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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 117 - No. 145 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0613

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Zbonnement nit vier-
teijähr. Vorausbezahluun , a
in Mannheim 1 fl. 15 lr, EN
durch die Poft bezogen m yr g
ganzen Großfherzogthum „ 4 41V
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Ausland erhöht ſch das
Abunnement um den Poft-
aufſchlag.

Samſktag



51. Mai

Inseratedtiegesvaltens

Zeile in Petitſchrifi oder

_ Deren Raum 3 kr. Inſs-

; rate, worüber die Redak-

. L ...s . tion Auskunft zu erthersn

und Geld erbittet man
franco.

1845





Deutſchland.

* Mannheim, 30. Mai. Wie wir gesiern mitgetheilt haben,
bemerkt die Weser - Zeitung über v. Itzſtein s und Hecke x s Aus-
weiſung : ein Grund dafür set nicht bekannt und > sei auch keiner
ba, so werde er ſich schon noch finden! Nun, heute iſt er ſchon ge-
funden, ja noch mehr: ein Berliner in der Köln. Zeitung findet ſchon
überwiegende Gründe und weiß ,Correspondenz-Berichte- in den
Händen der Behörden, welche ..die b es onderen Zwecke der Reiſe
jener Herren- erklären. Man leſe, denke und bedenke, wie sehr die
„bis jetzt noch nicht aufgeklärten Ausweisung begründet sein magz in-
zwischen werden die tiefverletzten Männer und unſere Staatsregierung
eifrigſi danach trachten daß, hier Aufflärung und Genugthuung hge-
geben werde! Der Berliner ++ schreibt:

„Berlint, 26. Mai. Die polizeiliche Fortrweiſung
der in Berlin eingetroffenen Herren v. Itzſtein und Hecker erregt,
wie Sie denken können, ein unzewöhnliches Aufsehen; jedenfalls aber
hat wohl die Regierung überwiegende Gründe zu diesem ent-
ſchiedenen, bis jezt nicht aufgeklärten Schritte gehabt. Man
erinnert sich, zu welcher Demonstration vor einigen Jahren die
Anwesenheit des Abg. Wilcker führtez allein als bloß vorbeugende
Maßregel darf die Ausweisung wobl ſchwerlich erklärt werden; eben
ſo wenig scheint es zu genügen, daß die Reisenden nach Königsberg
wollten und dort, wie man sagt, mit Personen in Verbindung ſtän-
ben, deren Namen häufig als Leiter oppoſitioneller Tendenzen ge-
nannt wurden. Wenn es ſich beſtätigt, daß Correſpondenzberichte
in den Händen der Behörden ſind, durch welche die besonderen
Zwecke jener Rr'ise erklärt werden, so dürfte die Begründung tes
Vorgangs ohne Zweifel rtarin zu finden sein.
wie die , Magdeburger Zeitung " ſchreiht, der badiſche Gesandte,
Obriſt von Frankenberg, perſönlich in dem („Hotel. de Bran-
denbourg", wo er nur noch den Reiſegefährten
ſenen, den Grafen v. Reichenbach, traf, gegen den er sein Betauern
über dieſen Fall zu erkennen gab, zugleich aber auch die Ueberzeu-
gung aussprach, daß alle etwa von ihm in dieser Angelegenheit ver-
ſuchien Schritte nutlos gewesen seien., ;

— Zugleich mit ihren Nachrichten über v. Iustein und Heckers
Ausweisung aus Preußen, doch ohne ätßerliche Bezugnahme, bringt
die Kölnische Zeitung folgenden Artikel :

