Abonnement mit vier. T
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 f. 15 tr. P & „4.26 le i vas
durch die Poft bezogen im Ii M
zrgiff.: Mannheimer
Ausland erhöht ſich das M §
Abonnement um den Poft- Ö
aufschlag.
Donmnerſtag
"t : deren Raum 3 kr. Inſe-
Abendzeitung. S
| tion Auskunft zu ertheilen
p ; PIO hat, die Zeile oder deren
F. Mai
Ins erätedtegealtensr
Zeile in Petitſchrift oder
Raum 4 kr. + YVrtieſs
und eth rebſtiet man
1845
h za; _ Dentsſ&cpland.
. Y Freiburg, A. Mai. Nachſtehender Vorfall beſchäftigt. die
Aufmerkſamkeit aller Kreiſe der hieſigen Einwohnerschaft und iſt der
faſt ausschließliche Gegenftand der Besprechung. Profeſſor D. Schrei-
b er hat nämlich die Eröffnung seines Collegiums über Ethik durch
Anschlag am schwarzen Brette bekannt gemacht, der dermalige Pro-
rector, Profeſſor Schwörer aber denselben wieder abnehmen lassen,
und dem Profeſſor Schreiber zu erkennen gegeben, daß da durch
seinen Austritt aus der katholischen Kirche ſein Verhältniß zur Univer-
ſität in Frage gestellt sei, er ſich veranlaßt gefunden, ihm die Eröff-
zuug der angekündigten Vorlesung, Kraft seines Amtes zu unterſagen.
Man iſt in größter Spannung auf die weitere Entwicklung dieſes
Ereigniſſes und insbeſondere darüber, was die höchste Staatsbehörde
auf die, ſicherem Vernehmen nach erhobene Beschwerde von Seite
des Profeſſor Schreiber gegen ein solches Verfahren beſchließen werde.
** Hannover, 2. Mai. Der hiesige Advocaten-Berein hat in
siner seiner letzten Sitzungen beſchloſſen, die seit längerer Zeit ins
Stocken gerathenen Vereins- Annalen wieder ins Leben treten zu laſ-
sen. Früher erschienen diese Annalen in zwanglosen Heften, jetzt
aber ſollen sie als Zeitschrift in vierteljährigen Heften von 8 – 10
Bogen ausgegeben werden. Sie sollen nach wie vor Kande bringen
von dem Leben und Treiben des Advocaten- Vereins, und zu dem
Ende sowohl kurze Auszüge aus den Protocollen der Sitzungen als
auch sonstige Actenſtücke, deren Aufnahme der Verein beſchließt, mit-
tyeilen, ihre Haupttendenz soll jedoch gehen: auf Beleuchtung der
Rechtönormen, der Rechtspflege und der Gesetzgebung des König-
reichs Hannover in freier wiſſenſchaftlicher Form behufs Fortbilbunn
des Rechts, auf Mittheilung intereſſanter Rechtsfälle und Entschei-
dungen u. s. w. Die Redaction wird übrigens bemüht sein, son-
ftige bemerkenswerthe Crſcheinungen und Aeußerungen des Rechtsle-
bens ebenfalls in den Kreis ihrer Betrachtung zu ziehen. Wir freuen
uns über das Wiederaufleben dieser Annalen, und glauben, daß ſie
auch außerhalb Hannovers von Interesse sein dürften. Die Redaction
iſt den Advocaten Ebhardt, Hantelma nn ||. und h). Leon-
h ar dt übertragen worden. Alle drei sind tüchtige Juriſten, und
wenn wir im Allgemeinen durch die Zusammensetzung der Redaction
befriedigt wurden, so sind wir noch ganz besonders dadurch erfreut
worden, daß der freiſinnige, den Fortschritt in jeder Hinsicht auf
das Entſchiedenſte liebende Hantelmann IU. in ihr zu finden ift. Die
Annalen zerren ſiccſavſ bei Helwing erſcheinen, und koftet der Jahr-
gang nur thlrx. ] ;
Der hieſige Arvocaten-Verein beſtcht seit einer ziemlichen Reihe
von Jahren. Der zeitige Präſident iſt der N. Cornrſiſtorial:Secretär
