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und “ett erbittet man
raneo.
1845.
Deutſchland.
* Mannheim, 1. Auguſt. Geſtern hatten wir hier die erſte
Versammlung von Deutsſch-Katt-oliſchen. ~ Die Heidelberger und die
Wormſer Gemeinde vereinigten ſich nämlich, hier in dem geräue
migen Saale zur Rheinau, zu einer gemeinsamen Berathung über
die Fortbiltung ihrer kirchlichen Reform. Außer den Mitgliedern
genannter Gemeinden, hatten ſich auch viele Bürger von hier einge-
funden, um Zr.ugen von dem Auftreten der neuen Gemeinde zu sein.
Zuerſt trat Hr. Dr. Ha mmer von hier, ein Mitglied der
MWormſjer Gemeinde, auf, trug in Kurzem die Gründe vor, welche die
neuen Gemeinden zur Loetrernung von Rom veranlaßten, und machte
sodann die Verſammlung mit dem Zwecke ihrer heutigen Zusammen-
kunft bckannt, welcher kein anderer sei, als einen gemeinſamen Lese-
verein zu gründen, um den eirz.Inen Mitgliedern oder sonstigen Freun-
den der neuen Richtung die Kenntnißnahme von dahin gehörigen
Schriften möglich zu machen. : ;
Er hob tabei besonders hervor, wie das Wesen der neuen Kirche
' und dieses Lcſtvereins entschieden der Politik fremd bleibe, wie die
deolitiſchen Meinungen der Beitretenten, ſcien sie conservativ oder radikal,
keinerlei Einfluß auf ras ädckt-chriſtliche Streben der Deutsſchkatholiſchen
äußern könnten, sondern nur das Wecken des religiöſen Bewußtseins
und die chriſtliche Foribildung ihr Ziel sei. Nach diesem Vortrag
. ſprach ein zweites Mitglied der Wormser Gemeinde, D. v. Löhr, in
einer längern Rede über den Ultramontanismus, welcher ja die ganze
Bewegung hervorgerufen, und machte darauf aufmerksam, daß
die neuen Gemeinten sich mit keinerlei Politik befaſſen, sondern ein-
zig und allein den vom vori, en Redner bezeichneten Zweck und beson-
ders die Bekämpfung des Ultramontanismus zum Zwecke haben; tie-
"ſen sollen sie angreifen, möge er nun auf Srcite der Conſervativen
uder auf Seite der Radikalen ſich befinden. H
Noch ergriff Hr. Küchier,
neuen Vereins, das Wort. Er hob namentlich noch hervor, den
Zwiespalt, in welchen in neuerer Zeit ein großer Theil der Katho-
liken mit ihrer Kirchenlehre gerathen ſei, ein Zwiespalt, der, erzeugt
durch das starre Festhalten Rom's an nach und nach in die Kirche
eingeſchlichenen Mißbräuchen, einen beklagenswerthen Indifferentis-
mus hervorgebracht habe. Diesem Indifferentiismus wieder ein
religiöſes Bewußtſein entgegen zu ſteklen, sei Zweck der neuen Ge-
der Vorſtand des Heidelberger
- meinde und erreicht werde er durch Rückkehr zur reinen, einfachen
Urlehre.
: ? t? qiee schloß mit der Hoffnung, daß das Beispiel der Heidel-
berger nicht ohne Nachahmung bleiben werde in einer Stadt, deren
Bewohner im In- und Ausland ſtets als die erſten Förderer und
Träger jeglichrr Auſklärung gegolten hätten. ;
_ HNMauach diesem Vortrage wurde nun die Subſceription zur Theil-
nahme an dem projectirten Leſeverein mit zahlreichen Unterschriften
eröffnet, dabei aber auscrücklich bemerkt, daß keinerlei weitere Verbindlich-
"keit aus dieſer Untcrſchrift erfolge, da die neuen Gemeinden sreie und
“sreiwillige Bereine seien, in welche nur die innige Ueberzeugurg und
der Drang zum Besſseren einführen könne. :
. . + Aus dem Miittelrheinkreiſe, 29. Jul. Ein Durlacher
' Correipond ent der Karlsruher Zeitung gibt unter'm 25.
