FM! 209.
. Abonnement mitvier-
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr.,
durch vie Poſt bezogen im
ganzen Großherzogthum
Baden 2 fl. 8 kr., im
Ausland erhöht fich das
Nannheimer Abendzeitung.
Inserate diegespaltene
Zeile in Petitſchrift oder
deren Raum 3 kr. Jnse-
rate, worüber die Revak-
tion Auskunft zu ertheilen
hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. + Briefe
“hrt terer :0 und Help yrhittet man
Sonntag 3. Auguſt 1545.
WMeber W ahlen.
Wenn bei Wahlen und insbesondere bei Wahlen zur Landes-
xepräsentation ein Kampf sich entsſpinnt, in welchem Ueberzeugung
ſteht gegen Urberzeugung, wenn dicser Kamyf auf dem Felde gei-
ſtiger Anregung, der Entwicklung prinzipieller Grundansichten ſich
hewegt, rann iſt der Kampf ein edler, würdiger. Er bewahrt das
Volk vor Stagnation und politischer Fäulniß, vor jener Theilnahms-
loſigkeit am Staatsleben, welche früher oder später, wenn eine pa-
rate unternehmende gewaltige Fauſt sich ausstreckt, den Untergang
von Verfaſſung und“ Staat unausbleiblich herbeiführt. Ein solch"
edler Kampf iſt ein wohlthätiger Prozeß im geſclschaftlichen Kör-
per, er hält im Bürger das Bewußtsein seines socialen Werthes
wach, er fordert ihn auf zum Nachdenken über den Staat und
Staatseinrichtung. Dieser Kam; f scheidet das Unklare aus, der
Bürger arbeitet ſich empor zu jener politischen Durchbitdung, durch
welche er allein den Namen Staatsbürger und nicht blos Haus-
bürger, Familienbürger, Eſſen-, Trinken-, Schlafbürger verrient,
zu jener geiſtigen Stufe in der Staatsgenoſsenschaft, welche die
D--ſpotie verfolgt, den Absolutismus unterrrückt, und die jenen er-
heuchelten Conslitutionalismus haßt, welcher eine Verfaſſung nur
als hohle lügenhafte Form, als Mittel zu fortgesetzten Täuſehungen
will, um Unterdrückungsmaßregeln durchzuſeßen, den Staat zum
BVortheile weniger auszubeuten und dann dem Volke zu ſagen: du
haſt es selbst gewollt, deine Repräsentanten haben zugestimmt, du
' hummer Mitchel.
Verdervlich aber, die Volksmoral verderbend iſt der Kampf, ſ
" wenn tie eine Partei, wenn tie Staatsgewalt, oder wenn ohne
Zuthun der M niſter die einzelnen Beamten, mit Schweichelei und
Aussicht auf Begünſtigung in vorkommenden Angelegenheiten, mit
direkter oder indirekter Bedrohung mit der Amtsgewalt, mit Ver-
"ſprechungen, teren Erfüllung von ihnen gar nicht abhängt, oder
an deren Erfüllung sie selbſt nicht glauben, die Bürger zur Wahl
im Sinne der Beamtenherrſchaft zu bestimmen ſuchen.
