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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 176 - No. 206 (1. Juli - 31. Juli)
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Samstag

26.

Juli 1845





Deutſchland. |

G * Mannheim , 25. Juli. In diesen Tagen fand eine Gene-

ralverſammlung der Aktionäre für den Bau einer Eiſenbahn von
Ludwigshafen an die großh. h eſſiſche Grenze bei Worms
in Frankenthal ſFſiatt. Kreisbaurath Denis berichtete, daß bei
den äußerſt günftigen Terrairverhältniſſen der Bau den in Aussicht
genommenen Betrag von 1 200,000 fl. schwerlich erreichen wird; spä-
ter wurden nach langer Erörterung und einigen Abänderungen die
Statuten und das neue Comite deéfinitiv feſtgeſtelt. Die Mainzer
Geschäftsleute kehrten, wie tie Frankf. O.-P.-A.-Z. berichtet, „wenn
auch nicht ohne Hoffnung doch für jeut sehr kleinlaut heim, „denn
ſie erfuhren dort angeblich den feſtausgeſprochenen königl. Willen, daß
die Mainz-Ludwigshafener Bahn in Ludwigshafen münde, und daß
von dort ein ganz verändertes Geleis weiter führe,„ was
den Transit hindern und nur Ludwigshafen zum Stapel mache, also
Mainz gar nicht diene; die Akticzn seien darum auch bis auf 102%,,
Eh Fs iu: 24. Juli. Die „deutſche Schnellpoſt- von
Neuyork erwartet jezt wenigstens,, daß der nächste Congreß der
Vereinigten Staaten eine Handelserweiterung auf der Grundlage
des bekanntlich nicht ratificirten Vertrags mit dem deutschen Zoll-
verein zu Stande kommen werde, und erklärt, der in seiner Mehrheit
nicht mehr whiggische, sondern demokratische Senat der Vereinigten
Staaten habe deßwegen ſich noch nicht definitiv für den deutsch-
amerikanischen Handelsvertrag entschieden, weil derselbe mit dem
gegenwärtigen Tarifsyſteme und den beſtehenden Handelsver-
trägen in sehr verwickeltem Zusammenhange ſteye ; die Frage
könne nicht isolirt, sondern nur in Verbindung mit diesen gelöſt
werden und das sei eben wahrscheinlich die Hauptaufgabe des Con-
greſſes in der nächſten Sitzung, wobei es nicht an heftigen und

ſchwierigen Erörterungen fehlen werde. „„Die Yankees, sagt sie, sind

aber auch als Grsetmeiſter so gewandt und verſchmittt, wo es ei-
nen Vortheil gibt, von dem man durchdrungen ist, ~ die öffent-
liche Stimmung und besonders die der demokratischen Partei, scheint
von den Vortheilen und großartigen Auvesichten eines erweiterten
und befreiten direkten Verkehrs mit Deutschland und dem übrigen
außerengliſchen Europa sowohl überzeugt, und alle Umstände sind
überhaupt so günstig, daß ich kaum an einem definitiven Eingehen
des Congreſſes in nächſter Sitzung auf eine Handelserweiterung
mit dem Zollvereine nach den Prinzipien des (bekannten) Vertrags-
entwurfs in einer oder der andern Form zweifele.s

. * Mannuteim, 25. Juli. Wie wir so eben vernehmen, kam
in der ehegeſtrigen Situng der württembergischen Abgeordne-
_ tenk ammer gelegentlich die Ausweisung von JItſtein's und

Hecker's in Anregung. Der Abg. Römer brachte sie zur Sprache

und erklärte zum Schluſſe, daß das Benehmen des preußischen
Gouvernements sein Bedauern erregt habe. Beinahe alle Abge-
ordeten erhoben sich, um ihre Zustimmung zu dieser Erklärung
auszusprechen. Minister v. Schlayer gab zu, daß die Sache
allerdings geeignet war, das größte Staunen zu erregen,
wie es denn auch wirklich der Fall gewesen sei, doch sei es noch
nicht an der Zeit, ein so beſtimmtes Urtheil zu fällen, che weitere

Aufschlüsse erfolgt wären. Römer entgegnete, daß die Gründe der
Ausweisung nicht veröffentlicht werden würden, da keine da seien
und also nicht veröffentlicht werden könnten.

i f Mannheim, 24. Juli. Weitere Adressen an die aus den
preußischen Staaten verwieſenen Herrn v. Itzſtein und Hecker.
In den legten Tagen liefen ein: eine Adreſſe aus der Stadt Pforz-
heim, unterzeichnet von 800 Bürgern und persönlich überliefcrt von
einer sehr zaylreichen Deputation; zwei Adressen aus der preußiſchen
Hauptſtadt Berlin, die eine von Frauen, die andere von Män-
nern; eine Adreſſe aus Leisnig im Königreich Sachsen; eine solche
aus Schwarzenberg im ſächſiſchen Rieſengebirgez eine solche
aus Ly on, von vielen dort sich aufhaltenden Deu ſch en und eine
Ut: pon "Bürgern des badischen Oberlandes- aus Kir-

EN ..

