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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 207 - No. 237 (1. August - 31. August)
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Donnerstag 21. August 1845.

S'chleswig-Holÿicin und der Däne.

_ ® Mannheim, 19. Auguſt. Die Verbältnissſe Schleswig-Hol-
sleins gegenüber den Dänen und deren Streben nach völliger Ein-
verleibung der Herzogthümer mit der däniſchen Monarchie fordern
immer gebieteriſcher die Aufmerkſamkeit und Theilnahme aller Deut-
ſchen. Von den neueſten Eingriffen in die Rechte der Herzogthümer
dem Verbote der Holſteiniſchen Fahnen bei öffentlichen Aufzügen ha-
ben wir bereits berichtet; wir geben nun pier zunächst vollſtändig
die „Erklärung,, welche Dr. Heiberg mit ſchwarzem Rarde im Eckern-
förder Wochenblatte®) erscheinen ließ:

„Das Kanzleipatent vom 31. Juli 1845. Hätten wir eine
freie Preſſe, ſo würde Schleswig- Holſtein's Landesfürſt durch deren
Organe erfahren, wie das Kanzleipatent vom 31. Juli 1845, betref-
fend das Verbot des Gebrauchs gewiſſer Fahnen für die Herzogthümer
Schleswig und Holſtein, hier auſgenommen wird. Äls neulich die
freie Preſſe und das Geschsornengericht in Spanien vernichtet ward,
ließen tie Jourvaliſten nur die §$§. der spanischen Verfaſſungsurkunde,
welche die Preßfreiheit der spanischen Nation garantiren, abdrucken, und
Hieſe werden sprechen, wenn auch nicht augenblicklich. Wir verweiſen
auf das sogenannte königl. Wort, welches die Selbſtſtändigkeit des
Herzogthums Schleswig un) deſſen ſstaats1echtliche Verbindung mit
Holſtein zugesichert hat, nach em das allgemeine Gesetz verheißen hatte,
vaß das,, was die Herzogthümer verbinde, verbleiben solle. Die Wap-
pen der beiden Lande ſind in dem Siegel der schleswig - holſteiniſchen
Regierung verbunden oder vereint. Die Särge unserer Landesfürſten
in unserer Domkirche zeigen die uralte Vereinigung dieſer Wappen,
gleichwie die Wappenſchilde an den Schlöſſern des Landee. Die Far-
ben ſind den Wappen entlebnt. Die Fahne, welche bei der Stiftung
unſ.rer Landes Universität, der Wiege unserer Cultur, 1665 getragen
ward, enthält die mit der herzoglichen Krone geſchmückten vereinigten
Wappen Schleswig Holſteins. Schleewig-Holjteins Volk hat deßhalb
ein Recht, diese Fahne zu gebrauchen. Drum beklag’ ich dich nicht,
Da ſchleswig-holfteiniſches Volk. Deine Feinde jenseits der Königsau,
hie in der „Berling'ſchen Zeitu: g“ mit höthnendem Jubel dieſe Ordon-
nanz verkündeten, bevor das Kanzleipatent erſchicnen war , werden doch
äu Schanden werden, dnn Dein Recht und Drin Wille find die Eck-
fteine Deines ftaatlichen Daseins. Zu tief ward in das treue, deutſsſche,
für Recht ſchlagende Herz des jchleswig-holſteiniſchen Volks das Ge-
fühl des ungetrennten Vaterlandes eingegraben, als daß es je ein Kreuz
auf sich nevmen, ja ieine Fahnen und ſeine vereinigten Wappenſchilde,
welche seine Fürſtenzräbir und Landſchlöſſer, wie seine Regierung
ihm täglich zeigen, sich nehmen laſſen ſollte. Darf die Preſſe auch
nicht mit der ganzen Macht der Wayrheit und des Rechts sprechen,
ſou werden es Deine fständiſchen Organe thun. Immer lauter brau-
fen die Wellen der Eympathie im deutſchen Vaterlande für Dich, je
provinziellce man tie anerkannte Selbſtſiändigfeit Deines Landes be-

handelt. Dänemark hat nie ein Herz für Dich gehabt, wie seine
Stände, wie seine Preſſe dies gezeigt haben. Du wollteſt 1460 des
Friedens halber, mit iym vereint auf der Völkerbahn der Geschichte
vorwärts gehen; anders scheint es die Vorſehung, der fortschreitende
Wieltgeiſt, beſtimmt zu haben. Immer tiefer wird die Kluft, welche
her Propagandiomus zwischen beiden Staaten gegraben hat.

ie wachſende Abneigung gegen < i märis< Staatseinheisidee
durchdringt rie Volksgeſchichten, denen des Landes Wappen, denen
bie ſchleswig - holſtriniſchen Farben theurr geworden ſind, mit denen
unsere Knaben, erfüllt von Liebe zum Vaterlande, ſich bereits schmük-
kn. Der Inhalt des Patents bewegt in ſtärkern Pulsſchlägen das

Herzblut unſrer Bruſt. Feierlichſt proteſtir en wir, als wären die
angestammten Wappen des Landes, als wären deſſen Farben Kenn-
zeichen einer politiſchen Partei. Wir sind Schleswig : Holsteiner,
genannt nach unserm Lande, unsere Wappen und Farben sind un-
Feräußerliches Eigenthum unscres Lantes, uud nie und nimmer kön-
nen unt wollen wir Dänen werden. Wenn im Südtweſten Euro-
Pa's zwei kluge Augen brechen, dann bricht vielleicht der Sturm los,

*) Der Redakteur dieses Blattes, ver wackere ſchleswig'sche Abgeordnete

. H. Hansen, war vor wenigen Tagen zunt Besuch bier, nachdem er

dem Würzburger Säugerfefte beigewohnt und das übrige Süddeutſch-
laud bereiki hatte. '

dessen dunkles Rollen von ferne vernommen wird, und seine tosenden
Wellen werden weit, weit hinüberſpülen. Möchte das halbpropheti-
sche Wort zu Schanden werden, und Du, mein theures Vaterland,
vor einer Epoche, die da kommen wird, von der tiefen Schmach, die
die Propagandiſten direct oder indirect über dich wälzen, früher be-
freit sein. Es liegt in Deinem Willen, –+ denn Du haſt Rechte,
die, wenn ein Gott lebt, unversehrt in lebendiger Jugendfriſche der
Zeit erblühen werden. Dr. Heibcrg.-

Deutſchland.

