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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 268 - No. 298 (1.October - 31. October)
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in Mannheim 1 fl. 15 kr. s ür 41 | fü ; A j d 00.
ws: Mannheimer Abendzeitung.
Baden 2 fl. 8 kr., im D-

23. October

nssr ate die zrſyaitens
rile in Petitſchrift over
deren Raum 3 kr. Jrx-:
rate, wortiber die Redasr
tion Auskunft zu erthriles
het t Heile teurer
und Gety erbittet man
anes.

1845.























Deutſchland.

* Mannheim, 22. Okt. Wie wir so eben vernehmen, ift ge-
gen das jüngft (Nr 279) durch Urtheil des hiesigen großh. Hofge-

richts freigegebene v. Struve’ ſche Buch: „Briefwechsel zwischen einem

ehemaligen und einem jezigen Diplomaten“ auf's Neue eine gericht-
liche Beſchlagnahme verhängt. Das hieſige Stadtamt hat sie auf den
Antrag des Staatsanwalts und nach nunmehriger Vorlage des Spe-
zialauftrages großh. Juftizminiſteriums wegen Beleidigung der Mit-
glieder des Staats miniſteriums auf den Grund hin verfügt,
daß dieſe „Behörde- nach §. 37 des Preßgesetzes, als Privatklägerin
einen Beschlag begehren könne, wenn auch nach dem hofger. Urtheil
der Beſchlag wegen eines von Anitswegen zu verfolgenden Vergehens
hier nicht stattfinden köane.

Karlsrnhe, 17. Okt. (S. M.) Wie gegen den Deutſschkatho-
licismus, so tritt unſere Regierung auch gegen die ultramontanen Be-
ſtrebungen des Freiburger Oberhirten in Betreff der gemischten Chen
jetzt ſtrenger auf. Gegen das beftehende Gesetz und die mehr als 30-
jährige Praxis hatte der Erzbischof von Freiburg einen Hirtenbrief
an die Diöceſsangeiftlichkeit erlaſſen , worin er dei allen vorkommenden
gemischten Ehen spcciellen Bericht über die Verhältnisse der Brautleuten
verlangte und sich die Entscheidung vorbehielt, ob die Trauung er-
folgen könne oder nicht. Diesen Erlaß bat natürlich die großherzog-
liche Regierung für unwirksam, null und nichtig erklärt, der Erzbi-
ſchoff dagegen hatte darauf wiederholt auf pünktlicher Befolgung sei-
ner Anordnung bei der Pfarrgeiftlichkeit beſtanden. Das großherzog-
liche Staatsminiſtcrium hat nun die Widerspänfligkeit des Erzbischofs
in Erwägung genommen und, wie man hört, vor Kurzem eine Note
schr ftrengen Inhalts an ihn erlaſſen. Was die großherzogliche Re-
gierung ergreiſt, um die Ordnung herzufſtellen und den Frieden zu
erhalten, iſt noch nicht öffentlich bekannt.

