondern eiren Freund finden; wenn aber sein Name zum Deckmantel
œeiner Camarillaregierung mißbraucht werden solle, dann wolle das Volk lie-
ber den re <t en Mann und werde gegen ihn in die Schranken treten.

Zuruf von der Linken: Das iſt n ahr. Recht! Gut!

G.-R. Nebenius ſichlbar tief ergriffen: man kenne das (Augen-) Uebel
das ihn abhalte, Ales zu prüfen und zu unterschreiben, teßhalb sci als Be-
dingung der Uebernahme seiner jitzigen Stellung die Uebereinkunft geiroffen
worden, daß er nur die allgemeinen Angelegenhei en zu beſorgen habe. Er
habe sehr viele Geschäfte, und müsse sich deshalb auf Hauptgegenfiände be-
ſchräuken, vie für die Zukunft wirksam seien.

Welker dankt für die Mittheilung; dicser werde in Betreff der Ver-
theilung der Geschäfte eine Motion anzeigen.

G.-R. Ne b enius fährt fort: unmittelbar verantwortlich bleibe er irotz

dem für Veiletung der Verfaſſung, denn gegen Kränkung verfaſſungsmäßi-

ger Rechte flehe Jedem der Recurs an das Staatesminiſterium in Irttter Inftanz
zu. Jn allen übrigen Staatsgeschäflen habe er die untern Beamten wegen
Vetttsirrgtils zur Verantwoitung zu ziehen und sei veranwortlich, wenn

Rettig dankt dem Abg. Welder, raß er ihn nicht gelobt. Welcker

babe den Wunsch auegcsmochen, daß er, Rettig, durch einen andern erſeht :

werde. Er habe 42 Dienstjahre hinier fich in ſolchem Alter hege man lei-

nen ehrgeizigen Plan mehr.) Je mehr das Etreben einzelner Kammer-

Mitglieder dahin gehe, willkürlich Gewalt an ſich zu reißen, desto fefter

müßten die Regierungs-Leanitten die Rechte der Re-gieruug vertheidigen.

Die Staatsbchörden hätten die Wahlen anzuordnen und zu überwachen,

der Bürgermeifier sei nicht ſouverän. Er, Rettig, trete gerne zurück , lasse
ich aber durch Plaudereien nicht ſehrecken. f

Geh.-Rath Neb enius vertheidigt den Stadtdirector von Heidelberg. j

Welcker: Es sei ihm keine Unwahrheit nachgewiesen worden.

Pla t: erinnert an bie Worte des Alterspräfidenten, daß. bei den Wahl-
prüfungen auf die Wahlordnung und Verfassung gesehen werden müſſe, da
. mur Leute, die das Vertrauen des Volks hätien, in die Kammer treten.

. , Der Redner rügt, daß nicht immer die nämlichen Grundsätze befolgt
Würden und meint, während den Wathlprüfungen sollte der Parteikampf
schweigen. Auf seiner Seite werde immer ſo gehandelt, und er ſtimme für
den Artrag des Abg. Trefurt und zwar nach den Grundsätzen der Gegner,
. bei Prufung der Ueberlinger Wahl.
._. Rindeschwender bemerkt: Er habe das Glück oder Unglück immer,
. nicht mehr zum. Wort zu kommen. :

Platz habe dieser Seite gedankt; vas beweise Besſſerung und verdiene
Anerkennung. Wenn die andre Seite die Grundsätze der Linken annehme, so
. liege darin schon ein großer Fortschritt. Der Redner widerlegt die Verglei-

<hung mit der Ueberlinger Wahl. ; .
. Von Ueberlingen hätten 50 tücktige Bürger ihre Beſckwerden vorgetra-

ud. Hcideli erg hä ten einige von Leidenſchaſten durchn uhlte Minſchen ;
fich wie kaflträger als Beilage gebiauchen laſſen. Die Üeberlinger hätten
' fich an die recſte Etelle, an die Kammer, die Heidelberger an die Regierun,.

11,.um Protektion bei der Kammer, gewendet.

Die Nachträge ſeien hervorgerufen urch das:? glückliche Kunſtflückchen

. der Vertagung von der andern Seite.

Leidenſchaftslos und ernſt sei vie Ueberlinger Petilion gehalten; die Hel-
delberger hämiſch und verdächtigend, wenn auch Trefurt dies nicht gefunden,

der das umgekehrte Talent der Brene beſitze, indem er aus Allem den Gift ziehe.
Bei Begründung seiner Motion wegen der Adreſſe habe der Miriſte-

Vo rst verlangt sehr erbittert, baß der Präsident den Redner zur
rdnung rufe. :

Der Präsident entſyricht viesem Begehren. i ;
Rindes chw endert Geſtern noch, bei der Begründung von Zittel's
Motion, habe Trefurt vem Antragsteller Dinge zum Vorwurf gemacht, die
j es: verlangt wiederholten Ordnungsruf, welchen der Präsident
§rG tt (eswe uv csi: Von einem Freiſchärlerhut, den Winter getragen,

' sei die Rede; ob etwa damit gemeint sei, er habe gegen Jesuiten gekämpft ?

