Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 238 - No. 267 (1. September - 30. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1005

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
As 2329.



Abonü ement mitovier-
telſjähr. Vorausbezahlung
:331001
; ir fes ogthum -
Baden 2 fl. 8 kr., im
Ausland erhöht fich das



Mannheimer Abendzeitung

Inserate diegeſpaltene
Zeile in Petitschrift oder
deren Raum 3 kr. IJnſe-
rate, worüber die Redak-
. tion Auskunft zuerthellen
> Ur k



ſtſstmurKsuet und Gety erbitte man
Dienstag 2. September 1843.





Deutſchland.

* Mannheim, 1. September. Ein Sthleswig - Holſteiner,
der eben vom Würzburger Sängerfeſte heimkehrte, ſchreibt aus Düſs
eldorf: Y
; tier habe ich den Assisenh of noch in Wirkſamkeit getroffen
und den Verhandlungen mehrerer Sachen beigewohnt. Völlig bin ich
befricdigtz meine Ansicht von der V orzüglichkeit de s Gesch wo r-
neng erichts iſt durch diese Anschauung vollkommen beſtätigt wor-
digt worden. Dadurch wird Sicherhcit des Rechtes, Bewußiſein vom
Rechte und Theilnahme an den öffentlichen Dingen bewirkt und er-
halten. In der That, die deutschen Rheinlande, welche im Besitze

derselben find, haben daran ein unſchätzbares Gut vor den übrigen

deutschen Landen voraus, und wir wollen es ihnen nicht verdenken,
sondern es ihnen danken, daß sie an ihren so vertrefffichen, ursprüng-
lich deutſchen Inſtitutionen hangen und halten. Wie lange aber
werden die andern deutſchen Staaten, diejenigen ſelbſt,
die ſich ſchon einerconstitutionellen Verfassung erfrcuen,
anſteh en, bei sich einzuführen, was hier ſchon blüht? ~
Wir wollen hoffen, daß es nicht gar zu lange dauere, daß man bald
die entgegengesetzte Ansicht, das Vorurtheil oder was sonst im Wege
ſtezt, hinwegthue, wenigstens aber nicht dagegen abſpreche, bevor man
aus der Anſchauung seine Kunde vervollſtändigt und seine Ueberzeugung
befeſtigt habe. In meinem Heimatlande sind ſchon manche wohlmei-
nende Gegner der Gischwornengerichte durch die Auſchauung ihres
Verfahrens und ihrer Wirkſamkeit bekehrt worden, und ich denke, die
geringe Opposition, welche ſie dort noch bei einigen Juriſten finden,
wird bald ganz ſchwinden, damit aber dies nördlichſte deutsche Land,
Schleswig-Holsſtein, das erſte sein, welches nun zu einem v oll st än-
dig öffentlichen und mündlichen Gerichtsv erfahren und
Geſchwornengerichten gelangtz denn die Regierung hat sich nicht
abgeneigt erklärt.“

* Manunhßheim, 1. Sept. Die Klagen über Mängel des
Gütertrans p orts auf unserer Eisenbahn werden hier täglich lau-
ter und erscheinen nur allzusehr begründet. Anders in
Belgien. Ein Antwerpener hatte im „- Commerce belge “ gemeldet,
daß es an Waggons für den Waarentraneport zwischen Antwerpen
und Köln mangele. Darauf hat nun die Eiſenbahnverwaltung ein
Stchreiven erlaſſen, welches daran erinnert, daß ein Regiſter an der
Station von Untwerpen offen liegt, in welches jeder Spediteur für
jeden Tag das Material einschreiben kann, deſſen er bedarf, um seine
Absendungen zu ſichern; daß seit der Eröffnung dieſ:s Regiſters kein
G eſu < v er tagt worden iſt, daß das Material der Eisenbahn für
die Sendungen nach Dauttchland hinreichen kann, wenn ſte au c
vierfach ſo ſtark wären, als sie gewöhnlich ſind; daß diese Sen-
dungen in diesem Augenblick von so geringer ?: ichtigkeit ſind, daß,
wegen Mangels an Waaren während des Monats Auguſt, ein großer
Theil der für den rheinischen Diinſt beſtimmten Waggons nach dem
Innern gesandt worden ift. Es bleibt zu wünſchen, raß die badische
Ciſenbahn Direktion sich auf die mehrfachen öffentlichen und Privat-
Anregungen der vorhandenen Uebelſtände gleichfalls erkläre, haupt-
ſäth lich aber, daß alsbaldige Abhülfe erfolze. i