Wachsmuth, derselbe welcher die Stadt Emden in Oſtfriesland
in der zweiten Kammer der jetzigen Stände-Verſammlung in libera-
]lem Geiſte repräſentirt. Der Geiſt der hiesigen Advocaten iſt im
Ganzen sehr zu loben. Es herrſcht unter ihnen ein sehr freundliches
ceollegialiſches Berhältniß, Rechtlichkeit und Gewissenhaftigkeit ſind bei
ihnen an ker Tagesordnung . und tüchtige juriſtische Kenntnisse ſind
in reichſem Maaße vorhanden. Wenn aber einmal eine Frage, die
den Schein der politischen an ſich trägt, im Vereine zur Verhandlung
kommt, so zeigt ſich bei den meiſten hiesigen Anwälten eine ungemein
große Aengſtlichkeit. Als z. B. im vorigen Jahre wegen der Advo-
caten-Verſammlung in Mainz verhandelt werden sollte, erschienen
nur sehr wenige Mitglieder des Vereins zur Bexrathung. Von den
Erſchicnenen aber sprachen ſich nur drei — der Präſident gehörte
icht zu diesen — für die Mainzer Propoſition aus. Die Nengſt-
lichen erfochten einen vollſtändigen Sieg, und waren in ihren Herzen
gewiß ungemein froh, daß die Mainzer Versammlung gar nicht zu
Stande kam. Der Verein zählt übrigens gegen 80 Mitglieder, und
iſt es demnach gewiß auffallend, daß nicht mehr muthvolle Herren
in ihm anzutreffen sind. ;
° Berlin, 2. Mai. Sthel lin z bat ſeine Vorleſungen diesmal mit
iner Lobrede auf Steffens und damit auch auf seine eigene Philosophie
begonnen und gemeint, Steffens sei für das Mißfallen, welches er in der
Ligten Zeit bei seinen Zeitgenoſſen gefunden, reichlich durch die Gnade
pes Königs entſchävigt worden. Auch ermangelte er ttt: dabei von
zem „„woivrigen Geſchlechte“ zu. sprochen, das jetzt mit Alle
m ſo leicht
fertig zu werden meine und Alles negire. Die, welche sich der Be-
wegung der Tagesgeschichte zugewendet, glichen dem Sancho Panſa,
der sein Königreich für eine Heerde Gänſe eingetauſcht u. s. 1v. Für
einen Hofphilosophen iſt das Alles recht artig, und wenn er ſo fort-
fährt, wird Schetäiing sich bald im Schimpfen vervolllommnen. ~
Es soll sich übrigens in diesem Semester eine bedeutende Abnahme
der Studirenden zeigen. Solche Vorlesungen, wie die von Raumer
und Ranke, werden faſt gar nicht, oder von nur sehr Wenigen be-
sucht. Die Jugend ist dieser Art Wiſſenſchaft überdrüſſig. Die neuen
von Herrn Eichhorn berufenen oder creirten Docenten, wie Huber,
Gruppe, Glaſer haben gar keine Zuhörer. Wenn das o fortgeht,
wird die Berliner Universität ganz in Berfall gerathen und nur noch
die sogenannten Brodcollegia derselben besucht werden. Am Uebelsſten
sieht es jetzt in der theologischen Fakultät aus, wo Vatke, der be-
fkanntlich nur außerordentlicher Profeſſor iſt, allein das Vernunſt-
princip vertritt, da Marheineke schon seit zwei Semestern durch Krank-
heit am Lesen verhindert iſt. Man erzählt sich, daß, als sein Zu-
stand vor einigen Monaten sehr bedenklich erschien, der Miniſter
Eichhorn bereits den J. Müller aus Halle, der ein Buch über die
Sünde geschrieben hat, zu Marbheineke's Nachfolger ernannt habe
und dieser auch bereits hier eingetroffen gewesen ſei, um, falls Jener
sterbe, sofort deſſen Lehrſtuhl zu besteigen. Da Marheineke aber wie-
der gesund geworden iſt, so hat er seinen Rückzug ergreifen müſſen.