Die Ueberlinger hätten sich darüber beschwert, daß die Wahl der Wahlmän-
ner durch unmittelbare Einwirkung der Wahlcommisſion, bei Austibung ihres

YAnmls gefchlt; die Heivilberger wüßten nur mit allgemeinen Ausdrücken zu
. verdächtigen; die Ueberiinger hätten sich über Best: chungen von tem höchflen

Gewicht durch den gewählten Deputirten beschnert, die Heidelberger klagten
v. Itſſiein und Welcker an, daß sie Standreden gehalten, und daß Biſſing
selbſt die Wähler bearbeitet habe ; was er, dir Redner, auch ſchon oft gethan.
Nubenbei sei von einer Bierbeſtechung die Rete, welche gar keine Beachtung
verdiene, weil es brkannt ſei, daß die Deutschen gerue zusammen trinken
und dergleichen Jreigebigkeiten gaſtfreuntſchafilich erwirdern. î

Hecker fragt den Abg. Litſchgi, ob er bei seinem Antrage beharre.

Lit schgi bejaht diese Frage. ]

Hecker: Wenn in Jolge des Antrags des Abg. Litſchgi eine Untersu-
<ung gerflogen winde, so müßten die Akten auf ten Tisch des Hauſes nie-
dergelegt werden, urd das werde dann zu einer nochmaligen Verhandlung
über die Wahl eines Mitglieds fuhren, welches seinen Sit in der Kammer
bereits einge on men, was offenbar nicht angehe. Hierauf wéiſt der Redner

. die Grundloſigteit der Beſch werden und die Unparteilichkeit d.r Linken nach.

Der Heidelberger Gemeinderath sei seit er im Amt die Zielſcheibe aller

HDVerdächtigungea und Angriffe von Seiten der unterlegenen Paitei, welche

kein Muiel ſcheue. Es seien Allianzen geschloſſen worden von Leuten, die
miteinander Arm iu Arm uber die Biücke gegangen, während sie vorher vor
einander auegeſspuckt hätten.

Der Redner weist den Gegnern ihre widersprechenden Grundsätze in die-
ser und in der Utberlinger Wahl ſchlagend nach. Den Abegg'schen Brief
habe man. fur unmöglich gehalten, die Beſtechung Klingels nehme man als

. wahr an u. s. f.

Der Redner gibt von Vinter aus cigner Wahrnehmung und aus dessen
Auftrag die Verſicherung, daß ſich derselbe von allen Wathlbewegungen ab-
sichtlich fern gehalten habe.

_ YNegenauer gibt dem Bürgermeiſter Winter das Zeugniß, daß er ſich
in diesem Haus immer als Ehrenmann benommen und will deßwegen eine

. Unteisuchung in Winter's Interesse.

Zwiſchenr uf: Winter hat keine Untersuchung verlangt.

Regenau e r: Wenn ein Redner vor ihm, die Bierbeftechung für zu
geringfügig gehalten, so sei das individuell, ein andrer hätte vielleicht mit
einer Flaſche Champagner beſtochen. |

Die Diskussion wird geſchloſſen. Der Berichterftatter erhält das Wort,



* Karlsruhe, 19. Dez. Dez.. Eilfte Sitzung der zweiten Kammer,

. Unter dem Vorfit, des Präfidenten Be kk. Auf der Regierungsbank: Nie-

viqnh...:: Sitzung beginnt mit der Beeidung des Abg. Bisſſing.
îHecdker übergibt eine Petition der Gemeinde Sandhofen wegen des

Verbots der Abhaltung einer Gemeindeverſammlung, die Bejchränkung der

§ghletreelve. hee. Petition der Gemeinden Dungenheim und Jchenheim die

Ablöſung des Jagdrechtes betr.

Zittel: eine Petition von mehr als 100 Bürgern der Gemeinde Offen-

Uu um Religionsfrcecheit und Anerkennung der Deutsſch-Kat1holiken durch den
taat.

Vogelmann: eine Petition der Stadt Walldürn die Herftellung einer
Straße über Heilbronn nach Amorbach und Miltenberg betr. ;

Jerner eine Petition mehrerer Aemter des ehemaligen Main- und Tan-
berkreites die Uebernahme der Straße an der wurtltemberger Grenze in den
allgemeinen Straßenverband betr.

v. Soiron zeigt an, daß er den Antrag ftellen und begründen werde,

. die Regierung um Vorlage eines Gesetzentwutfs zu bitten, durch welchen die


 
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