Mannheim, 28. iuguſt. Die hier verbreitete Nathricht, daß
die Rezierung nunmehr errſtlich gesonnen iſt, übcr die auf dem Land-
tage von 1838 schon zur Sprache gebrachte Ausführung des Baues
einer Eisenbahn von Of fenburg durch das Kinzigthal nach
' hem Bodensee tem bevorſtehenden Landtage die erforderlichen Ge-
ſeße vorzulegen, hat untcr der hieſigen Handelswelt freudigen Ein-
druck erregt. ~ Der Freimaureror de n beabsichtigt ſeine Logen in
' „dem Batiſchen wieder zu eröffnen und es fanden zu dieſem Zwecke
schon vorbereitende Versammlungen hier statt. Die Regierung hat
bereits auf Ansuchen der Loge in Straßburg gestattet, daß das auf den

. . d. M. anberaumte Erwinsfeſt in Steinbach auf maureriſcher

' Weise beganzen werde, wobei fich auch von hier, Baiern, Heſſen rc.
î 'ne große Anzabl Freimaurer einfinden wird. – Schw. M.)

. T Den Seeblättern zufolze hat der Abgeordnete Goll von
sKarlsruhe seine Stelle niedergelegt. Auch heißt cs, das Wallcolle-
vs der Reſidenz gedenke denselben durch den früheren Kammerprä-
denten, Hrn. Profeſſor Mittermaier zu ersetzen.

.. + Seidelberg, 30. Auguſt. Geſtern Nachmittag wurde die
öffentliche Ruhe auf eine unerhörte Weise geſtört: Nachmittags um
2 Uhr kamen plöglich einige Individuen mit Schießgewehren auf
dem Ludwigsplagte an, ftellten sich in die Nähe des Muſeums, feuer-
ten sie da nach einander ab und entfernten ſich dann schnell wieder.
Die Polizei kam wie gewöhnlich zu sſpät und die Thäter wurden bis
heute nicht beigezogen.

Von dem bad. Mittelrhein, 30 Auguſt. Am 3. k. M.
soll für den Offenburger Wahlbezirk dic Abgeordneten-Wahl ſtattfinden.
Sie haben schon berichtet, daß der frühere Abgeordnete Kna pp nicht
wieder erwählt werden dürfte, und ein anderer gefinnungstüchtiger
Bürger mehr Aussicht für ſich habe, gewählt zu werden. Jeder Mann
des Fortschrites muß dies wünſchen; denn wer die Verhandlungen der
lezten Landtage auch nur oberflächlich verfolgte, mußte wahrnehmen,
daß der Abgeordnete Knapp nicht mehr die Rolle spielte, die er auf
den frühern Landtagen vertreten hatte. Wir ſind keine Gegner sei-
ner Perſon und haben blos die Sache im Auge. Von diesem Stand-
punkte aus erkennen wir seine früheren Verdienſte gerne an, müſſen
aber sagen, daß er sich überlebt hat und sich namentlich durch seine
eingebildete Unfehlbarkeit viele Inconſequenzen zu Schulden
kommen lich. Möchten dies die Wahlmänner beherzigen und sich we-
der durch die früheren Verdienſte des Abgeordneten Kn a pp, noch
durch die Appellation seiner Freunde an das Mitleiden, wegen der
erlittenen Angriffe von Seite der Prefse, zu einer Dankbarkeit hinrei-
Hen laſſen, welche ihm auf jede andere Art erzeigt werden mag, durch
ſeine Wiedererwmählung aber nicht am Platze wäre. Es handelt ſich
ja um eine hochwichtige Sache, nicht um eine Person. Diese muß
jener weichen, wenn es das Wohl des Allgemeinen fordert. ~ (Obrh. Z.)