Vom Rhein. 28. Mai. Hr. v. Itz ein, Hofgerichtsrath
u Mannheim und Alterspräſident dir badischen Deputirtenkammer, ge-
hört zu den wenigen öffentlichen Charakteren in Deutschland, die jich
des unbeschränkten Bertrauens ihrer Mitbürger erfreuen und von den
Gegnern, wie den Freunden ihres politischen Syſtems gleich hochgeach-
tet werden. v. Iuſtein iſt ein ganz ausgezeichneter Redner, ein parla-
itentariſcher Führer und Leiter ver Debatten, durch und durch ehren-
wertb; ein Mann von umfaſſenden Ansichten und ein aufrichtiger An-
hänger des Berfaſſungsſtaates , der sene Brrechtigung und seine Le-
gitimität cben so wohl aus ſich ſelbſt, wie aus der deutschen Bun-
désacte herleitet. Dieſen Verfasſungsſtaat vertheidigt er auf der Tri-
bune mit Geiſt, Gewandtheit und Feſtigkeit B einem Vierteljahrhun-
dert; er iſt der Hauptbannerträger desſelben in seiner Heimatlande Ba-
den, und weil er durch und durch rech!schaffen iſt, weil er die Rechte ſei-
ner Mitbürger und die Constitution ſtels so wacker und mit der edel-
ſten Hingebung würdig und kräftig vertrcten, darum hängt Baden an
ihm, darum hat er die Herzen von Jung und Alt gewonnen, darum ehrt
man ivy, wohin er kommt, empfängt ihn freudig, und alle Herzen ſind
sein. Der würdige hochbetagte Deputirte, mit dem ſchönen Kopfe,
mit den auedrucksvollen Zügen, mit den klaren, ſcharfen, blauen Au-
gen iſt einfach in seinem Auftreten, auspruchslos und gewinnend in
ſeinem ganzen Weſen, und in seinem Altex noch cben ſo friſch als
uncrmürlich wirkſam für die edle Sache, die er zu der. seinigen ge-
macht und welcher er ſein Leben gerweihet hat. Baden darf ſtolz sein
auf dieſ.n vortrefflichen Bürger, ! j

A erika, so manche Herzen ſchlagen. Itſtein it ohne Furcht und
vhte Tadel. Seine Principien sind oft von politischen Gegnern an-

gefochten worden, aber vor seiner ausgezeichneten Persönlichkeit , sei-

n{r Wärde und ſeinem Geiſte haben ste ſich doch ſtets geneigt. Daß

| ui Nation einen solchen Mann ho acht et und verehrt, wird

Nach 8 Uhr erſchien,

der beiden Ausgewie-.

ortr. deſſen Namen ganz Deutſchland mit-
wit. nenut, und für deſſen Wohl auch jenseits des Oeeans, in

jeder begreiflich finden, der mit den Geſianungen, den Gedanken,
Gefühlen und Bedürfniſſen des Volks auch nur einiger Maßen ver-
traut iſt. Und diese Liebe seiner deutschen Mitbürger, die dem edeln
Manne so vielfach bethätigt wurde, iſt itm ſtets Ersatz gewesen für
ſo manche Widerwärtig keiten, die er so oft erfahren. Und diese
Licbe wird ihm unter allen Umſtänden bewahrt bleiben...

Berlin, 26. Mai. (Fr. I) Durch einen, augenſcheinlich
amtlichen Quellen entnommenen Artikel der Allgemeinen Preußischen
Zeitung ist bereits früher die Cinleitung der Unterſuchurg wegen Hoch-
verraths gegen eine Anzahl Theilnehmer an der im Hirſchberger Thale
entt eckten geheimen Verbindung berichtet und damit den zweifelnden
Aeußererungen mehrerer Blätter ein Ziel gesetzt worden. Wir ſinn
im Stande, jene Mittheilung der Allgemeinen Preußifchen Zeitung
gegenwärtig dabin zu vervoliſtändigen, daß nach längerm Serutintal-
verfahren das königliche Kammergericht nunmehr auch gegen den ver-
hafteten Papierfabrikanten Schlöff el die förmliche Kriminalunter-
ſuchun; wegen Hochverraths beſchlo sen und eröffnet hat. f.] t