* Mannheim, 20. Aug. Ueber die Leipziger Ereigniſſe
liegen nun auch Erklärungen aus der Umgebung des Prinzen Johann,
den man als den Urheber des Blutbads bezeichnet hatte, und der
Regierung sowie die Antwort d- s Königs vor. Der Adjutant des General-
eommando's der Communalgarden, Major v. Zeſchau, in Dresden,
erkläct auf sein Ebrenwort, daß Prinz Johann den Befehl zu dem
„Durch die Umstände gebotenen Fcuern“ weder gegeben habe noch
habe geb en können, und der Geheimrath v. Langenn hat als
königliche Commiſssar den versammelten Stadtverordneten und Com-
mandanten der Communalgarde in Leipzig die Antwort des Köntgs
mitgetheilt und dabei geäußert, die Regierung werde die von ihren
Organen ergriffenen Maßregeln vertreten; zu irgend ciner Discussion
bierüber sei er nicht beauftragt; er wolle aber den Hergang in Bezug
auf den Prinzen Joyann, dessen Namen auf ung laub-
liche Weiſe man angreife, nochmals vor Augen treten laſſen,
„Mit“, sagt er, „und nach dem Zapfenſtreiche der Communalgarde
hatten sich dichte Volksmaſſen vor dem Hotel de Pruſsſe versammelt,
welche nieht aklcin schrien und tobten, sondern auch mit Steinen war-
fen. Es ward nun der Commandant der Communalgarde befehligt,
Mannſchaft heranzuziehen, um die Maſsſen zu zerftreuen. In Folge
deſſen ſchickke der Commandant der Communalgarde nach der auf dem
RNajſchmarkte stehenden Wachtmannſchaft. Dieje konnte nicht ſofort her-
beigezogen werden. Während dies:r Zeit drängte sich das Volk immer
dichter zuſammen, schleuderte Steine in die Fenſter und Hausflur des
Hotel de Pruſſe, und es nahm der Lärm auf bedenkliche Weise zu.
Bei dieser Lage der Sache ward von der fönigl. Civilbehörde der
Stadtcommandant und Commandant der Garnison, Oberſt v. Butt-
lar, veranlaßt, eine Abtheilung der Garnison als militärische Hülfe
herbcizuzicehen. Es rückte nun auch diese Truppe heran und drängte
die tobende Menge von d:r Nähe des Hotels zurück. Doch die Mas-
ſen rottirten sich aufs Neue zusammen und wollten nicht weichen, setz-
ten viclmehr das Schreien und Werfen mit Steinen fort. Die Be-
f:ylshaber der Truppen yaben ihrer dienſtlichen Versicherung nach das
Volt zum Auseinandergehen aufgefordert, da aber dies oyne Erfolg
war, immer wieder Steine gegen die Truppen geworfen
wurden und mebre Soldaten und Offiziere Steinwürfe erhielten, ward
zum Fertigmachen commandirt, dann aber noch ein Mal das Ge-
wehr beim Fuß genommen, hierauf aufs Neue fertig gemacht und end-
lich Feuer gegeben.“

q (Die ;: Macht hat also den beſtehenden Gesetzen nach
gehandelt, ſie iſi auf vorgängige Requisition der königl. Civil-
v eh örden eingeſchritten, und es leuchtet zugleich aus dieser, officiel-
len Berichten entnommenen, Darstellung ein, daß der Prinz Johann
den Befehl zum Feuern nicht gegeben bat und solchen Befehl hier

. gar nicht einmal geben konnte, und daß Dicjenigen, welche taher den

Grund zu Unglimpf nehmen, den Hergang der Sache nicht kennen
oder nicht kennen wollen...

Die Antwort des Königs lautet, nach deni Eingange, wörilich:

„Geſtüßt auf die dem Lande verliehene Verfaſſung, durfte ich vertrauen,
daß das sächfiſche Volk, überall von ihrem Geiße durchdrungen, auch in deu
Stürmen einer bewegten Zeit daran festhalten und nur auf vem Wege ves
Gesetzes und der Ordnung wandeln werde. Desto tiefer hat es mich geſchmerzt,
daß die zweite Stadt ves Landes, in der ich gerne weilte, in ver ich so oft
Beweise treuer Liebe und hochherziger Gesinnung empfing, das vielfach ge-
segnete und blühende Leipzig der Schauplatz eines unwürdigen Frevels ge-
wesen, daß dort das heilige Geseß verletzt worden, verlett in der Perfon
meines vielgeliebten Bruders, der sich in Erfüllung des Berufs, den er a us
reiner Liebe zum Vaterlande übernommen, ar gls s und voll Vertrauens
wie sonst in vie Miite von Leipzigs Bürgern begeben hatte. Es erfüllt mich
mit ticfer Betrübniß; daß man ſich nicht entblödet hat, durch eben fo
agrundloſe als unwürdige Gerüchte vie Meinung des Volkes aufzure.


 
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