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<< en Rheinprovinz nicht allein berührt wird, sondern ſich zugleich ;
als Hauptausgangsort der Rheinhesſiſchen Bahn darftellt, nämlich :
Berns yr LMereatans eines Verbindungspunkts durch eine Seiten-
ahn zu geben.
Denn abgesehen von den hiſtorischen Erinnerungen dieser Stadt kann
deren Wichtigkeit, wie dies auch in jüngster Zeit von der Staats-
regierung entsprechend anerkannt worden, was den politischen, insbe-
sondere den commerciellen Gesichtspunkt betrifft, nicht geläugnet werden,
wie denn auch der Verkehr dieser Stadt mit der Provinz Starkenburg
bereits das Bedürfniß einer stehenden Rheinbrücke erzeugt hat, welche
dann als ein entsprechendes imposantes Verbindungsmittel der beiden
großen Bahnſtraßen des rechten und linken Rheinufers dienen würde.
Man lasse dahcr, so weinreich auch die Hügelſtadt Oppenheim
sein mag, die Winkelbahnidee fallen, und lenke nur auf Großes
und Verwandtes und damit auf das zugleich tie ächten Interessen
Fördende, seinen Blick.
Mus Vreußcen. Die Weserzeitung schreibt: So eben ſehe ich,
daß Ihr Breslauer Correspondent, ein sonst besonnener und wohl-
unterrichteter Mann, in dieselbe Falle gegangen ist, die so viele An-
dere getäuſcht hat. Daß der Fürſt von Hohenlohe die Acußerungen,
welche das Gerücht ihm in den Mund legt, nicht gemacht haben
kann, läßt sich mit Gewißheit behaupten, da man weiß, daß der
Fürſt unmittelbar vor seiner Abreise von Berlin nach Breslau, nach
der letzten Audienz, die er bei Sr. Majeſtät dem Könige hatte, ge-
gen vertraute Freunde sich in einem gerade entgegengesetzten Sinne
ausgesprochen. Man durfte aber mit dieser Thatſache nicht einmal
bekannt sein, um es im höchſten Grade unwahrscheinlich zu finden,
daß der Landtagsmarſchall einer einzelnen Provinz es gewagt haben
sollte, über einen so wichtigen Gegenstand Eröffnungen zu machen,
die in seinem Munde den Ständen gegenüber immer halbantlliche
sein mußten, und zu denen er doch unmöglich ermächtigt sein konnte.)
(Wir haben, so nahe auch die obige Einwendung liegt, keinen Grund,
an der Glaubwürdigkeit unsers Breslauer Correſpondenten zu zweifeln.
Die Red. d. Weserztg.) Ich will Ihnen nur geſtehen, daß mir bei dem
vergeblichen Nachforschen über den Ursprung aller dieser Gerüchte ganz
eigene Gedanken gekommen sind. Sie werden sich erinnern, daß Mr. Ber-
nays, der ci-devant Herausgeber des Pariser „Vorwärts-. vor ei-
niger Zeit .mit dex Wette prahlte, die er eingegaugen fei:
Ex wolle im Laufe dieses Jahres den deutſchen Zeitungen hundert
der derbſten und handgreiflichſten Lügen aufbinden. Sollte das Ge-
ſchichtchen von der preußischen Conſtitution, welches bekanntlich zuerst
der „National.„mitthcilte, vielleicht die erſte Probe von der Geschicklichkeit
des Hrn. Bernays im Lügenverbreiten sein? Wenn diese, freilich nur
auf das Gerathewohl hingeworfene Vermuthung ſsich beſtätigen sollte,
verdienten wir wirklich, daß ganz Europa auf Koſten der deutschen
Leichtgläubigkeit in ein homeriſches Gelächter ausbräche.
