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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 117 - No. 145 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0565

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I341

ein + geprügelt wurde, weil er die Führuug der Unterſuchnng in
polnischer Sprache verlangte. Er läugnete nur der deutſchen Sprache sür
die gerichtliche Untersuchung mächtig zu sein; daß er fich ih-
rer in einem Gespräch mit dem Waldwärter bedient, das konnte ſich
recht wohl in polniſcher Sprache ermitteln laſſen). „Die Confron-
tation dieser Personen (nämlich des Waldwärters und des Krzym.)
mußte nach der Ansicht des Gerichts ~ wohlgemerkt ~ des fich
rechtfertigenden Gerichts = in deutſcher Sprache gehalten wer-
den (warum?!) und dabei sollen fich die frechen Lügen des Krzym.
besonders herausgeſtellt haben, weshalb derselbe nach dem Beschluß
des Unterſuchungsgerichts auf Grund der §§. 292-204 der Cri-
minalordnung mit Züchtigung belegt worden ist.. –~ Nun wohl, die
Rechtfertigung des Gerichts iſt glänzend, und so wird wohl auch
die Rechtfertigung des. Herrn Baron v. Rippenda, von wegen ſei-
ner 5 Extrahiebe, auf dem Wege der Disciplinar-Unterſuchung glän-
zend ausgemittelt werden, denn Hr. Baron v. Rippenda ist ein „ganz
leidenſchaftloſer Beamter.“ ;

Aus dem Lippiſchen, 9. Mai. (Trier. 3.) Ehre dem
Ehre gebührt und selbſt die Ehre der Denunciationen wollen wir Nie-
manden ſtreitig machen. In unseren Nachbarſtaaten ift es jetzt an
der Tagesordnung!, überall „ communiſtiſche Tendenzen““ zu wittern.

Unsere gutgenährten Grundbeſiter gehen schon etwas weiter; ſie rie-

<en in Vorträgen, die cine Verbeſſerung der Lage ihrer Nebenmen-
ſchen bezwecken, Aufruhr und Empörung. –~ Die Mitglieder des
landwirthschaftlichen Vereins in Oerlinghausen (siehe Nr. 130 d. Bl.)
berathen zum größer-n Theile darüber, auf welche Wriſe dem Aſeſſor
Meyer doch am Empfindlichſten beizukommen sein möchte. Die An-
ſicht der Mehrzahl neigt fich dahin, den Aſeſſor Meyer bei Sereniſ-
ſimus als einen Mann zu bezeichnen, der Aufruhr und Empörung
der niederen Volksclasſse predige, deshalb in Untersuchung gezogen und
von seinem Amte entsetzt werden müſſe. Von Cinigen wird feſt be-
hauptiet, daß diese Monſter- Denunciation zu Stande kommen werde.
Geschieht Dieſes, so wollen wir die Namen der Denuncianten der
Oeffentlichkeit preisgeben, damit Niemanden der ihm gebührende Theil
öffentlicher Anerkennung entzogen werde.
| Belgien.

§ Brüſſel, 15. Mai. Unter der Ubberſchrifti: ,,Die
Colonisten von Santo-Thomaér' lieſt man im ,„Jmpartial de
Brugges'': Lor ungefähr zwei Jahren haben die Roberts Macaires

von Brüssel begonnen, Belgier nach ihrem Friedhof von Santo-

Thomas zu deportiren. Die Zahl ter Deportirten belief ſich auf
ungefähr Neunhundert!!! ~. Will man wiſſen, wie viele von
dieſen neunhundert Unglücklichen noch am Leben sind ? Wohlan! es
ſind deren höchſtens Hundert und fünfzig übrig!!! –~ Und wenn
man bis zur nächsten Saison wartet, ſo wird kein Einziger mehr üb-
rig sein!!! Wir yaben die abſcheuliche Speculation der Coloniſa-
tions-Gesellſchaft verfolgt, wir fordern diese Gesellschaft auf, uns ein
gerichtliches Dementi über die so wichtige Thatsache zu geben, welche
wir in dieſem Augenblick behaupten.“ In Folge dieſes traurigen
Berichts richtet der „Jmpartial“’ einen Aufruf an das öffentliche
Mitleiden und fordert die Preſſe auf, Subſcriptionen zu eröffnen, um
die Koſten einer Expediiion zu decken, die bestimmt ist, diese unglück-
lichen Coloniſten zurückzuholen.