Marhein ke wird im Laufe des Sommers eine Reiſe machen und
man hofft, daß er dadurch wieder hergeſtelt und in den Stand
gesetzt werden wird, Herrn Eichhorn und Herrn Müller noch eine
Weile zu troten.
Berlin, 28. April. (A. A. Z ) Leider ſcheineu wir mit un-
ſern politischen Untersuchungen faſt wieder auf dem Punkt von
1835 und 183 6 zu sein. In der Hausvoigtei befindet ſich eine
große Anzahl von Gefangenen aus Schlesien, und in den letzten Ta-
gen ſind wieder mehrere geheimnißvoll eingebracht worden. Auch iſt
vorgeſtern der jüngſt zum wirklichen Geh. Oberregierungsrath beför-
derte H. Matthis, der die obere Leitung der Unterſuchungen und Ber-
haftungen führt, dem Vernehmen nach wieder hier cingetrofen, und
tie Inquirirung der Gefangenen dürfte nun mit neuem Cifer vor
sich gehen. Ein trauriger Fall hat sich am 26. d. in der Hausvoigtei
ereignee. Cs wurde plötzlich ein Wundarzt dorthin gerufen. Als
er ankam, fand er einen jener ſchleſiſchen Verhafteten in lebloſem Zu-
up:: ts Wiederbelebungsverſuche waren fruchtlos. Er hatte fich
elbſt erheskt.
' Königsberg, 28. April. (D. A. Z.) Heute erschien der
Polizeipräsident D. Abegg in unsecer Bürger v er sammlung, wo
eben Obeilandeegerichtsrath Pfeiffer einen Vortrag über den Luxus
hielt, und erklärte die Gesellſchaft für immer auf g elö s. Die Ver-
sammlung beschloß eine Immediateingabe an den König, welche von
allen Anwesenden unterschrieben und mit Staffette nach Berlin beför-
dert wurde. Das Gesuch des Vorſtandes an den Oberpräſidenten,
ärfzeitse Fortführung der Verſammlung zu geſtatten, hatte keinen
Trier, 6. Mai. Die hiesige Zeitung bringt jegt einen aus-
führlichen Bericht über das Feſtmahl, welches 200 Bürger von Trier
zu Ehren des Abgeordneten Mohr veranstalteten. Wir heben den
Trinkspruch des Hrn. Dr. med. Schleicher aus, in welchem es heißt:
„Nicht bloß in Feften bekundct sich der rheinische Bürgerſinn, auch
Thaten bezeichnen ihn. So sahen wir vor Kurzem einen Act der
Juden-Emancipation auf glänzende Weise in unserer Stadt zur Aus-
führung kommen. Auch kann ich an die großartigen Beſtrebungen
der kölniſchen Brüder erinnern, die Vereine zu bilden bezwecken, wel-
<e alle Claſſen der Geſellſchaft auf die Stufe heben sollen, die ihnen
nach den Anforderungen der Zeit zukommt. Das unzweideutigſte Zei-
chen des bürgerlichen Fortschritts in der Rheinprovinz iſt aber der
achte rheiniſche Landtag selbſe. Wenn ein Volk vermittelſt eines so
beſchränkenden Wahlgesetes, wie das unſsrige, eine. Vertretung zuſam-
men zu ſetzen vermag, welche alle wichtigen Tagesfragen im Sinne
ves Fortschrittes mit einer Majorität, die an Einstimmigkeit grenzt,
entscheidet, dem Volke, meine Herren, kann man die politiſche Reife
nicht abſyrechen. Der achte rheinische Landtag, m. H., wird Epoche
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 f. 15 tr. P & „4.26 le i vas
durch die Poft bezogen im Ii M
zrgiff.: Mannheimer
Ausland erhöht ſich das M §
Abonnement um den Poft- Ö
aufschlag.