Corrumpirend iſt ein solches; Verfahren, wril es sich an die
niedrigen, ſschmugigen Leidenschaften der Menſchen, an die Furcht,
an die Kri cherei, an die Eitelkeit, an die Habgier, an den Eigen-
nutz wendet. Entweder wird hiedurch, um der eckelhaften Zumuthun-
gen überhobin zu sein, der Wahlmaun biſstimmt gegen seine Ueber-
zeugung zu stimmen, dann iſt er ein feiger Lügner oder Heuchler,
Oder er hat gar keine feſte Ansicht sich gebildet, dann ist es schimpf-
Tich, Gottes Ebenbild so zu entwürdigen, daß man ſtatt den geisti-
gen Funken in ihm anzuregen, statt ihn grundsäglich zu überzeugen,
an seine niederen, an ſcine thieriſchen Leidenschaften appellirt, um
ihn zur Wahl zu beſtimmen. Wie unwürdig und lächerlich iſt es,
' ven Verſprechungc keſſel circuliren zu sehen, in welchem um den
Entrée-Preis ſciner Stimme dem Wähler zugesagt wird, daß er ei-
nen Stich hineinthun dürfe ~ damit — an der Gabel doch nichts
hängen bleibt, als ein Theaterzettel mit der Ueberichrift: di: ge-
oppten Chinesen:" Mitſpicler: Herr Wahlmann A., Herr Wahlmann
HB. u. s. w. Wenn iin Candidat der Abgeordnetenwahl. ſtatt frei-
yen seine Grundsätze zu bekennen und ſie vor dem Volke zu ver-
" thaddigen, zu rechtfertigen, sich auf hohe Protectionen oder Verwandt-
ſchaften beruft, und den Herrn Papa, die Frau Base, den Herrn
Schwiegervater, oder weiß Gott Wen als Chriſtbaum hinaueſtrecktr,
an welchem Straßen, Grrichtsſiße, Canäle, Staats-Unternehmungen
wie Nüssc hingen, die der willfährige Wäbler nur abbrechen dürfe,
oder wenn ein vom Staate mit mt und Gewalt Betrauter herum-
' reiſte und Chriſtkindchen und Pelznickel in Bewegung segte, um die
" Wähler w tirren eder zu schreck n , so kann ein solches Verfahren
Ä nicht anders als den ſittlichen Werth vernichtend wirken. Der sei-
nes Werths und seiner guten Sache bewußte Mann, der grundsag-
feſte Kämpe bedarf und bedient sich solcher Mittel nicht, er tritt
hin vor sein Volk und sagt: der bin ich, das vertrete ich und nun
wählt, und wenn er unterliegt, so kanu er mit dem Römer sagen:
Vietrix causa diis plaouit sed vieta Catoni. Was iſt aber von
iner Volkerepräsentation zu erwarten, welche die Beamtenfurcht,
_ und nicht die Furcht an Ueberzeugung, Recht und, Gewissen untreu
zu werden, nicht der Stolz als Bürger mitgeſtimmt zu haben, in
den Angelegenheiten des Vaterlands, sondern der Stolz, von dem
Herrn B.amten günstig angelächelt worden zu sein, mit i.m Beer
getrunken und angeſtoßen zu haben; die nicht der edle Eigennugy,
vor den allgemeinen Intereſſen des Vaterlandes und den großen
geiſtigen Gütern und ewigen Rechten der Menschheit den Privat-
vortheil zu vergeſſen, sondern welche der schmutzige Eigennug der
Aussicht bei Anlegung einer Straße oder der Eins zung eines Gee
richts einige Victuali.n mehr umzusetzen, einige Ellen Band und
Tuch mehr zu vcrkau en, zu Stande gebracht wird ? Wird ste hoch
tv ytt: Zeit und Raum als Kämpferin für höchſten geiſtigen
üter
Wahrlich manche nicht aus dem freien mannhaften Ent-
schluß der Bürger herv r jegangene, sondern aus dem Trüben zu-
ſammengefi chte Volksrepräsentation war einem Claviere ganz ver-
gleichhar. Griff der Minister auf die Taſten, so sprangen die
Abgeordneten Claves im Kammerrcsonanzboden (wenn nicht Einer
zufällig lahm war 1 empor und ſchrien aus einer Kehle i A.
Solch' eine Verſammlung nannte sich dann eine einträchtige,
fuhr jſmu!! auf's Land, mazhte sich einen guten Tag und nannte
ich einen Landtag.
sh Will denn bei Wahlen der Bürger nicht einsehen, daß jede
organ'ſirte Gewalt Mittel genug besißt, ihr Machtgebiet n ct nur
zu erhalten, sondern auch zu erweitern, daß das Volk, welches
diese Macht controliren und durch seine V rtreter sorgen soll, daß
dieselbe ſich nicht auf Kosten seiner Rechte und Freiheiten ausdehne,
thöricht iſt, wenn es dieſelbe Macht ſich ſclbſt zur eigenen Controlle
eit. Wenn der Lantmann Schnitter auf's Feld sendet und die
Arbeit bald und recht gethan ſcin soll, so wird er nicht dem Schnit-
ter sagen, controllire dich gehörig, daß du auch recht raſch und
fleißig biſt un) gib mir dann Brricht, wie du gethan, sondern er
wird, wenn er nicht ſelbſt gehen kann, seine Söhne hinaus dicken,
die den Arbeitern aufschen. Und was ihr in eu em eignen Haus-
halt tagtäglich thut, ipr Bürger, das wollt ihr im großen Staats-
haushalte verwerfen?
Die Arbeit des Ministers wollt ihr durch sein n Secretair,
die Arbeit des Amtsmanns durch seinen Schreiber controlliren laſ-
sen und machen, daß er recht thue und dem Bürger nicht zu viel.