Schtweiz.

§. Lnzern, 14. Mai. (N. Z. s Groß iſt die Theilnahme,
welche für Dr. Steiger beinahe in der ganzen Eidgenoſsenſchaft
herrscht und durch täglich einlaufende Briefe sich kand gibt. Dic
Theilnahme zeigt sich sogar hic und da sehr begeiſtert. So schrieb
eine Frauensperson an einen Großrath unter A.: p Viel- Hun-
derte sind erlöst und in den Schoos ihrer Familien zurückgekehrt,
aber viele Hunderte schmachten noch in Gefängnissen. Könnte ich doch
für Alle Gnade erflehen. Da dieses nicht in meiner Kraft steht, so
möchte ich doch wenigstens in einer Familie Thränen trocknen hel-
fen, und ich erkläre mich also bereit, wens Hr. Dr. Robert Steiger
mit einem andern Menschenleben scine Freiheit erlangen kann, mein
eigenes Leben für ihn hinzugeben. Ich ersuche Sie, tragen Sie diese
meine Bitte, die aus einem aufrichtigen Herzen kommt, dem hoch-
löblichen Gr. Ratbe vor. Glauben Sie nicht, daß ich einen Augen-
blick säumen werde, mein Wort zu löſen.-

Zürich, 15. Mai. (N. Z. Z.) Es sollen die HH. M. Eſcher-
Heß, Ott-Imhof, Sal. Peſtalozzi zum Steinbock, Schultheß-Landold
und Schultheß-Rechberg gesonnen sein,. noch am heutigen Tage dem
Hrn. Amtsbürgermeiſter Furrer ein von
einzureichen, worin sie bei der hohen Regierung des Kantons Zürich

um die Conceſſion für den Bau einer Eisenbahn zur Herstellung einer

directen Verbindung mit Basel und den dort ausmündenden franzöſt-
ſcheu und großherzoglich- badiſchen Bahnen einkommen. Wie man
vernimmt, kann die Unternehmung, wenigſtens in fiuanzieller Bezie-
hung, als gesichert betrachtet werden, und so dürſten wir denn dem
gJeitpunkte entgegengehen, der bie Schweiz einer für ſîe ſo gefährlichen

ihnen unterzeichnetes Gesuch

Iſolirung entreißt und ihrem Verkehr einen nic gekannten Aufschwung
zu geben verſprict... ;

_ Waeardt. Der am 12. d. M. zufammengetretene Gr. Rath
hat sofort mit der Berathung des Verfaſſungsentwurfes begonnen.
Präsident Druey bat lebhaften Antheil an der Discussion genommen.
Art. 1 der Verfaſſang wurde feſtgesſett, wie folgt: „Der Kanton
Waadt iſt eine demokratiſche Republik und einer der Stände der
schweizerischen Eidgenoſſsenſchaft. Das Vo!k iſt souverän.

Frankreich.

Paris, 14. Mai. Die Artikel des Vertrags mit Sardinten,
welche das literarische Eizenthum betreffen, sagt der Conſliiutionnel.-,
ſind mit der unglaublichsten Nachlässigkeit abgefaßt worden. Wird
man glauben, daß das Miniſterium, durch eine ausdrücliche Stipu-
lation den Wiederabdruck aller literarischen, wiſſenſchaftlichen, hiſto-
riſchen, philosophischen Werke, welche anfangs in den franzöſiſchen
Zeitungen veröffentlicht sein werden, in den sardiniſchen Zeitungen
erlaubt hat? Der Art. 5 des Bertrags lautet, wie folgt: „Ungeach-
tet der Benimmungen der früheren Artikel, können die aus den Zei-
tungen oder periodischen Schriften, welche in einem der beiden Staa-
ten veröffentlicht werden, ausgezogenen Artikel in den Zeitungen und
veriodiſchen Schriften des andern Staats wieder abgedruckt werten,
vorausgesetzt, daß deren Uriprung angezeigt wird." Hiedurch wird,
wie dies die Gesellſchaft der Literaten in einer an die Pairskammer
gerichteten Biitſchrift bemerkt hat, das, was zu Lyon ein Nachdruck
sein wird, kein Nachdru> zu Turin sein, und ein franzöſiſches Blatt
wird in einer Stadt Frankreichs wegen der nämlichen Handlung ver-
urtheiit werden, welche in einer Stadt Sardintens vollkommen er-
laubt sein wird. Iſt dieß tie Geſetlichkeit, dic wahre Gegenſeitigkeit,
welche durch den Vertrag begründet zu haben ma: ſich gerühmt hai?
Die Commission der Pairskammer hat verlangt, daß die Regierung