Werlin, 21. Febr. Schelling hat an Steffens Grabe
das Wort genommen, seine Rede aber nicht den Zeitungen über-
geben. Die „gute Presse- rühmte es vor einigen Tagen, daß als
Genugthuung für die vielen, dem berühmten Manne hier in Berlin
angethanen Kränkungen jetzt eine Schrift » Schelling und die Theo-
logen - von hier ausgegangen sei, welche seinem Verdienste Gerech-
tigkeit widersahren laſſe. Dadurch vrranlaßt, habe ich mir denn
auch diese gepriesene Schriſt kommen laſſen und eine höchſt unbedeu-
tende kleine Brochüre in derselben gefunden, welche sich die Mühe
gibt, alle seit dem Jahre 1841 bis jetzt gegen Schelting erschienenen
Schriften, deren Zahl nicht weniger als 26 beträgt, mit ein Paar
Zeilen abzufertigen. Wenn vie Schelling'sche Schule auf diese Weiſe
mit ihren Gegnern fertig zu werden meint, kann man sie nur be-
daucrn. Erſt wenn man ſieht, daß der Gegner die geiſtige Bedeu-
tung seines Feindes aufzufassen und ihn zu achten verſteht, kann er
darauf Anspruch machen, beachtet zu werden. Solche oberflächliche,
ſich spreizende Schriftchen, wie die aus Rheinwalds theologiſchem
Repertorium abgedruckte Brochüre, machen gar keine Wirkung. (Tr. Z.)
[]) Aus Lippe-Detmyld, Ende Februar. Unser Landtag ist
beendigt. Man hört indessen noch nichts Beſtimmtes über die Ver-
handlungen desselben, nur hie und ta wird darüber etwas gemunkelt,
z. B. daß die Landstände einen Zuſchuß von 12,000 Rthlr. für den
Fürſten zuerſt verweigert, den Tag varauf aber bewilligt haben; fer-
ner, vaß auch die in den ſtädtiſchen Feldmarken licgenden Grund-
stücke einer zweiten Contribution unterworfen werden, daß in Det-
mold ein Zuchthaus gebaut werden soll u. s. w. Ueber die Ver-
handlung des Voium negativum habe ich bis jetzt nichts gehört.
Menn der Landtags - Abschied publicirt wird, dann will ich Ihnen
mehreres ſchreiben. ;
#* Von der Weſer, Mitte Feöoruar. Der Redakteur des
früheren Weser-Dampſsboots, A. Ofterwald in Rinteln, machte, als
das heſſ. Miniſterium jenes Blatt durch die Poſt zu beziehen unter-
sagt hatte, seinen Abonnenten im Heſſiſchen bekannt, daß dieses: Ver-
bot ihn weder an der Herausgabe und Verbreitung, noch sie am Le-
»ſen deſſclben hindern könne. In Folge dieser im Weser - Dampfboot
abgedruckten Erklärung wurde nun Hr. O. vor längerer Zeit in Cri-
minaluntersuchung gezogen und ihm Verspottung der miniſteriellen Au-
torität, ja sogar Aufreizen zum Ungehorsam und ungesetllichem Wi-
derſtand zur Laſt gelegt. Die preußische Cenſur hatte in jener Er-
klärung nichts Anſtößiges gefunden. Auf das Resultat jener Unter-
suchung sind wir sehr gespannt. ~ Erft jegt iſt das Januarheft des
„Weſtſ. Dampfboots*“ im Verlage von Helwick in Birlefeld erschie-
nen, und ich mache die Leser auf die Aufsätze: |, Stüve und das
lr Wort“, „Almosen-/, „Weſtphälische Zuſtände" besonders aufmerk-
am.
Die -, Barmer Ztg. " meldet aus Elberfeld vom 25. Febr.:
Wir haben in unserm Thale nur zu häufig meuchleriſche Anfälle mit
dem Messer zu beklagen und es vergeht faſt keine Woche, wo nicht
ein Mord oder eine gefährliche Verwundung vorkommt. Am geſtri-
gen Abend fiel wiederum in der Schuhmacherherberge, nach einem un-
bedeutenden Wortwechsel ein Opfer dieser Waffe. Mit 9 gefährlichen
Stichen wurde der Unglückliche im Hofe liegend gefunden. Der Thä-
ter, um sich der Verfolgung zu entziehen, sprang aus dem Fenſter
des hohen zweiten Stocks auf die Straße herab, und erſt am Schlacht-
hause gelang es den ihm Nachsetenden, seiner habhaft zu werden.
Es war derselbe Abend und dieſelbe Stunde, wo, wenige Schritte
von dem Orte ter That entfernt , im Aſisenſaale ein ähnlicher Mord
mit lebenswieriger Zwangsarbeit und Brandmarkung geſtraft wurde.
