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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0475

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Ausland erhöht ſich das
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' . aufſchlag.

w Mannyeimer Abendzeitung.
anzen Großherzogthum ] ; tion Auskunft zu ertheilen
gfk. 2 fl. s kt.. M : z 1]. hat, die Zeile oder deren

Inseratedle gespaltens
Zeile in Petitschrift over
deren Raum 3 kr. Inſes

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1845



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Deutſchland.

+ Aus dem badiſchen Seekreise, 21. April. Bei uns
befinden ſich seit mehrern Tagen die Hrn. Junghans und Brauer
vom Juſstizminiſterium und Frhr. v. Stengel und Vogelmann vom
Ministerium des Innern als Commisſäre zur Ausmittelung der künf-
tigen Sitze von Bezirksſtrafgerichten und heute war in Constanz eine
Hauptberathung hierüber, an welcher zugleich der Hofgerichtspräſident
und der Regierungsdirektor sammt den meisten Anmtsvorſtänden des
Kreises Theil nahmen. Wie man vernimmt, vereinigte ſich eine große
Stimmenmehrheit auf die Städte Ueberlingen und Villingen als Be-

jjztoßratztrihts:Vric ; vie Elädte Eonttaus, t::1zh13a und Ratolytgeil Uchuns der dänischen Verletzung der dänischen Nationalität im Her-

zogthum Schleswig, welche die Kopenhagner Adreſſe an den König
wiederum vorbringt, machen hier in Holſtein, dem politisch und na-
tional ganz und ungetheilt deutschen Lande, dessen deutsches Bundes-

ollen Oberamtsgerichte erhalten. Die Bewerbung einzelner Orte
war sehr stark. ;

tt! Nhein , 23. April. (Rh. Beob.) Die Herausgeber
der Luxemburger Zeitung bitten, daß man ſie von jetzt an nicht mehr
Jeſuiten nennen möge, da diese Benennung ihre Bescheidenheit ver-
letze. #Jeſuiten!" sagt das genannte Blatt, „das ſind die heiligen
Männer der Selbſtaufopferung, die Helden des Glaubens – wir
ſind im katholischen Lager die allerunbedeutentſten R ekr uten und
werden nur durch unſere geschätzten Korreſpondenten in Stand gesetzt,
der guten Sache einige Dienſte zu leiſten. Jesuiten! das ſind die
Donner des göttlichen Wortes — wir sind blos Anfänger,
vie ſich zu bilden suchen, um gegen die Verdränger unseres heili-
gen Glaubens den guten Kampf zu kämpfen; wir sind homines

honae voluutatis (Männer des guten Willens – –~ ). Wir

ſind. noch zornige, unvollkommene Chriſten, die wir mit unseren
Gegnern kein Mitleid haben können. ~ ~ Jesuiten! das waren
vie letzten Säulen, die im vorigen Jahrh. gebrochen und gesprengt

wuerden sollten, damit der Umsturz des gesellſchaftlichen Gebänlaen.
xmöglich_werde; das würden vielleicht noch die beſten Stützen für .
das geborſtene jetzige geſellſchaftliche Gebäude ſeinz das sind die ein-

zigen Bändiger , welche im Stante sind, den revolutionären Geiſt
zu bezwingen und einen abermaligen Bankerott aller Prinzipien
zu verhindern; das ſind die letzten Retter der Familie, des
Königthums, des Eigenthums . wir sind blos die aufrich-
tigſten und tiefsten Bewunderer der Väter der Gesellſchaft Jesu
Also ſchnell weiſe Fürſten Europa's, ehe Familie, Königthum und
Cigenthum in dem großen kommunistischen Hexenkessel zu einem chao-
tiſchen Brei, zu. einer höllischen Teufelsſuppe zusammengekocht werden,
ſtrectt Eure Arme flehend den heiligen Männern entgegen! Crkennt,
was sie in Portugal, in Syanien, in Frankreich besonders unter
vem Regenten und unter Ludwig KV. für die Heiligung der Fami-
Yute,re, tit das königliche Ansehen, für die Sicherheit des Eigen-
thums gethan. ~

Vom Rhein, 23. April. (Fr. J.) Die Beſchlüſſe der kön.
niederländischen Regierung vom 19. vorigen und 12. d. M,, welchc
bedingengsweise der baieriſchen und badischen Schifffahrt Begünfgti-
_ gungen in Beziehung auf die Rheinzölle in Holland gewähren, wer-
den nicht zur Ausführung kommen, weil die königl. baieriſche Re-
gierung die angeordnete Rückvergütung des Rheinzolles auf der Strecke
von Mannheim bis Neuburg für die in baieriſchen Rheinhäfen um-
geladenen Waaren wieder zurückgenommen und die großh. badische
Regierung die gleiche Maßregel nur für den Fall der Vollziehung
derselben in Baiern verfügt hat. |

ê VBerlin, 19. April. Hier nimmt die „Denlkſchrift- Schlöffel's,
welche er zur Begründung seiner Petition an den schlesischen Landtag
(auf Wiederherſtellung richterlicher Unabhängigkeit, auf Erthcilung ei-
ner Habeas-Corpus-Acte nach engliſchen Grundsätzen und auf Reform
der Rechtsverfaſſung) herausgegeben, die öfſentliche Aufmerksamkeit in
Anspruch. Dieſe Broschüre, die vortrefflich und mit wahrer Begei-
fterung geschrieben iſt, wird hier in eincr außerordentlich ſtarken An-
zahl von Exemplaren verbreitet und enthält gewiſsſer Maßen den