+] Vom Neckar, im Okt. Das deutsch. katholische Concil zu

Stuttgart hat den ultramontanen Organen wieder gar viel zu reden

gegeben. Besonders war der Ausdruck in dem Referate des Beobach-
ters, daß noch verschiedene widerſtrebende Elemente dort ſichtbhar g we-
ſen, ein Grund der Schadenfreude und eine Handhabe, um daran eine
Warnung vor allen Concilien zu knüpfen. „Seht,“ spricht die ſüd-
deutsche Zeitung, „ſcht ihr Geiſtlichen, die ihr das thörichte Verlan-
gen nach Synoden ſtellt, seht wohin diese führen, wohin es führt,
wenn kirchliche Angelegenheiten der freien Diskussion ausgesetzt wer-
den.. – Es ist nun allerdings nicht mehr zu erwarten, daß eine
moderne Synode ebenso zur Einheit inspirirt werde, wie dieß vor Al-
ters geschehen sein soll, allein so weit wir die Kirchengeſchichte ken-
nen, waren auf allen Synvden und Corcilien, die abgebalten wurden,
zeigten sich auf ihnen die widerftrebendſten Elemente, ohne daß diese
einen Grund abgegeben hätten, ſte nicht mehr zu halten. Auch auf
dem erſten öcumeniſchen Conceil zu Nicäa, waren sehr wi-
derftrebendo Elemente bei einander, und es iſt viel Grund
vorhanden, zu behaupten, daß sîe dort einander noh weit
widerftrebender waren, als auf dem Concile zu Stuttgart, bis
endlich das Gebot des Imperator Konftantin Einigkeit unter die Ver-
sammelten brachte. Auch glaube ich kaum, daß die Sitzungen der Sy-
node zu Stuttgart so stürmisch gewesen sein werden, als die der ni-
eäiſchen. Jede neue Erſcheinung muß einen Kampf durchmachen, bis
ſîe vollendet it. Diesen Kampf hat die katholische Kirche ebenfalls so
gut durchgemacht, bis fie das war, was sie jetzt iſt, und alles Wider-
firebende glatt gemacht hatte, als ihn die deutsch katholische Bewegung
wird durchmachen müſſenz allein keinem Vernünftigen wird es einfal-
len, deshalb über sie abzuurtheilen, weil sie noch im Entfteyen begrif-
fen und noch nicht vollendet if.

Conſtanz, 13. Okt. (Oberrh. Ztz.) Die Prediger Ronge
und Dowiat hatten geftern die Einwohver hieſtger Stadt zu einer
Versammlung eingeladen, welche auf einer Wiese auf Thurgauer Bo-
den, hart an der badischen Grenze, fiattfand. Die Versammlung
war zahlreich: nach unserer Schätzung mochten etwa 2000 Menſchen
beiſammen seinz unter ihnen entdeckten wir die angesehensten Einwoh:
ner der Stadt, eine Anzahl hochgeftellter Bramten aus Conftanz und
die Notabilitäten der benachbarten Schweiz. Hr. Fickler aus Conſtanz



ſtellte die beiden Reformatoren der Versammlung vor; gleich bei den
erften Worten aber wurde er von einem hieſigen Fanatiker durch
Schimpfreden unterbrochen und ein Haufe von Gaſſenjungen, die auf
einem Rain –~ auf der badischen Seite ~ aufgeftellt waren, erhoben
ein Zetergeſchrei. Die anwesenden ſchweizeriſchen Landjäger schafften
die in der Versammlung befindlichen Ruheftörer sogleich über die Grenze
und einer von ihnen that dies mit den Worten , deren Aechtheit wir
verbürgen: „quf republikaniſchem Boden dulden wir keinen Unfug. +
Herr Ronge begann ſofort seine Rede, wurde jedoch alsbald von
dem Geschrei der erwähnten Jungen, unter denen fich höchſtens ein
halbes Dutzend erwachsener Personen befand, unterbrochen. ~
Die Herstellung der Ordnung erforderte viel kürzere Zeit, als man
glauben mochte; doch dauerte der Unfug lange genug, um die Zuhö-
rer eines großen Theils der Rede Ronge's verluftig zu machen. Nach
Ronge sprach Dowiat, deſſen höchſt eindringliches Organ bis zu je-
dem Einzelnen drang und die vorher zerftreute Aufmerksamkeit der Ver-
sammelten fesselte. Seine begeiftertrn Worte mackten einen tiefen Ein-
druck auf die durch den vorgegangenen Unfug aufgeregten Gemüther,
und Mancher, der nur gekommen war, seiner Neugierde zu genügen,
ſah ſich plötzlich von einem heiligen Eifer ergriffen für die große
Sache, die der Redner vertheidigte. ~ Die neugebildete deutſch-katho-
liſche Gemeinde von Konßtanz wird heute unter der Leitung Ronge's
ihren ersten Gotteedienft in der Kirche von Tägerweilen im Kanton
Thurgau halten. Freundlich und freisinnig boten unsere ſchweizeriſchen
Nachbarn ihren Boden für die Versammlung und ihre Kirche für den
Gottesdienft an.