Donmnerſtag
"t : deren Raum 3 kr. Inſe-
Abendzeitung. S
| tion Auskunft zu ertheilen
p ; PIO hat, die Zeile oder deren
F. Mai
Ins erätedtegealtensr
Zeile in Petitſchrift oder
Raum 4 kr. + YVrtieſs
und eth rebſtiet man
1845
h za; _ Dentsſ&cpland.
. Y Freiburg, A. Mai. Nachſtehender Vorfall beſchäftigt. die
Aufmerkſamkeit aller Kreiſe der hieſigen Einwohnerschaft und iſt der
faſt ausschließliche Gegenftand der Besprechung. Profeſſor D. Schrei-
b er hat nämlich die Eröffnung seines Collegiums über Ethik durch
Anschlag am schwarzen Brette bekannt gemacht, der dermalige Pro-
rector, Profeſſor Schwörer aber denselben wieder abnehmen lassen,
und dem Profeſſor Schreiber zu erkennen gegeben, daß da durch
seinen Austritt aus der katholischen Kirche ſein Verhältniß zur Univer-
ſität in Frage gestellt sei, er ſich veranlaßt gefunden, ihm die Eröff-
zuug der angekündigten Vorlesung, Kraft seines Amtes zu unterſagen.
Man iſt in größter Spannung auf die weitere Entwicklung dieſes
Ereigniſſes und insbeſondere darüber, was die höchste Staatsbehörde
auf die, ſicherem Vernehmen nach erhobene Beschwerde von Seite
des Profeſſor Schreiber gegen ein solches Verfahren beſchließen werde.
** Hannover, 2. Mai. Der hiesige Advocaten-Berein hat in
siner seiner letzten Sitzungen beſchloſſen, die seit längerer Zeit ins
Stocken gerathenen Vereins- Annalen wieder ins Leben treten zu laſ-
sen. Früher erschienen diese Annalen in zwanglosen Heften, jetzt
aber ſollen sie als Zeitschrift in vierteljährigen Heften von 8 – 10
Bogen ausgegeben werden. Sie sollen nach wie vor Kande bringen
von dem Leben und Treiben des Advocaten- Vereins, und zu dem
Ende sowohl kurze Auszüge aus den Protocollen der Sitzungen als
auch sonstige Actenſtücke, deren Aufnahme der Verein beſchließt, mit-
tyeilen, ihre Haupttendenz soll jedoch gehen: auf Beleuchtung der
Rechtönormen, der Rechtspflege und der Gesetzgebung des König-
reichs Hannover in freier wiſſenſchaftlicher Form behufs Fortbilbunn
des Rechts, auf Mittheilung intereſſanter Rechtsfälle und Entschei-
dungen u. s. w. Die Redaction wird übrigens bemüht sein, son-
ftige bemerkenswerthe Crſcheinungen und Aeußerungen des Rechtsle-
bens ebenfalls in den Kreis ihrer Betrachtung zu ziehen. Wir freuen
uns über das Wiederaufleben dieser Annalen, und glauben, daß ſie
auch außerhalb Hannovers von Interesse sein dürften. Die Redaction
iſt den Advocaten Ebhardt, Hantelma nn ||. und h). Leon-
h ar dt übertragen worden. Alle drei sind tüchtige Juriſten, und
wenn wir im Allgemeinen durch die Zusammensetzung der Redaction
befriedigt wurden, so sind wir noch ganz besonders dadurch erfreut
worden, daß der freiſinnige, den Fortschritt in jeder Hinsicht auf
das Entſchiedenſte liebende Hantelmann IU. in ihr zu finden ift. Die
Annalen zerren ſiccſavſ bei Helwing erſcheinen, und koftet der Jahr-
gang nur thlrx. ] ;
Der hieſige Arvocaten-Verein beſtcht seit einer ziemlichen Reihe
von Jahren. Der zeitige Präſident iſt der N. Cornrſiſtorial:Secretär
Wachsmuth, derselbe welcher die Stadt Emden in Oſtfriesland