Berlin, 26. Auguſt. (Wes.- Z.) Die Weigerung des Predi-
gers v. G erlach in Berlin, solche Eheleute, welche nach den beſte-
henden Geschen rechtskräftig und ohne tas Verbot, sich wieder zu
verheirathen, geschieden waren, bei einer neuen Heirath zu trauen,
iſt ein Fall, deſſen Wichtigkeit, da noch mehrere Geiſtliche dem ge-
gebenen Beispiel sich angeſchloſſ:n haben, immer mehr hervortritt.
Die dem Berliner Magistrat mitgetheilte „allerhöchſte - Ent-
scheidung, wodurch der Geistliche in solchen Fällen nicht zur
Trauung verpflichtet itt, stimmt nach dem ihr zu Grunde lie-
genden Princip mit dem vor einigen Jahren bekannt gewordenen
ECheſcheidungs-Gesezentwurf völlig überein. Der Cultusminister hatte
bekanntlich in dieser Sache nicht nur die Consiſtorien der öſllichen
Provinzen zu gutachtlichen Aeußerungen und Vorschlägen aufgefor-
dert, sondern auch das Juſi.izminiſterium, abgesehen von dem ſpeciel-
len Falle, über die allgemeine Frage zu Rathe gezogen, ob gegen der-
gleichen Geistliche von Rechtswegen eingeſchritten werden kann. Man
erfährt jezt aus der Magdeburger Ztg., daß die beiden Juſtizminiſter
ihr Votum jeder in einem andern Sinne abgegeben haben, wodurch
die Angelgenheit wieder in suspenss blieb, bis jene Entscheidung
erfolgte. In Anbetracht dieser Lage der Dinge soll sich der hieſige
Magiftrat zu dem Entschlufse vereinigt haben: um die Einführung
der Civilehe geeignete Anträge zu ſtellen. ;

~ (Mach. Z.) Die Hindernisse, welche der schriftſiclleriſchen Thä-
tigkeit Edgar Bauer's früher im Wege ftanden, sind nun wieder voll-
ſtändiz bescitigt und er kann ſchreiben, ohne eine doppelte Censur
fürchten zu müſſen. Die frühere Behandlung scheint aus dem Pflicht-
gefühle des Commandanten hervorgegangen zu sein, der dem Gefan-
genen durchaus keine Freiyeit geſtaiten wollte, bevor nicht das Kam-
mergericht die Inſiruction in Bezug der Behandlung Bauer's ge-
ſchict haite. Dieſe iſt vor einigen Tagen in Magdeburg angrlangt
und erlaubt Edgar Bauer, sich nach scinem Gefallen zu beschäftigen,
74s denn auch tren bedeutenden Einfluß auf seinen Geſundheitszu-
ſtand haben wird.

Köln , 23. Aug. (Wes. Z.) Nachdem die Menge ſich wieder
verlaufen, die die Feſte uns zugeführt, erfährt man allmölig Einzeln-
heiten, die für den ernsteren Beobachter ein höheres Intercsse bieten,
als pomphafte Schaugepränge, wie die Sorgfalt der Behörden ſie
hei solchen Gel.genheiten jedesmal zu veranstalten für ihre Pflicht
hält. In letzterer Beziehung iſt es uns recht. aufzefallen, daß dies-
mal nicht, wie früher wohl, der freiwilligen Bewegung der Maſſen


 
Annotationen