) ~r

ſich über den Sinn dieses ſonderbaren Artikels erkläre, und Hr. von
Barante, der Berichterſtatter, hat angezeigt, daß dic Regierung sich
mit den Unterhandlungen einer Ergänzunge-Uebereinkunft beſchäftigen
werde. Das Miniſtecium hat dieses Versprechen beftätigt. Welche
geschickte, welche vorsichtige Diplomaten ſind die urſrigen ! ;



** Mannheim. Das badiſche Staats- und Reg.-Blatt Rr.
14 bringt: 1. einc Medaillen-Verkeißung an Bürgermeifter Kamm in
Beuern, 2) die Ernennung folgender- Portepecfährdriche zu Leutnanten
durch Ordre vom 4. März: Rapp, Kraus, Hoffmann, Bachelin,
Fäßler, Rückert, Frank, Eichrodt. v. Gillmann, Gervais, Dern,
Meßner, Freiverg, Sachs, Weber, Bierordt, Gottreu, Caſſinone,
Bauer, v. Menzingen, Koch, v. Schäffer u. v. Türkheim; 3]) Haupt-
mann Thome und Kanzliſt Strobel beim Armeekommando ſind in
Ruheſtand versetzt, letzterer wegen Kränklichkeit; 4) der „erzbischöfliche

Dekan Landberr in Bevern erhielt den Tttel vgeiſtlicher Rath..; Phy-

ſikus Engelberg iſt bis zur Herſtellung seiner Gesundheit in Ruhe-
ſtand verſetzt; die kath. Pfarrei von Thengendorf iſt dem Pfarrer
Kuppler in Pfohren, die von Rohrbach am Gieshübel dem Pfarrer
Dr. Brugger in Kadelburg, dic von Balg dem Pfarrverweſer Zwie-
belhofer in Ketſch, die von Grießen dem Pfarrverweſer Zerg in Ran-
degg, die von Sasbach dem erzb. Dekan Daniel in Gemshurſtz ~
ferner die evangel. Pfarrei von Gernsbach dem Pfarrer Katz in Berg-
hauſen urd bie von Müllheim dem Pfarrer Zittel in Bickenſohl über-
tragen; 5) In den Städten Külsheim und Freudenberg werden vom
1. Juli an Brief- und Fahrpoſt-Expeditionen errichtet; 6) dem Rechts-
praktilanien W. Werner in Appenweier iſt das Schrifiverfaſsungs-
recht in gerichtlichen Angelegenheiten ertheilt; 7) das vom General-
leutnant v. Freyſtedt in Bezug auf das Gut v. Iſtein Amts Lörrach
errichtet? Stammgutsſtatut iſt genehmigt. Ñ



L- 4

[1285]11 Zur Beruhigung unserer Mitbürger und veranlaßt
durch die Schritte des Carlsruhe- Pforzheimer Vereins in Beireff der
Bahnverbindung des Großherzogthums mit Württemberg, erklären
wir hiermit: daß bereits vor längerer Zeit bet großberzogl. höchſt-
preißlichen Staats Ministerium von der unterzeichneten Stelle ein Ge-
ſuch um Ertheilung einer Conceſſion zur Erbauung einer Eiſenbahn
von Bruchſal über Bretten an die württembergische Gränze ein-
gereicht wurde. :

Da man sic zugleich in den Stand gesetzt sah, der großherzogl.
höchſten Staatsbehörde jet e Garantie für das Vorhandensein des
deßfalls nöthigen Kapitals anbieten zu können, so hat man es unter-
laſſen, zu einer Aktienzeichrung eiazuladen. ' i

Mannheim den 17. Mai 1845.

Großberzogliche Handclskammer
Lauer
Müller Secreiär.


 
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