in der zweiten Kammer der jetzigen Stände-Verſammlung in libera-
]lem Geiſte repräſentirt. Der Geiſt der hiesigen Advocaten iſt im
Ganzen sehr zu loben. Es herrſcht unter ihnen ein sehr freundliches
ceollegialiſches Berhältniß, Rechtlichkeit und Gewissenhaftigkeit ſind bei
ihnen an ker Tagesordnung . und tüchtige juriſtische Kenntnisse ſind
in reichſem Maaße vorhanden. Wenn aber einmal eine Frage, die
den Schein der politischen an ſich trägt, im Vereine zur Verhandlung
kommt, so zeigt ſich bei den meiſten hiesigen Anwälten eine ungemein
große Aengſtlichkeit. Als z. B. im vorigen Jahre wegen der Advo-
caten-Verſammlung in Mainz verhandelt werden sollte, erschienen
nur sehr wenige Mitglieder des Vereins zur Bexrathung. Von den
Erſchicnenen aber sprachen ſich nur drei — der Präſident gehörte
icht zu diesen — für die Mainzer Propoſition aus. Die Nengſt-
lichen erfochten einen vollſtändigen Sieg, und waren in ihren Herzen
gewiß ungemein froh, daß die Mainzer Versammlung gar nicht zu
Stande kam. Der Verein zählt übrigens gegen 80 Mitglieder, und
iſt es demnach gewiß auffallend, daß nicht mehr muthvolle Herren
in ihm anzutreffen sind. ;
° Berlin, 2. Mai. Sthel lin z bat ſeine Vorleſungen diesmal mit
iner Lobrede auf Steffens und damit auch auf seine eigene Philosophie
begonnen und gemeint, Steffens sei für das Mißfallen, welches er in der
Ligten Zeit bei seinen Zeitgenoſſen gefunden, reichlich durch die Gnade
pes Königs entſchävigt worden. Auch ermangelte er ttt: dabei von
zem „„woivrigen Geſchlechte“ zu. sprochen, das jetzt mit Alle
m ſo leicht
fertig zu werden meine und Alles negire. Die, welche sich der Be-
wegung der Tagesgeschichte zugewendet, glichen dem Sancho Panſa,
der sein Königreich für eine Heerde Gänſe eingetauſcht u. s. 1v. Für
einen Hofphilosophen iſt das Alles recht artig, und wenn er ſo fort-
fährt, wird Schetäiing sich bald im Schimpfen vervolllommnen. ~
Es soll sich übrigens in diesem Semester eine bedeutende Abnahme
der Studirenden zeigen. Solche Vorlesungen, wie die von Raumer
und Ranke, werden faſt gar nicht, oder von nur sehr Wenigen be-
sucht. Die Jugend ist dieser Art Wiſſenſchaft überdrüſſig. Die neuen
von Herrn Eichhorn berufenen oder creirten Docenten, wie Huber,
Gruppe, Glaſer haben gar keine Zuhörer. Wenn das o fortgeht,
wird die Berliner Universität ganz in Berfall gerathen und nur noch
die sogenannten Brodcollegia derselben besucht werden. Am Uebelsſten
sieht es jetzt in der theologischen Fakultät aus, wo Vatke, der be-
fkanntlich nur außerordentlicher Profeſſor iſt, allein das Vernunſt-
princip vertritt, da Marheineke schon seit zwei Semestern durch Krank-
heit am Lesen verhindert iſt. Man erzählt sich, daß, als sein Zu-
stand vor einigen Monaten sehr bedenklich erschien, der Miniſter
Eichhorn bereits den J. Müller aus Halle, der ein Buch über die
Sünde geschrieben hat, zu Marbheineke's Nachfolger ernannt habe
und dieser auch bereits hier eingetroffen gewesen ſei, um, falls Jener
sterbe, sofort deſſen Lehrſtuhl zu besteigen. Da Marheineke aber wie-
der gesund geworden iſt, so hat er seinen Rückzug ergreifen müſſen.