Das iſt keine Contrelle, sagt ihr, der Schreiber wird den Amtmann,
nicht der Amtmann den Ra'h, der Rath nicht den Miniſter
controlliren, und wo es Noth thut, tadeln und zur strengen Rechen-
hy: ziehen. Ei nun so wählt, wie ihr es thut in eurem eignen
aushalt. f
Deutſchlaud.
~û~ Mus dem Amte Buchen. Es wird sich kaum ein Lan-
destheil Badens auffinden laſſen, in dem man weniger S na für kon-
ſtitutionelles Vol?sl:ben antrifft, als der Odenwald; no das Volk
gleichzülti er in Ausübung seiner R'chte iſt, als bei uns. Das be-
weft die Wrihl der Wahlmönnir in urnſcrer Overamteſtadt! Man
könnte glauben die Bürgerschaft alldorten zähle unt:r ihcen Bürgern
keine, die zu dies r Ehre fäh ig wären, weil lauter Angeſtellte, alſo
abhängige Personen gewählt wurden. Noch mehr abcr muß man er-
staunen, wenn man dort sagen hört, es sci einerlei, wen man in
die Kammer sende! Dieſe Wahrnehmungen sind traurig! Es wird
auch von Buchen ats bereits im Stillen für den ausgetretenen Ab-
géoreneten geworben und zwar von einer Seite her, rie viel Erfolg
v rſpricht. Dabci mögen Veisprechungen und Dropungen auch das
Itbrige thun. Indeſſen g:bört doch viel H ngabe an gewisse Au'vri-
täten uud eine große polttiſch Gl.ichgültigkent dazu um einen Mann
wieder zu wäulin, der noch nie das Vertrauen des Wa'lbezirks ge-
noß! Darum idr Wablmänner, die ivr nie blinde W 1kzeuge sein
wollt; laſſet euch nicht verführen. Wält nur nuch reiner Ueb:rzeu-
gung , so werdet ihr gew'ß kei en F ylgriff machen! S het e.ch um
~ ſchauet nach euecn ſ:lvſtftänrigen int lligenten Mitbürgern, tie
euch und euere Umstände kennen, und selbſt mit euch für.len! ~ Un-
ter ihnen wäh'et einen heraus , den ihr bisendet, wo das Woh! des
Vaterlandes, alſo aurh eurer Woll b rathen wiry! Woklt ihr dieß
nich? Nan so wählet gegen eure Urberzeuzung + vermehrt die schon
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“hrt terer :0 und Help yrhittet man
Sonntag 3. Auguſt 1545.
WMeber W ahlen.
Wenn bei Wahlen und insbesondere bei Wahlen zur Landes-
xepräsentation ein Kampf sich entsſpinnt, in welchem Ueberzeugung
ſteht gegen Urberzeugung, wenn dicser Kamyf auf dem Felde gei-
ſtiger Anregung, der Entwicklung prinzipieller Grundansichten ſich
hewegt, rann iſt der Kampf ein edler, würdiger. Er bewahrt das
Volk vor Stagnation und politischer Fäulniß, vor jener Theilnahms-
loſigkeit am Staatsleben, welche früher oder später, wenn eine pa-
rate unternehmende gewaltige Fauſt sich ausstreckt, den Untergang
von Verfaſſung und“ Staat unausbleiblich herbeiführt. Ein solch"
edler Kampf iſt ein wohlthätiger Prozeß im geſclschaftlichen Kör-
per, er hält im Bürger das Bewußtsein seines socialen Werthes
wach, er fordert ihn auf zum Nachdenken über den Staat und
Staatseinrichtung. Dieser Kam; f scheidet das Unklare aus, der
Bürger arbeitet ſich empor zu jener politischen Durchbitdung, durch
welche er allein den Namen Staatsbürger und nicht blos Haus-
bürger, Familienbürger, Eſſen-, Trinken-, Schlafbürger verrient,
zu jener geiſtigen Stufe in der Staatsgenoſsenschaft, welche die
D--ſpotie verfolgt, den Absolutismus unterrrückt, und die jenen er-
heuchelten Conslitutionalismus haßt, welcher eine Verfaſſung nur
als hohle lügenhafte Form, als Mittel zu fortgesetzten Täuſehungen
will, um Unterdrückungsmaßregeln durchzuſeßen, den Staat zum
BVortheile weniger auszubeuten und dann dem Volke zu ſagen: du
haſt es selbst gewollt, deine Repräsentanten haben zugestimmt, du
' hummer Mitchel.