_ Commentar zu Schlöffel's ganzem Leben und Denken. Es tritt uns

Haragus die innere Bildungsgeschichte eines deutschen Mannes entgegen,
Der Kopf und Herz vielleicht allzu feurig den Ideen der Zeit ge-
liehen, der aber mitten in dem Drange dieser Bewegungen in jeder
Zeile Reinheit und Ehrenhaftigkeit der Gesinnung beurkunden.

y; . tit qu uu ag u.. (Köln. Z go

—26. April

Königsberg. (D. Alg. Z.) -Die lette Sitzung unserer
Bürgergesellſchaft bot ein sehr intereſſantes Bild dar, indem zwei
verehrte Mitglieder der Gesellschaft ihr einen zwischen Beiden schwe-
benden Rechtsstreit zur Entscheidung vorlegten. Die Gesellschaft ver-
wandelte sich alſo ex improviso in eine Jury und bewies thatſäch-
lich, daß wir noch eben so gut als in früheren Zeiten ein gutes Ur-
theil finden können. Der Streit war übrigens kein fingirter, und

[beide Parteien, wovon die eine zu den ausgezeichnetſten Juristen un-

ſerer Stodt gehört, hatten sich durch Compromiß zum Voraus dem
einzuholenden Ürtheil unbedingt unterworfen. 4.4
Kiel, 18. April. ( Kiel. Correspb. ) Die Klagen über Ver-

militär aber in dänischer Sprache kommandirt, nach däniſschem Recht
gerichtet und unter dänischen Fahnen größtentheils von dänischen Of-
fiizieren befehligt wird, einen seltsam unerfreulichen Eindruck. Bevor
man Grrechtigkeit verlangt, gilt es ſelbſt, Gerechtigkeit zu üben! Alle
Zugeſtändniſse, welche in obiger Beziehung von Zeit zu Zeit in dä-

. niſchen Organen in Worten gemacht worden ſind, haben aber noch

nicht die geringſte That zur Folge gehabt; nach wie vor wird Hol-
stein wie eine dänische Provinz regiert. ~ Uebrigens scheint uns die
Adresse einer einzelnen Commune, ſelbſt die der Residenzstadt, nicht

von ſolcher Bedeuung zu seinz raß sie irgend. eine Gegendemonſtra-

tion verlangte, besonders, da die hier wieder aufgestellte Behauptung
der „Einheit und Untheilbarkeit des Staates - ohne alle Begründung
LfL . rſchwig, 20. April (Magdeb. Ztg.) Die Verhand-
lungen, welche zwischen den Bevollmächtigten des Zollvereins, Han-

novers und unſtrer Regierung behufs Erleichterung des gegenseitigen

Verkehrs u. s. w. hier noch ſiatt finden, werden sehr geheim gehal-
ten; fo daß davon im Publikum wenig verlautet. Dem Vernehmen
nach iſt man erſt über einen der verschiedenen zu berathenden Punkte
einverstanden, den Abschluß einer Convention zur gegenseitigen Aus-
lieferung der Schmuggler und Contrebandisſten (?). Da die Intereſſen
des Zollvereins, namentlich Braunschweigs, Hannover gegenüber, ein-
ander geradezu entgegengesetzt sind, so wird eine beiden Theilen Nu-
zen bringende Verſtändigung über einzelne Differenzen, ſo nothwendig
sie auch erscheinen mag, sehr schwer werden.

Breslau, 12. März. Unsere Stände ſind durch ängſtliche
Sorge um die Wahrung ihrer Sonder -Intereſſen zu sehr getrennt,
als daß man sie zu dem allgemeinen, höheren politischen Stand-
punkte aufzuſchwingen vermöchte, auf welchem allein eine glückliche
Lösung der großen Lebensfragen, welche die Gegenwart bewegen,
möglich iſſ. Am Schlagendslen hat dies untern anderen die Debatte
über tie Fidei-Commiß-Frage und über die Erweiterung der ſtändi-
ſchen Verfaſſung bewiesen; hier ſtand der Adel dem Bürger- und
Bauernsſtande schroff gegenüber, so daß beide zwei feindlichen Heerla-
gern glichen, von denen jedes die Plane des andern zu durchkreuzen
und zu verhindern sucht. Ferner iſt wohl eine zu geringe Beachtung
und Kenntziß des öffentlichin Lebens und der Zuſtände Schuld, daß
manche Angelegenheiten anders erledigt wurden, als man allgemein
wünschte. Einen Beleg hiezu liefert die Debatte über den Antrag:
„ob Allerh öch t en Orts um Anordnungen gebeten werden foll,
welche die Redaktionen jeder Zeitschrift verpflichten, die Verfasser
aller Artikel über Thatsachen, Zuſtände oder Personen bei Abdruck
des Artikels jederzeit namhaft zu machen?“ und welcher Antrag mit
überwiegender Stimmenmehrheit (mit 56 gegen 23) angenommen
wurde (vergl. die Bresl. Z. Nr. 80). Solches Reſultat kann nur
aus einer vollendeten Unkenntniß des eigentlichen Wesens der Presse
oder aus einer derselben durchaus feindlichen Gesinnung hervorgehen ;
‘dieser Antrag, zum Gesetz erhoben, versetzt den öffentlichen Organen
den Todesſtoß, und doch wurde in einer und derselben Sitzung die
Petition um Preßfreiheit mit 55 gegen 24 Stimmen angenommen!
Wie reimt sich das zuſammen? Cntlich iſt eine dritte Urſache, die
schon viel beſprochene mangelhafte Vertretung der Stände, welche den
Kern der Intelligenz von der Berathung faſt ganz ausſchlicßt und
dem Adel, der bei uns beinahe durchweg vas konservative Prinzip


 
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