Posen, 16. Feb. (Algem. Z.) Die ſtrengen Maßregeln der
ruſſiſchen Regierung im Königreich Polen, namentlich die vielen Ver-
haftungen, welche selbſt die Ruhigſten mit Bangigkeit erfüllen, und
die Verschärfungen in Betreff der Päſſe in's Ausland, die für jede
Person, Kinder und Bedienung nicht ausgenommen, nur gegen Ent-
richtung von 100 Silberrubeln, und dies nur mit großer Schwie-
rigkcit ertheilt werden sollen, hat an 70 0 Familien veran'aßt, um
Auswanderungspäſſe nachzuſuchenz die Regierung wendet alles an,
um ſie davon abzubringen; ſie verſpricht und ertheilt auch Einzelnen
von ihnen noch Päſſe ins Ausland unter den frühern leichtern Be-
dingungen.
Schweiz.
Zürich. Verhandlungen der außerordentlichen Tagsatzung.
Dritte Sitzung, 27. Febr. Anzeige neuerdings eingegangener Bitt-
ſchriſten für gänzliche Ausweisung der Jesuiten. Unter der Zahl
dieser Bittschrifien erscheint Bern mit 19,000, Glarus mit 3513,
Solothurn mit 6(514, Schaffhausen mit 796, Aargau mit 6000,
Thurgau s 5000, Waadt mit ungefähr 32,000, Genf mit 7000
Unterſchriften.
Jeſuitenfrage. Die Gesandtschaft von Bern trägt vor Al-
lem auf Erörterung der Frage att, ob eine Kommiſſion niederzusezen
! fte Gegenstand im Schooße der Tagsatzung sofort zu bera-
then sei.
" HYafel-Stadtthtzeil will jeden Stand das Votum eröffnen
laſſen. Gegen Ernennung einer Kommission sprachen ſich am Be-
stimmtesten die sieben ultramontanen Stände aus. Mit Baſel-Stadt-
theil erklären ſich auch die übrigen Gesandtschaften einverſtanden.
Es wird daher die allgemeine Umfrage über die Jesuitenwirren er-
öffnet.
Vern. Das Recht der Tagsatzung, für innere und äußere
Sicherheit der Schweiz die Maßregeln zu treffen, iſt durch Art. 1
und 8 des Bundesvertrags anerkannt. Dieses Recht kann der Tag- '
ſatzung also nicht beſtritten werden. Es fragt ſich nur, ob d ie Jes
suiten jene Sicherheit ſtören: es handelt ſich um eine That-. nicht
um eine Rechtsfrage. Der Redner weiſt nun die Gefährlichkeit der
Jesuiten nach, indem dieselben 1) die Moral untergraben, 2) das
Familienleben und den häuslichen Frieden stören, 3) indem ſie kein
Vaterland anerkennen, 4) mit blindem Gehorsam einem außer der ..
Schweiz ſtehenden Ordensobern folgen, 5) auf Ausrottung des Pro-
teſtantismus in paritätischen Staaten ausgehen. Hr. Neuhaus schließt
mit Berns Antrag.
Luzern. Schon im Jahre 1840 verlangten 11,799 Bürger
Luzerns, damals die Mehrheit der ſtimmfähigen Bevölkerung, die
Zurückführung der ehrwürdigen Väter der Geſellſchaft Jesu. Herr
Siegwart fährt mit der Erzählung der Jeſuitenberufung bis auf
die neueſte Zeit nach einer geſchricbenen Rede fort und ſchließt den
geschichtlichen Ueberblick mit der Bemerkung , daß die Jeſuitenberu-
fung erſt nach der reifſten Ueberlegung erfolgt sey. Das Velk ſtand
zu dieser Berufung und wird ferner zu verſelben ſtehen. Die Je-
ſuitenberufung hat den Landfriedensbruch vom 8. Dezbr. weder be..
gründet noch herbeigeführt. Die Vorwürfe der Verfaſsungsverletzun-
gen, welche die Minderheit der Cinführung des Jesuitenordens ge-
macht, ſind ungegründet. Alle andern Orden haben im Weſentlichen
die gleichen Regeln wie die Jeſuiten, Der Gr. Rath bestimmt