Verdervlich aber, die Volksmoral verderbend iſt der Kampf, ſ
" wenn tie eine Partei, wenn tie Staatsgewalt, oder wenn ohne
Zuthun der M niſter die einzelnen Beamten, mit Schweichelei und
Aussicht auf Begünſtigung in vorkommenden Angelegenheiten, mit
direkter oder indirekter Bedrohung mit der Amtsgewalt, mit Ver-
"ſprechungen, teren Erfüllung von ihnen gar nicht abhängt, oder
an deren Erfüllung sie selbſt nicht glauben, die Bürger zur Wahl
im Sinne der Beamtenherrſchaft zu bestimmen ſuchen.
Corrumpirend iſt ein solches; Verfahren, wril es sich an die
niedrigen, ſschmugigen Leidenschaften der Menſchen, an die Furcht,
an die Kri cherei, an die Eitelkeit, an die Habgier, an den Eigen-
nutz wendet. Entweder wird hiedurch, um der eckelhaften Zumuthun-
gen überhobin zu sein, der Wahlmaun biſstimmt gegen seine Ueber-
zeugung zu stimmen, dann iſt er ein feiger Lügner oder Heuchler,
Oder er hat gar keine feſte Ansicht sich gebildet, dann ist es schimpf-
Tich, Gottes Ebenbild so zu entwürdigen, daß man ſtatt den geisti-
gen Funken in ihm anzuregen, statt ihn grundsäglich zu überzeugen,
an seine niederen, an ſcine thieriſchen Leidenschaften appellirt, um
ihn zur Wahl zu beſtimmen. Wie unwürdig und lächerlich iſt es,
' ven Verſprechungc keſſel circuliren zu sehen, in welchem um den
Entrée-Preis ſciner Stimme dem Wähler zugesagt wird, daß er ei-
nen Stich hineinthun dürfe ~ damit — an der Gabel doch nichts
hängen bleibt, als ein Theaterzettel mit der Ueberichrift: di: ge-
oppten Chinesen:" Mitſpicler: Herr Wahlmann A., Herr Wahlmann
HB. u. s. w. Wenn iin Candidat der Abgeordnetenwahl. ſtatt frei-
yen seine Grundsätze zu bekennen und ſie vor dem Volke zu ver-
" thaddigen, zu rechtfertigen, sich auf hohe Protectionen oder Verwandt-
ſchaften beruft, und den Herrn Papa, die Frau Base, den Herrn
Schwiegervater, oder weiß Gott Wen als Chriſtbaum hinaueſtrecktr,
an welchem Straßen, Grrichtsſiße, Canäle, Staats-Unternehmungen
wie Nüssc hingen, die der willfährige Wäbler nur abbrechen dürfe,
oder wenn ein vom Staate mit mt und Gewalt Betrauter herum-
' reiſte und Chriſtkindchen und Pelznickel in Bewegung segte, um die
" Wähler w tirren eder zu schreck n , so kann ein solches Verfahren
Ä nicht anders als den ſittlichen Werth vernichtend wirken. Der sei-
nes Werths und seiner guten Sache bewußte Mann, der grundsag-
feſte Kämpe bedarf und bedient sich solcher Mittel nicht, er tritt
hin vor sein Volk und sagt: der bin ich, das vertrete ich und nun
wählt, und wenn er unterliegt, so kanu er mit dem Römer sagen:
Vietrix causa diis plaouit sed vieta Catoni. Was iſt aber von
iner Volkerepräsentation zu erwarten, welche die Beamtenfurcht,
_ und nicht die Furcht an Ueberzeugung, Recht und, Gewissen untreu
zu werden, nicht der Stolz als Bürger mitgeſtimmt zu haben, in
den Angelegenheiten des Vaterlands, sondern der Stolz, von dem
Herrn B.amten günstig angelächelt worden zu sein, mit i.m Beer
getrunken und angeſtoßen zu haben; die nicht der edle Eigennugy,
vor den allgemeinen Intereſſen des Vaterlandes und den großen
geiſtigen Gütern und ewigen Rechten der Menschheit den Privat-
vortheil zu vergeſſen, sondern welche der schmutzige Eigennug der
Aussicht bei Anlegung einer Straße oder der Eins zung eines Gee
richts einige Victuali.n mehr umzusetzen, einige Ellen Band und
Tuch mehr zu vcrkau en, zu Stande gebracht wird ? Wird ste hoch
tv ytt: Zeit und Raum als Kämpferin für höchſten geiſtigen
üter
Wahrlich manche nicht aus dem freien mannhaften Ent-
schluß der Bürger herv r jegangene, sondern aus dem Trüben zu-
ſammengefi chte Volksrepräsentation war einem Claviere ganz ver-
gleichhar. Griff der Minister auf die Taſten, so sprangen die
Abgeordneten Claves im Kammerrcsonanzboden (wenn nicht Einer
zufällig lahm war 1 empor und ſchrien aus einer Kehle i A.