h. M. Brricht über die Wahlmänner: W.hl in Durlach, und giebt
dabei seine Empfindungen und Anficht.n über diese Angelegenheiten
zum beſten. Es ſchmerzt dieſen Corre‘pondenten der Karlsruher Zei-
" tung tief, daß „„zum Theil Menſchen, die nur vom Staat leben,
wdie nicht wiſſen wollen, wessen Brod sie eſſen, wie nur ein unter-
wßgeordneter Staatebeamter und ein Handwerker, der seiner Subsiftenz
vwewegen nicht gegen die Regi rung auftreten sollte, gegen ihre Sache,“
d tas tt gegen die Erwählung eines Staatsdieners in die Kammer)
L hänbeln. t Uu aj tu :
V fare Correspondenten der Karlsruher Zeitung möchten wir
och im Ernſie fragen, aus welcher Quelle er denkt daß das Brod
"für unier- und übergeorduete Staatsdiener und manche Handwerker
"fließe, die etwa für den Staat arbeiten + Und wäre es auch wahr,
_ daß die B.ſoldungen der Staatstiener und der Vetdienſt dieser Hand-
weiker aus dem Gnadenborn der höchſten Staatsbeamten flößen, so
~ erſcheinen uns. dicjenigen geradezu doppelt achtungswürdig, und von
wahrer Bürgertugend beseelt, die ihre Ueberzeugung nicht den selbft-
süchtigen Rückſichten opfern, wie es der Correſpondent der Karls-
ruher Zeitung wünschte, und wir glauben sogar, daß jeder Wähler
der sich in seiner Stimmgebung von den Rückfichten für seinen eige-
nen alleinigen Gewinn oder Verluſt oder was wahrlich nicht viel
beſſer it ~ von denen für die Vortheile der Corporation, der er an-
gehört, leiten läßt, ſeine Pflichten gegen die übrigen Bürger des
Staates treulos verletzt und zugleich die Regierung, der er gefällig
sein will, beschimpft. – Denn es heißt wahrlich derjenigen Regie-
rung keine Ehre erweiſen, wenn man von ihr voraussetzt, sie werde
die ihr anvertraute Gewalt mißbrauchen, und die Stadt, die einen
Staatsdiener wählt, zum Nachtheil anderer Städte, die etwa unab-
hängige Bürger in die Deputirten-Kammer senden wollen, begünstigen; sie
werde dieſe Stadt mit Kreis-Regierungen, Hof- oder Bezirksgerichten,
Garnison 2c. beſchenken, die den Lokal- Verhältnissen nach vielleicht
viel beſſer in einer der andern Städte wären.
Der wahrhaft conservative Vaterlandsfreund kann es nur bitter
beklagen, wenn selbſt Staatsbeamte solche Corruption predigen, wenn
~ wie ſchon geschehen, – Wahl- Commisſsäre die Wahlmänner, die
ſie in derselben Stunde handgelübdlich verpflichten, nur ihrer Ueber-
zeugung nach für das Wohl des Landes zu sorgen, rrmahnen, einen
Mann zu wählen, der die Interessen des Wahlbezirks nach-
drücklich befördern könne und werde. j;
Unsere Gesetze verdammen einen armen Waldhüter, der sich i1a
eignen oder anderen Intereſſe einen Handgelübdebruch zu Schulden
kommen läßt, in's Correctionshaus, und doch iſt der Gegenstand, um
dén der Staat hiedurch beeinträchtigt wird, oft kaum ein paar Gul-
- deti werth, während in der für die geiſtigen und materiellen Intereſ-
sen. des Volks so wichtigen Wahl eines Deputirten, ein recht weites
Gewisſſen ancempfohlen wird! Ob nun die Wahlmännerſchaft von
Durlach, die es wohl schwerlich glauben wird, daß ein Staatsdiener
im Sinne des Correſpondenten der Karlsruher Zeitung, -der es weiß,
wessen Brod er ißt,„ ein pflichttreuerer Deputirter sein werde und
könne, als ein Bürger, aber vielleicht wieder nach Garnison, Kreis-
Regierung 2c. Gelüfte hat, der Regierung die Ehre der gedachten
Voraussetzungen erweisen werde, iſt noch unentschieden, denn neh
lange nicht alle der bis jetzt gewählten Wahlmänner ſind geneigt,
das Wohl des Landes ihren und der Stadt Durlach Interessen un-
lr wenn ſie auch keine Strafe des Hanrgelttpcbruchs
>< Von der Pfinz, 29. Juli*). Heute wurde die Wahlder
Wahlmänner für Durlach beendigt, und das Resultat derselben iſt
kein so günſtizes und erfreuliches, als man noch vor mehrer:n Tagen
glaubte erwarten zu dürfen. Die Partei, deren in dieſen Blättern
ſchon oft erwähnt wurde, und die auch in letzterer Zeit die „Carls-
ruher Zeitung" benutzte, um Männer des Fortſchrittes zu verdächti-
gen, hat gesiegt, durch Mittel, die Menschen dieser Gattung allenthal-
ben eigen ſind und die richte Männer scheuen, ~ dieſe Partei, die
noch vor einigen Tagen , inconstitutionell - hieſt, wenn die Polizei
ihre Zudringlichkeit in das Wahlzimmer und in das Rathhaus mit
Energie zurückwies, die ſich dcßhhalb bei dem Amteévorftand beschwerte,
hat besonders bei letzter Wahl alle erdenklichen Mittel angewandt, um
ihre Candidaten auf kleinen Zetteln lithograpbirt in großer Anzahl ver-
breitet wurde , durchzusetzen. Unter den Wahlmännern befinden ſich
die drei exfien Mitglieder des hieſigen Oberamts Eichrodt, Stuber,
von Stengel, ferner Dekan Beck, die drei erſten Gemeindebeamten,
Bürgermeiſter Morlok, Rathſchreiber Wehrer, Stadtverrechner Lorn,
7 Gaftwirthe, unter denen insbesondere Hirſchwirth Weiſsinger (frühe-
rer Engelwirth), Herr Leber zur Stadt Durlach, Herr Korn: zum
ſchwarzen Arler, zu erwähnen sind und 6 Kaufleute. Die Uebrigen
gehören den verschiedenſten Klassen der Gesellſchaft an. Unter solchen
Borzeichen läßt ſich auch leicht das Reſrltat der Wahl voraussehen.
Bereits haben sich mehrere Candidaten der minißteriellen Seite gefun-
den. Mehrere Gemcindebeamten haben Hoffnung, die ehrenvolle Stelle
ve. Zf Der Artikel „Von der Pfinz“ in Nr. 205 ift auf bekannte Schwierig-
i >tty gerte. r > zur .ttik teverrrſlctwer Weise se