Frankfurt, 14. Okt. (B. Ztg.) Die Watlen für die ge-
setz gebende Verſammlung baben ganz tas nach der Zusammensetzung
des Wahlcollegs der 7 5ger zu erwartende Rejultat gshabt. In die
neue Legielatur treten nicht weniger als fünf Mitglieder der deutſch-
kaiholiſchen Gemeinde, ſämmtlich aus deren Vorſtand, unter ihnen
der Senior Dr. Burkhard, der beiläufig 7 3 Stimmen erhielt ; dage-
gegen wurdrn nur zwei, überdies sich von der confessſonellen Bewe-
gung ganz fernvaltende Mitglieder der römiſch.katholisſchen Kirche be-
rufen. Etwa der siebente Theil der wahlfähigen Bürgerſchaft gedört
der (deutſch- und römſch-]) katholischen Gemeinde an , und die Dis-
ſidenten bilten kaum ein Zwölftel derselben. So geben denn die Way-
len einen sehr schlagenden Beweis von der günstigen Stimmung hier-
sſelbſt für die veuen Rcformbeſtrebungen, und man kann es den ultra-
montanen Schreierr. nicht verargen, wenn sie weitlich auf unser Frank-
furt losziehen. Die proteftantische Hyperorthodoxie hat bei den Wäh-
lern gleichfalls keine Gunft gefunden ; ein nach dicser Seite hinneigen-
des Mitglied aller frübcren Vegielaturen seit 1816, einmal sogar
Vicepräſident und ſonft von anerkannter Oualification, erhielt diesmal
nur so viel Stimmen, um eventuell als Suppleant eintreten zu kön-
NEN.

Pfaiz. (N. Speyrer Ztg.) Die Wabl der Abgeordneten zur
Ständeverſammlung aus der Claſſe der Städtec findet am 21. Oktbr.
Statl. Unmittelbar darauf wird jene der Landeigenthümer vorgenom-
men werden. Am 5. Okt. endlich werden rie eingesendeten Wahlzettel
der von der Geisſtlichkeit veider Confeſſionen erwählten Wahlmänner
zu Sprier, als am Regierungssitze, eröffnet werden.

Speyer , 21. Okt. (N. Sp. Z.) Nach ciner so eben erfolgten
amtlichen Bekanntmachung iſt dir Karto ffelausf uhr außerhalb
der Grenzen des Zollvereins, namentlichnach Belgien, Holla n d und
Frankreich, auch in der Pfalz, ue rbojten worden.

Aus Baiern, 13. Oct, (D. Alg. Ztg.) In einem bairiſchen
Blatte war kürzlich zu leſen, nach einer Bekanntmachung in ten
Kreisintelligenzblättern sei vorgeschricben worden, daß der Amtsei d
der katholischen Geifilichkeit bei ihrer Inftallation künftig
auch die Worte zu entyalten hate: „und keine verdächtige Verbindung
weder im JInlande noch auswärts zu unterhalten, welche der öffent-
lichen Ruhe ſchädlich sein könnte“. Wir haben die betreff:nden Num-
mern der Intelligenzblätter nachgeschlagen und darin angegeben ge-
funden, daß in der unterm 6. Jul. d. J. vorgeschriebenen Eidesformel
obiger Paſſus nur aus Versehen (?) weggeblieben sei.. Indeß kommt
bier zu bemerken, daß, während früher sämmtliche Staatsdiener bei
Ablegung des Umtsrides auf jene Worte schwören mußten, die katholischen
Geiftiichen allein davon ausgenommen waren. Es handelt fich alſo


 
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