)' "e sl L' UP" il uützg Eratéchtihhit tattt-
yr daß es kaum mehr einem Zweifel unterliege, Leu von Eber-
fol habe ſich selbst entlcibt, Man will jeſuitiſcherſeits den „Ra-

dikalen" die schwere That des Erschießens ihres politischen Gegners
aufbürden, um die öffentliche Meinung gegen sie aufzubringen. Doch
die gute Sache der Fortſchrittsmänner ſteht zu feft, als daß sie, sei es
durch Verläumdung oder durch eine so ſchreckliche That selbſt, an Ach-
tung verlieren könnte. ! :

Von der Pfinz, 18. Juli. (Oberrh. Ztg.) Die Urwah-
len, welche in diesen Tagen in Durlach ihren Anfang nahmen, ha-
ben eine gewiſſe Bewegung und Aufregung in dieser Stadt hervorge-
rufen. Damit iſt jedoch nicht geſagt, daß jeder wahlberechtigte Bür-
ger auch sich klar bewußt wäre, wie viel davon abhängt, wem er
eine Stelle als Wahlmann gibt, und daß Jeder deutlich einſähe, wie
einflußreich die Stelle eines Deputirten in unserer Zeit werden kann,
sondern ich will damit nur ausdrücken, daß die Führer und Leiter
der Parteien ihre Kräfte entfaltet haben und ihre Candidaten als
Wahlmänner durchzusetzen suchen. Der Mangel an wahrer Aufklä-
rung, den ich schon öft:-r beklagt habe, das geringe Vertrautsein mit
dcn Pflichten eines Urwählers zeigt sich bei dieser Gelegenheit in Dur-
lach wieder recht auffallend. Wer berufen iſt, eine so wichtige Hand-
lung, wie die Wahl eines Wahlmannes iſt, vorzunehmen, der ſoll
vor Allem Rechenschaft ablegen, welche Eigenschaft der Mann haben
muß, den er zum Wahlmanne machen will. Ein unabhängiger, die
Wünſche des Volkes kennender, mit den Zuſtänden des Gcsammtva-
terlandes genau bekannter Mann nur kann mit Erfolg das bedeutungs-
volle Chrenamt eines Wahlmannes begleiten; nur ein solcher wird
einen Deputirten in die Kammer schicken, der „ausgezeichnet durch bür-
gerliche Tugenden, Kenntniſſe und Erfahrungen dem hohen und ſchö-
nen, aber ſchweren Pflichten eines Abgeordneten gewachsen iſt." Zu
unserm großen Bedauern müſſen wir jedoch geftehen, daß es in Dur-
lach nur Wenige gibt, welche über die Wahl solcher Männer eifrig
nachgedacht oder sich öffentlich in zahlreicher Bürgerverſammlung aus-
gesprochen haben. Es ift nicht genug , daß man, hinter Weirflaſchen
verſchanzt, sich berathet oder gute Rathſchläge geben lößt, es iſt nicht
genug, daß man gewissen Leuten unbedingten Glauben ſchenkt und
auf Geradewohl die Vorgeschlagenen ohne weiteres Nachdenken zu
Wahlmännern beruft, es iſt nicht genug, ſich durch Versprechungen
einer gewissen Partei bethören zu laſſen und etwa aus Rücksicht auf
Dieſes oder Jenes, was als Belohnung folgen könnte, mit seiner
Stimme zu feilſchen –~ nein! ſolche Gleichgültigkeit, Unüberlegtheit
und Abhängigkeit iſt constitutioneller Bürger durchaus unwürdig. ~
Mögen die Parteien ihre Candidaten vorschlagen und laut verkünden,
wem sie die Simmen als Wahlmänner zugewendet haben möchten.
Oeffentlich aber sol dieses geschehen, öffentlich sollen wenigstens die
mündigen Bürger über die Bezeichneten zu Gericht sitzen trnd prüfen,
ob jene mit dem wahren Ernste, ohne Scheu vor Drohungen, ohne
Hinblick auf Verheißungen, ohne Rücksicht auf ihr Privatinteresse am
Wabltage des Abgeordneten ſtimmen werden. Sind solche Männer
zu Wahlmännern auserkoren worden, so können wir versichert sein,
daß ein tüchtiger Abzeordneter der Stadt Durlach den Ständesaal
zieren wird. Die ,, Mannheimer Abendzeitung, hat neulich in einem
gut geschriebenen Artikel darauf hingewicsen, wie die Wähler, da jegt
ſchon so viele Staatsdiener (faſt die Hälfte), in der Kammer sitzen,
bei den Wahlen in die Kammer vorzüglich den Bürgerſtand zu bes
rückſichtigen. Die Stadt Durlach hat bisher einen Bürger zu ihrem
Vertreter gehabt; er hat seine Stimme immer für den entschiedenen
Fortschritt im politischen Leben abgegeben, und es iſt auch dies-
mal Hoffnung (?) vorhanden, daß er oder ein anderer tüchtiger Dur-
lacher Bürger, der früher auch schon Abgeordneter war, gewählt wer-
den würde. – Direß kann aber nur dann ganz gewiß in Eifüllung
gehen, wenn die Urwähler ihren Pflichten gehörig nachkommen und
Leute aus dem Bürgerſtande, wenn sie auch gerade kein Aemtchen be-
gleiten, zu Wahlmännern beſtimmen. Ich hoffe, daß die einsichtsvol-
len Bürger, zumal die jüngern, unter denen sich seyr tüchtige Män-
ner befinden, vorſichtig bei der Wahl zu Werke gehen werden, damit
dadurch ein Abgeordneter für Durlach in der Kammer Sitz und Stimme
erhält, welcher im Sinne des Fortschrittes und der Aufklärung ent-
ſchieden und beharrlich sich ausspricht.

** Köln, 22. Juli. Man wundert sich hier nicht wenig
über die loyalen Uebertreibungen und Schmeicheleien, wozu Herr
Hansemann zu Aachen seine Artikel über den Rheinischen Landatg


 
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