Solch' eine Verſammlung nannte sich dann eine einträchtige,
fuhr jſmu!! auf's Land, mazhte sich einen guten Tag und nannte
ich einen Landtag.
sh Will denn bei Wahlen der Bürger nicht einsehen, daß jede
organ'ſirte Gewalt Mittel genug besißt, ihr Machtgebiet n ct nur
zu erhalten, sondern auch zu erweitern, daß das Volk, welches
diese Macht controliren und durch seine V rtreter sorgen soll, daß
dieselbe ſich nicht auf Kosten seiner Rechte und Freiheiten ausdehne,
thöricht iſt, wenn es dieſelbe Macht ſich ſclbſt zur eigenen Controlle
eit. Wenn der Lantmann Schnitter auf's Feld sendet und die
Arbeit bald und recht gethan ſcin soll, so wird er nicht dem Schnit-
ter sagen, controllire dich gehörig, daß du auch recht raſch und
fleißig biſt un) gib mir dann Brricht, wie du gethan, sondern er
wird, wenn er nicht ſelbſt gehen kann, seine Söhne hinaus dicken,
die den Arbeitern aufschen. Und was ihr in eu em eignen Haus-
halt tagtäglich thut, ipr Bürger, das wollt ihr im großen Staats-
haushalte verwerfen?
Die Arbeit des Ministers wollt ihr durch sein n Secretair,
die Arbeit des Amtsmanns durch seinen Schreiber controlliren laſ-
sen und machen, daß er recht thue und dem Bürger nicht zu viel.
Das iſt keine Contrelle, sagt ihr, der Schreiber wird den Amtmann,
nicht der Amtmann den Ra'h, der Rath nicht den Miniſter
controlliren, und wo es Noth thut, tadeln und zur strengen Rechen-
hy: ziehen. Ei nun so wählt, wie ihr es thut in eurem eignen
aushalt. f
Deutſchlaud.
~û~ Mus dem Amte Buchen. Es wird sich kaum ein Lan-
destheil Badens auffinden laſſen, in dem man weniger S na für kon-
ſtitutionelles Vol?sl:ben antrifft, als der Odenwald; no das Volk
gleichzülti er in Ausübung seiner R'chte iſt, als bei uns. Das be-
weft die Wrihl der Wahlmönnir in urnſcrer Overamteſtadt! Man
könnte glauben die Bürgerschaft alldorten zähle unt:r ihcen Bürgern
keine, die zu dies r Ehre fäh ig wären, weil lauter Angeſtellte, alſo
abhängige Personen gewählt wurden. Noch mehr abcr muß man er-
staunen, wenn man dort sagen hört, es sci einerlei, wen man in
die Kammer sende! Dieſe Wahrnehmungen sind traurig! Es wird
auch von Buchen ats bereits im Stillen für den ausgetretenen Ab-
géoreneten geworben und zwar von einer Seite her, rie viel Erfolg
v rſpricht. Dabci mögen Veisprechungen und Dropungen auch das
Itbrige thun. Indeſſen g:bört doch viel H ngabe an gewisse Au'vri-
täten uud eine große polttiſch Gl.ichgültigkent dazu um einen Mann
wieder zu wäulin, der noch nie das Vertrauen des Wa'lbezirks ge-
noß! Darum idr Wablmänner, die ivr nie blinde W 1kzeuge sein
wollt; laſſet euch nicht verführen. Wält nur nuch reiner Ueb:rzeu-
gung , so werdet ihr gew'ß kei en F ylgriff machen! S het e.ch um
~ ſchauet nach euecn ſ:lvſtftänrigen int lligenten Mitbürgern, tie
euch und euere Umstände kennen, und selbſt mit euch für.len! ~ Un-
ter ihnen wäh'et einen heraus , den ihr bisendet, wo das Woh! des
Vaterlandes, alſo aurh eurer Woll b rathen wiry! Woklt ihr dieß
nich? Nan so wählet gegen eure Urberzeuzung + vermehrt die schon