Darmſstadt, 25. Mai. (S.. M.) Das lebenslängliche Mit-
glied unserer erſten Kammer, Frhr. v. G agern, hat folgenden
ntrag geſtellt: „Antrag, durch Verwendung bei der Staatsbehörde

das kindliche Alter im Großher;ogthum yor grober Mißbha ndlung, -

Verzerrung der Glieder und künftigem Verderbniß,. dem
körperlichen wie sittlichen, zu bewahren. .Die nächste Veran-
laſſang, sagte er, gibt mir während der eben (29. April) ftatifinden-
den Meſſe ~ sowohl in Gafthöfen, als auf den Straßen –f der
Antlick vcr häßlichen Verzerrung der Glieder, unter dem Titelt Kunſlt-
ſtücke, wodurch unnatürliche Eltern oder gefühlloſes Gesindel Geld
verdienen, aber theils den menſchlichen Körper so zarten Alters in
seinem natürlichen Wachsthum und seiner Entwickelung. hemmen, ge-
waltſam biegen und verdrehen, theils zu künftiger Unsittlichkeit vor-
bereiten, was ich nicht weiter auszumalen brauche. Gleichgültig, ob
auch dieſe Sorte von Specularnten Inländer oder Ausländer seien.
Ich bleibe jedoch dabei nicht stehen, sondern erwähne das Skandal,
das seit Jahren in englischen Zeitungen zu lesen iſtz wie Kinder näm-
lich zu ähnlichem Begyuf in Hessen gekauft oder geliehen werden,
um ſie abgerichtet, zur Entwürdigung der menschlichen Natur,. so zur
Schau zu bringen. Nur wird nicht angegeben, ob Kurhessen oder
das Großherzogthum damit gemeint sei. Aber die genaue Nachfor-
schung und Abstellung mit Allem, was sich daran knüpft, wird unse-
rer Regierung wohl werth sein.

Von der bairiſchen Gränze. (Sächs. BVaterlbl.) Zeither
war es den Buchhandlungen noch erlaubt, die Sächs. Vaterlands-
blätter zu vertreiben, und geschloſſenen Gesellschaften wenigstens. ſie
öffentlich auszulegen. Auch das hat nun aufgehört. Der Buchhandlung
in Hof sind in dieſer Bezievung die gimeſſenſten Befehle eröffnet, den
geſchloſſenen Gesellſchaften daſclöſt auf dem Gericht das Versprechen
abgenommen worden, Ihre Blätter nie mehr zu lesen. Ciner reußi-
schen Boten'rau, die in Verdacht ſtand, für einige Private in Hof
die Baterl. . Bl. aus dem Reußiſchen mit herüberzubringen, hat ein
Gensd’'arm sogar die Schuhe ausgezogen und nach der verbotenen
Waare durshſucht. ~ Auch die Hildburghauſer Dorfzeitung iſt wie-
der verboten worden, und man wird nun bald nicht mehr im Stande
sein, auf die Frage, welche „auswärtigen Blätter in Baiern noch
gelesen werden dürfen, irgend eine Antwort zu ertheilen. Das iſt
niederſchlagend für Alle, die an den öffentlichen Angelegenheiten Theil
nehmen und sich von gewissen bairiſchen Blättern Nichts vorlügen
laſſen wollen. Uns bleibt die L:ctüre des – Kalenders. Wenn es
wenigstens einen bairiſchen Diſtelikalender gäbe!

Von der Cider, 22. Mai. (Wers.-Z.) Mit der Stimmung
und Tendenz unserer Lande würte eine Incorporation derselben, welche
nach den Bchaupiungen der Dänen nahe bevorſtehen soll, ſchwer in
Harmonie zu bringen sein. Wenn die Dänen aber behaupten. von
allen deutſchen Mächten habe nur Öeſterreich gegen dieſe Incor-
poration Bedenken erhoben, so können wir das unmöglich als wahr .
annehmen. Preußen sollte seine Zuſtimmung geben, wo jetzt so
viel von Deuiſchthum und dentſcher Einheit geredet wird? Braun-
ſchweig, Baden, Württemberg, welche neulich crſt von ihren Ständen
zur Theilnahme an den hiesigen Angrlegenheiten aufgefordert wurden,
sollten schweigen ? und die andern conſtitutionellen deutſchen Staaten,


 
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