Marhein ke wird im Laufe des Sommers eine Reiſe machen und
man hofft, daß er dadurch wieder hergeſtelt und in den Stand
gesetzt werden wird, Herrn Eichhorn und Herrn Müller noch eine
Weile zu troten.
Berlin, 28. April. (A. A. Z ) Leider ſcheineu wir mit un-
ſern politischen Untersuchungen faſt wieder auf dem Punkt von
1835 und 183 6 zu sein. In der Hausvoigtei befindet ſich eine
große Anzahl von Gefangenen aus Schlesien, und in den letzten Ta-
gen ſind wieder mehrere geheimnißvoll eingebracht worden. Auch iſt
vorgeſtern der jüngſt zum wirklichen Geh. Oberregierungsrath beför-
derte H. Matthis, der die obere Leitung der Unterſuchungen und Ber-
haftungen führt, dem Vernehmen nach wieder hier cingetrofen, und
tie Inquirirung der Gefangenen dürfte nun mit neuem Cifer vor
sich gehen. Ein trauriger Fall hat sich am 26. d. in der Hausvoigtei
ereignee. Cs wurde plötzlich ein Wundarzt dorthin gerufen. Als
er ankam, fand er einen jener ſchleſiſchen Verhafteten in lebloſem Zu-
up:: ts Wiederbelebungsverſuche waren fruchtlos. Er hatte fich
elbſt erheskt.
' Königsberg, 28. April. (D. A. Z.) Heute erschien der
Polizeipräsident D. Abegg in unsecer Bürger v er sammlung, wo
eben Obeilandeegerichtsrath Pfeiffer einen Vortrag über den Luxus
hielt, und erklärte die Gesellſchaft für immer auf g elö s. Die Ver-
sammlung beschloß eine Immediateingabe an den König, welche von
allen Anwesenden unterschrieben und mit Staffette nach Berlin beför-
dert wurde. Das Gesuch des Vorſtandes an den Oberpräſidenten,
ärfzeitse Fortführung der Verſammlung zu geſtatten, hatte keinen
Trier, 6. Mai. Die hiesige Zeitung bringt jegt einen aus-
führlichen Bericht über das Feſtmahl, welches 200 Bürger von Trier
zu Ehren des Abgeordneten Mohr veranstalteten. Wir heben den
Trinkspruch des Hrn. Dr. med. Schleicher aus, in welchem es heißt:
„Nicht bloß in Feften bekundct sich der rheinische Bürgerſinn, auch
Thaten bezeichnen ihn. So sahen wir vor Kurzem einen Act der
Juden-Emancipation auf glänzende Weise in unserer Stadt zur Aus-
führung kommen. Auch kann ich an die großartigen Beſtrebungen
der kölniſchen Brüder erinnern, die Vereine zu bilden bezwecken, wel-
<e alle Claſſen der Geſellſchaft auf die Stufe heben sollen, die ihnen
nach den Anforderungen der Zeit zukommt. Das unzweideutigſte Zei-
chen des bürgerlichen Fortschritts in der Rheinprovinz iſt aber der
achte rheiniſche Landtag selbſe. Wenn ein Volk vermittelſt eines so
beſchränkenden Wahlgesetes, wie das unſsrige, eine. Vertretung zuſam-
men zu ſetzen vermag, welche alle wichtigen Tagesfragen im Sinne
ves Fortschrittes mit einer Majorität, die an Einstimmigkeit grenzt,
entscheidet, dem Volke, meine Herren, kann man die politiſche Reife
nicht abſyrechen. Der achte rheinische Landtag, m. H., wird Epoche